Mirco Beck über seinen Job als Kursleiter beim LRK
«Erste-Hilfe ist einfach – nur Nichtstun ist falsch»

In seinen Kursen vermittelt er, warum Einsatzfreude nicht bedeutet, auf den nächsten Notfall zu warten, sondern vorbereitet zu sein, wenn es darauf ankommt.
Was bedeutet Einsatzfreude für Sie in Ihrer Rolle als Kursleiter?
Mirco Beck: Einsatzfreudigkeit sollte man nicht so verstehen, dass man mit Freude auf den nächsten Einsatz wartet, sondern dass man sich mit Freude 24/7 für die Erkrankten oder Verletzten einsetzt. In meiner Rolle als Kursleiter versuche ich die Laien so in den Kursen zu motivieren, um die Ängste und Hemmschwellen abzubauen, damit sie bei einem Notfall einsatzfreudig werden.
Nicht die innere Haltung ist das Problem, sondern die Hemmung und Angst, einen Fehler zu machen.
Wie vermitteln Sie den Teilnehmenden, dass Erste Hilfe auch eine Frage der inneren Haltung ist?
Erfreulich ist, dass sehr viele helfen wollen. Die ersten Minuten bei einem Notfall können sehr eindrücklich, emotional und schockierend wirken. In meinen Kursen versuche ich, auf diese Szenen einzugehen und den Teilnehmenden einige Tipps mit auf den Weg zu geben, dass diese Blockade nicht überhand nimmt, und so gezielte Handlungen noch möglich sind. Deshalb ist nicht die innere Haltung das Problem, sondern die Hemmung und Angst, einen Fehler zu machen.
Gibt es eine besondere Methode oder Übung, um die Einsatzbereitschaft in Ihren Kursen zu fördern?
In meinen Kursen werden Schritt für Schritt Handlungen vermittelt, damit man am Schluss ein Gesamtbild bekommt. Die Methode ist, dass die Teilnehmer sich Gedanken machen über die Situationen und wie sie sich darin besser zurechtfinden. Darum geht es immer um die Fragen: Was mache ich zu Hause, am Arbeitsplatz oder im Hobby, wenn jetzt etwas passieren würde? Wie findet mich der Rettungsdienst am schnellsten, dort wo ich bin? Habe ich andere Leute als Unterstützung gleich vor Ort? Wo habe ich das Erste-Hilfe-Material verstaut und habe ich das richtige Material vorrätig?
Wie gehen Sie mit Teilnehmenden um, die wenig Interesse oder Motivation zeigen?
Es ist wie überall im Leben. Einige haben mehr, andere weniger Interesse für ein Thema, das akzeptiere ich so. Ich versuche, alle mit ins Boot zu holen und auch den Uninteressierten das Wichtigste mit realen Beispielen aus dem Alltag zu zeigen. Durch ein gutes Klima im Kurs lassen sich die weniger Interessierten manchmal anstecken und machen dann trotzdem mit.
Haben Sie ein Beispiel, in dem ein ehemaliger Kursteilnehmer durch Ihre Schulung ein Leben retten konnte?
Ja, ich bekomme einige Rückmeldungen, wo Kursteilnehmer mir berichteten, dass sie sicherer handeln konnten und ihnen die Infos aus dem Kurs sehr geholfen haben. Manche konnten durch die Massnahmen ein Leben retten, manche versuchten alles und es war dann zu spät. Vielfach geht es um einen Notfall, wo es nicht immer lebensbedrohlich war.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Ausbildung von Ersthelfern?
Das Bewusstsein zu entwickeln, dass man bei einer lebensbedrohenden Situation den Patienten auch berühren darf oder sogar muss.
Wie halten Sie Ihre eigene Motivation und Einsatzfreude aufrecht, wenn Sie immer wieder dieselben Inhalte unterrichten?
Bei mir gibt es ein Komplettangebot, so mache ich bei einem Kunden zuerst einen Safety Check der Ausgangslage und plane mit ihm die Abläufe in der Firma. Immer mit der Frage: «Was wäre wenn?» Dadurch wird das Erste-Hilfe-Material am richtigen Ort platziert und ich passe dann auch die Kurse individuell an den Kunden an. Es ist schon so, dass viele Kursinhalte immer gleich sind, da sich die Erste-Hilfe-Massnahmen – egal, wo man ist – nicht unterscheiden. Die positiven Rückmeldungen der Leute, die ich erhalte, geben mir aber so viel Motivation, dass ich gerne das ganze Land zu Lebensrettern ausbilden möchte.
Erste-Hilfe bedeutet nicht, dass man immer beim Patienten die Hand auflegen oder einen Verband anlegen muss, sondern man kann auch Tätigkeiten im Hintergrund übernehmen.
Gibt es Unterschiede in der Einsatzfreude zwischen verschiedenen Altersgruppen oder Berufsgruppen in Ihren Kursen?
Das kann ich so nicht beantworten, da die Einsatzfreude beim Notfall vor Ort entsteht oder eben nicht. Ich kann nur versuchen, Hemmschwellen abzubauen und die positiven Aspekte einer Erste-Hilfe-Leistung weiterzugeben. Was die Teilnehmenden dann daraus machen, ist der Situation geschuldet.
Wie kann man als Laie über einen Kurs hinaus seine Einsatzbereitschaft im Alltag stärken?
Es wäre immer lobenswert, wenn man in der Firma in einer Ersthelfergruppe mitwirkt oder sich einem Samariterverein anschliesst. So kann man sich regelmässig durch Übungen und Kurse weiterbilden und sein Wissen hochhalten. Zudem leistet man einen wichtigen Beitrag am Arbeitsplatz oder in der Gemeinde.
Was würden Sie jemandem sagen, der Angst hat, in einer Notfallsituation einzugreifen?
Ganz nach dem Motto: «Erste-Hilfe ist einfach, nur Nichtstun ist falsch» gibt es immer Situationen, in denen man nicht so helfen kann, wie man sich das vorstellt. Wenn man kein Blut sehen kann, nützt es nicht viel, vorne mit dabei zu sein, oder wenn eine grosse Gefahr besteht, kann man vielleicht nicht an den Unfallort herangehen. Erste-Hilfe bedeutet nicht, dass man immer beim Patienten die Hand auflegen oder einen Verband anlegen muss, sondern man kann auch Tätigkeiten im Hintergrund übernehmen. Wenn man Angst hat, sind diese drei Punkte wichtig: Für Sicherheit sorgen (Absichern), unverzügliches Alarmieren der Rettungskräfte und um Hilfe rufen, um andere auf den Notfall aufmerksam zu machen.
Erste-Hilfe-Kurse des Liechtensteinischen Roten Kreuzes
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Rotes Kreuz
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