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Interview mit LRK-Rettungssanitäterin

Mit Einsatzfreude Leben retten

Schnelle Entscheidungen, hohe Belastung und der Wille, Leben zu retten – für Marianne Niederer ist ihr Beruf als Rettungssanitäterin beim Liechtensteinischen Roten Kreuz mehr als nur ein Job.
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Für Marianne Niederer bedeutet «einsatzfreudig» im Rettungsdienst zu arbeiten, dass sie sich engagiert und loyal verhaltet und ab und zu auch etwas Kampfgeist an den Tag legt. (Bild: Benjamin Forster)
Marianne Niederer wird zu sehr verschiedenen Situationen alarmiert, wobei sie mehrheitlich lösungsorientiert handeln kann. (Bild: Benjamin Forster)

Mit Engagement, Fachwissen und einem starken Team an ihrer Seite stellt sie sich täglich neuen Herausforderungen. Im Interview erzählt sie, was Motivation im Rettungsdienst bedeutet, wie sie mit belastenden Einsätzen umgeht und warum Teamgeist für sie unverzichtbar ist.

Was bedeutet Einsatzfreude für Sie in Ihrem Beruf? 
Marianne Niederer: Für mich bedeutet «einsatzfreudig» im Rettungsdienst zu arbeiten, dass ich mich engagiert und loyal verhalte und ab und zu auch ein bisschen Kampfgeist an den Tag lege. Das Bewältigen von Einsätzen nach dem Grundsatz Leiden zu lindern, Leben zu erhalten steht im Vordergrund. Die Freude am Beruf wird durch ein tolles Team und die Anwendungsmöglichkeit von Fachkompetenzen verstärkt. 

Ich setze mich sehr stark für Patienten und mein Berufsbild ein und dies wird häufig durch Wertschätzung belohnt.

Wie wichtig ist Motivation im Rettungsdienst, insbesondere in stressigen Situationen?
Ich denke, die Motivation und das Engagement für die bestmögliche Patientenversorgung haben bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Wenn Einsätze stressig sind, bedeutet dies oft, dass sie uns herausfordern. Diese Ausnahmesituationen zufriedenstellend zu lösen, erfordert Gewissenhaftigkeit und Disziplin, um sich kontinuierlich zu verbessern. 

Gibt es einen Einsatz, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist, weil er Sie beruflich oder persönlich herausgefordert hat?
Für mich gibt es nicht den «einen» Einsatz. Wenn ich mit meinem Team einen Einsatz beende, besprechen wir diesen zum Abschluss. Dort wird schnell klar, wie zufrieden oder unzufrieden wir uns fühlen. Fakt ist, wir werden zu sehr verschiedenen Situationen alarmiert, wobei wir mehrheitlich lösungsorientiert handeln können. Dies stärkt uns und mo­tiviert. Aus ungelösten Problemen wer­den Erfahrungen und wir lernen dazu. Schwierig sind Einsätze, die unseren Handlungsspielraum überschreiten und aufgrund dessen zu Frust führen können.

Marianne Niederer wird zu sehr verschiedenen Situationen alarmiert, wobei sie mehrheitlich lösungsorientiert handeln kann. (Bild: Benjamin Forster)

Wie motivieren Sie sich, wenn Einsätze körperlich oder emotional belastend sind?
Grundsätzlich gehört die emotionale und körperliche Belastung zu unserem Beruf. Daher ist eine Grundbelastbarkeit wichtig. In den Einsätzen selbst bedarf ich keiner Motivation – ich arbeite professionell und setze den Fokus auf Qualität und nicht auf meine Bedürfnisse. Treffen mich in kurzer Zeit gehäuft solche Einsätze, kann ich in Gesprächen mit Teamkollegen gut sogenannte «Psychohygiene» betreiben. Ansonsten nutze ich die dienstfreie Zeit, um mich zu erholen und Stress abzubauen.

Unvergesslich bleiben Einsätze, in denen ich mein Fachwissen ausschöpfen kann und im Nachhinein vom positiven Genesungsprozess der Patienten erfahre.

Welche Rolle spielt Teamarbeit für die Motivation und den Zusammenhalt im Rettungsdienst?
Wie bereits erwähnt, ist für mich ein starkes, wertschätzendes Team ausschlaggebend für meine persönliche Motivation. Wir pushen uns gegenseitig, ein motiviertes Team steigert die Leistungsbereitschaft in allen Bereichen. Umgekehrt können wir «anstrengende Dienste» als Gemeinschaft besser bestreiten.

Wie reagieren Sie, wenn Sie bei einem Einsatz auf Zurückhaltung oder Angst seitens der Ersthelfer oder Angehörigen treffen?
Ich verhalte mich grundsätzlich offen, empathisch und verständnisvoll. Ich versuche, der Situation angepasst zu handeln. Teilweise ist es nicht möglich, sofort auf Angehörige oder Ersthelfer einzugehen. Dann steht für mich der Patient im Vordergrund. Im Verlauf des Einsatzes ist es mir aber wichtig, Drittpersonen bestmöglich zu begleiten und für Nachbetreuung zu sorgen, wenn Bedarf vorhanden ist.

Welche Eigenschaften machen eine Person zu einem guten Rettungssanitäter?
Für mich sind es Eigenschaften wie Verantwortungsbewusstsein, Empathie, schnelle Auffassungsgabe und Eigeninitiative. Die Fähigkeiten, Zusammenhänge zu erkennen, Unsicherheit zu kommunizieren und im Team zu arbeiten, sollten ebenfalls gegeben sein.

Wie bereiten Sie sich mental und körperlich auf besonders herausfordernde Einsätze vor?
Es ist schwierig, sich gezielt vorzubereiten, denn es gibt in unserem Beruf zu viel, was als «Herausforderung» eintreten kann. In meiner Freizeit achte ich daher auf genügend Erholung, Bewegung und einen sinnvollen Ausgleich zum Beruf.

Gab es einen Moment in Ihrer Laufbahn, in dem Sie gemerkt haben, dass Ihr Engagement besonders geschätzt wurde?
In meiner Zeit im Rettungsdienst habe ich viele solche Momente erlebt. Ich setze mich sehr stark für Patienten und mein Berufsbild ein und dies wird häufig durch Wertschätzung belohnt. Unvergesslich bleiben Einsätze, in denen ich mein Fachwissen ausschöpfen kann und im Nachhinein vom positiven Genesungsprozess der Patienten erfahre.

Was würden Sie jemandem raten, der überlegt, Rettungssanitäter zu werden, aber unsicher ist, ob er für die Herausforderungen des Berufs bereit ist?
Ich wusste auch nicht, ob ich den Herausforderungen gewachsen bin. Aber ich wusste, ich will das unbedingt lernen. Ich entsprach den Anforderungen für diesen Beruf und habe es mir zugetraut. Durchhaltewillen ist gefragt, das ist eine der ersten Herausforderungen, die einem in diesem Beruf begegnet. 

 

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