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Weihnachtsspende

«Es sind sehr viele Hemmungen da»

Die «Liewo» unterstützt mit ihrer diesjährigen Weihnachtsspende Frauen, die an einer Wochenbettdepression leiden. Wie gross die Not dahinter ist, das erlebt Hebamme Nathalie Hofer immer wieder.
Hebamme Nathalie Hofer begegnet öfter Müttern mit einer Wochenbettdepression. Sie weiss: das Thema ist nach wie vor ein Tabu und die Not dahinter gross.

Etwa 10 bis 15 Prozent aller Mütter erkranken nach der Geburt ihres Kindes an einer Wochenbettdepression. Viele leiden still oder bekommen nicht jene Hilfe, die sie benötigen würden. Eine Frau, die häufig mit dieser Problematik in Kontakt kommt, ist die Hebamme und psychosoziale Beraterin Nathalie Hofer, Geschäftsleiterin der Hebammenpraxis Herztöne in Schaan. «Wir Hebammen sind oft enge Vertrauenspersonen für die Frauen und sehr präsent in der Wochenbettzeit. Uns gegenüber öffnen sich Betroffene manchmal eher, als vielleicht einem Arzt oder ihrem engen Umfeld gegenüber», weiss sie aus Erfahrung. 

Eine postpartale Depression ist mehr als das hormonell bedingte Stimmungstief (Baby-Blues), das in den ersten Tagen nach der Geburt auftreten kann. Eine Wochenbettdepression manifestiert sich meist erst später. «Ein deutliches Warnsignal ist für mich unter anderem, wenn ich eine Veränderung der Gemütslage bemerke – wenn die Frau stark erschöpft ist, kaum schläft oder isst oder häufig traurig und bedrückt ist», erzählt die Hebamme. Die Auslöser für eine Depression sind sehr individuell. «Es spielen meist mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle, wie zum Beispiel das Hormonsystem, eine Veranlagung für psychische Erkrankungen, die neue Rolle als Mutter oder mangelnde Zeit für Erholung. Die Umstellung des Alltags als Familie, falsche Erwartungen an die erste Zeit nach der Geburt und allfällige Stressfaktoren stellen ein Risiko dar. Die Zeit nach der Geburt ist ohnehin potenziell krisenreich. Auch wie die Schwangerschaft und Geburt erlebt wurden, ist von Bedeutung.» Nathalie Hofer begegnet immer wieder Müttern mit einer Wochenbettdepression. Sie weiss: das Thema ist nach wie vor ein Tabu und die Not dahinter gross. 

Grosses Tabuthema 

Eine Mutter auf eine mögliche Wochenbettdepression anzusprechen, ist nicht leicht. «Da braucht es viel Feingefühl. Ich habe die Betroffenen bisher als sehr reflektiert erlebt. Sie spüren meist selbst, dass etwas nicht in Ordnung ist – auch wenn sie sich erst spät jemandem anvertrauen. Es sind sehr viele Hemmungen und Schamgefühle da. Vielen fällt es schwer, sich selbst aktiv an jemanden zu wenden», sagt Nathalie Hofer. 

Häufig schaffen es die Betroffenen, sich trotz ihrer Depression noch um ihr Kind zu kümmern und dabei sogar ein Lächeln aufzusetzen. So fällt die Not der Mütter oft selbst dem Partner lange nicht auf. «Ein Partner oder die Familie kann die Situation in den seltensten Fällen objektiv einschätzen. Sie sind selbst emotional in die familiäre Situation verwickelt. Da kann man nicht davon ausgehen, dass schon bemerkt wird, wenn etwas nicht gut ist und dem Partner die Verantwortung dafür übergeben. Es sind während meinen Wochenbettbesuchen auch die Partner jene, die das Thema Depression ansprechen. Somit erachte ich es als essenziell, dass die Väter während der ersten Zeit als Familie präsent sein können und nicht sofort wieder arbeiten müssen», erklärt die Hebamme. Gesteht sich eine Mutter eine Wochenbettdepression ein, ist es für sie schwierig, die richtige Hilfe zu finden. «Es gibt einige Anlaufstellen, die eine erste Hilfestellung bieten. Doch sowohl die Therapeuten als auch die Kliniken, die sich auf diese Art Depression spezialisiert haben, sind meist ausgelastet und haben Wartelisten», erklärt Nathalie Hofer. 

Hilfe für Betroffene
Ideal ist eine stationäre Therapie, bei der das Kind die Mutter begleitet. Solche Therapieplätze sind rar und wenn die Betroffenen einen Therapieplatz für sich und ihr Kind bekommen, kommt dieser für viele nicht in Frage. Denn die Kosten für die Betreuung des Kindes werden in Liechtenstein von den Krankenkassen nicht übernommen. Sich für mehrere Wochen vom Kind zu trennen, kommt für kaum eine Mutter in Frage. 

Das SOS-Kinderdorf (Liechtenstein) e. V. hat daher das Projekt «Mutter-Kind-Therapie in Liechtenstein» gestartet. Dabei werden die Betreuungskosten für die Kinder, die sich mit ihrer Mutter in einer Therapie befinden, übernommen – egal, in welcher Klinik die Betroffenen behandelt werden. Die «Liewo» unterstützt dieses Projekt mit ihrer diesjährigen Weihnachtsspende. 

 

Unterstützen auch Sie die Liewo-Weihnachtsspende und helfen Sie psychisch schwer erkrankten Müttern.

Hier können Sie direkt spenden.

Spendenkonto: Vaduzer Medienhaus AG
IBAN: LI78 0880 5503 3632 6001 9
VP Bank, Vaduz | Referenz: SOS-Kinderdorf

Der Erlös der Spendenaktion fliesst vollumfänglich in das Projekt «Mutter-Kind-Therapie in Liechtenstein» vom SOS-Kinderdorf (Liechtenstein) e.V. 

 

Unglücklich trotz Kinderglück: Eine betroffene Mutter erzählt

Hilfe für psychisch kranke Mütter und ihre Kinder

 

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