Sonderserie – Bauberufe mit Zukunft
«Die Karrierechancen sind sehr attraktiv»
Frau Schädler, wie wichtig sind Bauberufe in der heutigen Zeit und welchen Stellenwert werden Sie in Zukunft einnehmen?
Isabell Schädler: Die Bauberufe sind heute, sowie auch in Zukunft, von zentraler Bedeutung und unverzichtbar. Ohne gelernte Baufachkräfte wäre es nicht möglich, Strassen und Häuser zu bauen sowie die bestehende Infrastruktur zu erhalten. Mit den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden die Bauberufe bzw. die gewerblichen Berufe generell noch weiter an Bedeutung gewinnen.
Für viele sind Berufe im Bauhaupt- und Baunebengewerbe äusserst unattraktiv. Wie kann die Wirtschaftskammer dem entgegenwirken und die Attraktivität dieser Berufe erhöhen?
Die Wirtschaftskammer allein wird dies leider nicht schaffen. Das Bild von den Bauberufen ist in vielen Köpfen noch sehr veraltet. Die Baubranche kann aber sehr viel bieten, insbesondere die Weiterbildungsmöglichkeiten, und demzufolge sind die Karrierechancen sehr attraktiv. Wir dürfen einfach nicht müde werden, immer darüber zu berichten und die positiven Seiten herauszuheben, so dass ein Umdenken in den Köpfen der Leute stattfindet.
Wo genau liegen die Probleme bei der Nachwuchsförderung? Und wie kann man junge Leute für Berufe im Baugewerbe begeistern?
Das Hauptproblem liegt oft in der falschen Wahrnehmung der Bauberufe. Viele haben, wie gesagt, noch ein veraltetes Bild im Kopf. Deshalb setzen wir uns intensiv dafür ein, insbesondere Schülerinnen und Schülern während der Berufswahl ein realistisches Bild dieser Berufe zu vermitteln. Mit Formaten wie der Berufscheck-Woche und unseren Handwerkstagen bieten wir die Möglichkeit, die verschiedenen Berufe aus erster Hand zu erleben. In den letzten Jahren haben sich diese Berufe stark gewandelt – sowohl die Arbeitsmaterialien als auch die technischen Hilfsmittel entwickeln sich stetig weiter, und der Fortschritt macht auch vor der Baustelle nicht halt. Herausfordernd ist jedoch, nicht nur die Jugendlichen zu begeistern, sondern auch Eltern und Lehrer von den attraktiven Perspektiven in den Bauberufen zu überzeugen. Sie spielen eine
bedeutende Rolle bei der Berufswahl.
Ein weiteres vorherrschendes Problem ist der Fachkräftemangel. Wie kann man gezielt Fachkräfte finden, für Berufe, die sowieso ein «schlechtes Image» bei vielen Leuten haben?
Die Baubranche kämpft nicht nur mit dem Fachkräftemangel, sondern mit einem generellen Arbeitskräftemangel. Leider mussten bereits traditionelle Gewerbebetriebe ihre Tätigkeit aufgeben, weil es eben auch an Arbeits- und Fachkräften gefehlt hat. Es ist ein allgemeines Problem, mit welchem der gesamte Werkplatz in Liechtenstein zu kämpfen hat. Als Betrieb muss man offen sein und attraktive Arbeitsplätze anbieten. Es ist ein grosser Wettbewerb, dem man sich als Betrieb stellen muss.
Wo drückt hauptsächlich der Schuh bei den Sektionspräsidenten? Und wie können etwaige Probleme ausgeräumt werden?
Der Schuh drückt je nach Branche an unterschiedlichen Stellen und unterschiedlich fest. Themen wie Fachkräftemangel und Regulierungen sind sicher branchenübergreifend. Wir sind immer bemüht, dass wir frühzeitig in aktuelle Themen eingebunden werden und pflegen auch den regelmässigen Austausch mit den zuständigen Amtsstellen und Ministerien.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Sektionspräsidenten und welche Angelegenheiten bzw. Themen stehen derzeit ganz oben auf der To-do-Liste?
Die Zusammenarbeit mit den Sektionspräsidenten und den Vorständen ist sehr kooperativ. Es findet insbesondere mit den Vorsitzenden ein regelmässiger Austausch statt. Es ist wichtig, dass wir bei Bedarf schnell handeln können. Aktuell stehen vor allem die Lohnverhandlungsgespräche mit dem Liechtensteinischen Arbeitnehmer- und Arbeitnehmnerinnenverband an und die Vorbereitungen dafür laufen. Es ist auch ein Wahljahr bei der Wirtschaftskammer. An den Jahresversammlungen der einzelnen Verbände werden die Vorstände und Präsidenten neu gewählt.
Stimmt es, dass es bei den Bauberufen die grösseren Aufstiegschance gibt?
Das Angebot an beruflicher Weiterbildung im Handwerk ist immens gross. Und wer sich weiterbildet, kann auch entsprechend Karriere machen. Die Berufswahl, welche heute getroffen wird, ist nur ein erster Schritt in der beruflichen Laufbahn und öffnet Wege in viele spannende Richtungen.
Welche Bauberufe gelten aktuell als besonders zukunftssicher?
Die Bauberufe sind grundsätzlich sehr zukunftssicher. Berufe wie Maurer, Zimmermann oder Gipser lassen sich nicht so leicht durch künstliche Intelligenz (KI) ersetzen. Die letzten Jahre haben zwar gezeigt, dass technologische Fortschritte viele Arbeitsprozesse erleichtern, aber ganz ohne den Menschen wird es auch in Zukunft nicht gehen. Fachkräfte werden weiterhin benötigt, um komplexe Tätigkeiten vor Ort auszuführen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft, was das Bauhaupt- und Baunebengewerbe betrifft?
Ich wünsche mir vor allem eine stärkere Anerkennung und Wertschätzung der Bauberufe. Unsere Betriebe sind innovativ und nachhaltig, aber sie sprechen wenig darüber. Persönlich würde es mich natürlich sehr freuen, wenn wieder mehr Jugendliche einen traditionellen Handwerksberuf erlernen würden.
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Wirtschaftskammer Liechtenstein
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