Datendieb Heinrich Kieber packt aus
Vaduz/Hamburg. – Kieber bestätigte Berichte, nach denen der Bundesnachrichtendienst (BND) ihm fünf Millionen Euro für die Informationen zahlte. Er habe neben den Daten über natürliche Personen auch 3929 über Stiftungen. Der Informant gab nach eigenen Worten Daten an 13 Staaten weiter.
Kieber sagte, das Schwarzgeld sei über Konten von Briefkastenfirmen, etwa in Spanien oder Portugal, nach Liechtenstein geflossen. Bargeld hätten die Kunden durch eine geheime Stahltür im öffentlichen Parkhaus der Liechtensteiner Hauptstadt Vaduz direkt in einen Tresorraum fahren können.
Die Mitarbeiter der LGT Treuhand hätten über vertrauliche Gespräche mit ihren Klienten minuziös Buch geführt, sagte Kieber dem Magazin. Die Notizen seien mit den Kontodaten abgespeichert worden. «Die Treuhänder wissen mehr als manche Ehefrauen oder die Kinder oder die Geschäftspartner.» In den internen Vermerken habe er Geschichten «über Familienstreitigkeiten, Zweit- und Drittfrauen oder uneheliche Kinder» lesen können. Der reichste Anleger war laut Kieber ein italienischer Industriellen-Erbe mit 450 Millionen Euro, der reichste Deutsche ein Düsseldorfer Geschäftsmann mit Anlagen von 35 Millionen Euro.
Affäre belastete Beziehungen zu Liechtenstein
Gestützt auf Kiebers Daten wurde im Februar 2008 in Deutschland eine bundesweite Razzia gegen mutmassliche Steuersünder ausgelöst. Darunter war Zumwinkel, der zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldbusse von einer Million Euro verurteilt wurde. Ausserdem leitete die Bochumer Staatsanwaltschaft Hunderte Ermittlungsverfahren ein. Viele Steuersünder zeigten sich auch selbst an, um den Ermittlungen zuvorzukommen.
Die Steueraffäre belastete die Beziehungen zwischen Deutschland und Liechtenstein schwer. Der Ton verschärfte sich vor allem in den Tagen direkt nach der Festnahme Zumwinkels deutlich. Das fürstliche Bankhaus gab später das Treuhandgeschäft auf und verkaufte seine LGT Treuhand.
Dossier: Datenklau

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