Goldgräber und Schaufelverkäufer
Vaduz. – «Kann ein liechtensteinisches KMU digitale Märkte erobern?» Diese Frage versuchte Eugster, einer der Pioniere des Internetmarketings in der Schweiz, zu beantworten. Er baute die beiden Internetseiten www.jobwinner.ch und www.partnerwinner.ch auf und konnte diese später an Tamedia verkaufen. Heute leitet er die Net Business Consulting AG in Vaduz.
Mixer vernichtet iPad
Für den Erfolg brauche es vor allem zwei Elemente, so Eugster: Ein gutes Produkt und die richtige Vermarktung. Dass eine gute Vermarktung nicht unbedingt teuer sein muss, illustrierte er am Beispiel von Tom Dickson, einem amerikanischen Haushaltswarenverkäufer. Dieser hatte nur 50 Dollar zur Verfügung, um Werbung für seinen Mixer zu machen. Mit der Idee, dass ein Mixer eigentlich alles zu Brei verwandeln können sollte, produzierte er einen einfachen Kurzfilm, den er auf YouTube stellte. In diesem liess er sein iPad werbewirksam von seinem Mixer zu kleinen Stücken verarbeiten. Diese preisgünstige Marketingstrategie brachte ihm Millionen Klicks auf YouTube ein und vervielfachte seinen Umsatz in kürzester Zeit.
Eugster führte aus, dass es im Internet zwei grosse Verdiener gibt: Die Goldgräber und die Schaufelverkäufer.
Goldgräber entwickeln innovative neue Ideen und Produkte wie Google, Facebook oder Skype, die später für riesige Summen verkauft werden. Die Schaufelverkäufer dagegen bieten Dienstleistungen wie E-Mail-Programme, Online-Shopping oder Auktionsseiten an. Auch die Entwickler von Seiten wie Google oder Facebook fingen einmal klein an. Als kleine Firmen ohne grosses Budget ist es also durchaus möglich, digitale Märkte zu erobern. Als weiteres Beispiel führte Eugster das von ihm selbst entwickelte Tourismusportal www.topin.travel an. Dieses entstand aus «Swiss Webcams», einer Internetseite, auf der die Bilder von über 1300 Webcams in der Schweiz abgerufen werden können. Die Seite wurde weiterentwickelt, indem rund um die Bilder Informationen zu Wetter und Ausflugsmöglichkeiten angezeigt wurden. Schliesslich entstand daraus das eigenständige Tourismusportal Topin. Obwohl alle Informationen gratis zur Verfügung gestellt werden, bringt die Seite Geld ein: «Topin arbeitet mit Google-Werbung. Jedes Mal, wenn diese angeklickt wird, verdienen wir mit», erklärte Eugster.
«Wow» oder «Wäh»
«Eine zweite Chance für einen ersten Eindruck gibt es auch im Internet nicht», betonte der Online-Marketing-Experte. Beim ersten Blick auf eine Internetseite stelle sich der «W-Effekt» ein: «Der Besucher sagt entweder ‹Wow› oder ‹Wäh›.» Daher sollte die eigene Homepage beispielsweise mit Videoanimationen oder Verknüpfungen mit sozialen Plattformen wie Facebook attraktiv gestaltet werden. Sogar Online-Schauspieler, welche den Besucher durch die Seite führen, können mittlerweile im Internet angeheuert werden. «Es ist besonders wichtig, auch ein technisches Produkt emotional zu präsentieren und zu verkaufen», erklärte Eugster.
Kleider im Internet anprobieren
Die Überschneidung von Virtualität und Realität, die sogenannte Aug-mented Reality, bietet neue Möglichkeiten zur Vermarktung eines Produkts. So sei es in den USA weit verbreitet, dass man sich Kleider mithilfe einer Webcam bequem zu Hause anprobieren kann, um anschliessend die Fotos von sich in verschiedenen Outfits auf Facebook zu veröffentlichen. Dort können einen die Freunde beraten, welches Outfit gekauft werden soll.
Sowohl für die Produkteentwicklung wie für eine erfolgreiche Vermarktung sei das Internet also unerlässlich, betonte Eugster. Die wichtigsten Punkte fasste er wie folgt zusammen: Sich im Internet für die Zielgruppe interessant und spannend präsentieren, neue Kommunikationskanäle wie YouTube oder Twitter nutzen, «und den Besucher auch einfach mal mit etwas Neuem überraschen». (ah)
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