Liechtensteins Weinlese wirft ihre Schatten voraus
Vaduz/Eschen. – «Jetzt kommt uns jeder schöne Tag zugute», sagt Geri Büchel, Kellermeister der Hofkellerei in Vaduz. «Es sieht gut aus. Nun darf es nicht mehr zu lange nass sein. Dann haben wir keine Probleme mit unseren Trauben. Folglich hoffen wir, dass die aktuell gute Witterungstendenz lange anhält. Wir brauchen jetzt den Herbst», sagt auch Hubert Gstöhl vom Weingut Castellum in Eschen.
Der Pflanzenschutz hat funktioniert
Zum heutigen Zeitpunkt gehen sowohl Büchel als auch Gstöhl davon aus, dass die weissen Riesling-Trauben in rund zwei Wochen gelesen werden können. Die in Liechtenstein weitverbreiteten roten Blauburgunder-Trauben seien wohl in drei bis vier Wochen, Mitte Oktober, an der Reihe.
Bisher jedenfalls sind die Trauben in Liechtenstein gesund. «Wir hatten keinerlei Probleme und sind von Krankheiten verschont geblieben», sagt Hubert Gstöhl. Diesbezüglich ist auch Geri Büchel zufrieden. Es gebe derzeit zwar stellenweise einen Spätbefall von Mehltau, dies sei aber nicht weiter dramatisch. «Dort, wo der Pflanzenschutz funktioniert hat, sieht es sonst gut aus.»
Weniger gut steht es um die Trauben der Winzer, welche für den Pflanzenschutz die Trockenperiode Anfang bis Mitte Juni verpasst haben. Denn um die Reben zu spritzen, müsste es rund eine bis anderthalb Stunden trocken bleiben. «Ansonsten wird das Mittel weggewaschen, bevor die Blätter es aufnehmen können», sagt Büchel. Werde das prophylaktische Spritzen aber verpasst, hätten Mehltau-Infektionen bei grosser Feuchtigkeit leichtes Spiel, um sich auszubreiten. Diesbezügliche Probleme habe es im laufenden Jahr beispielsweise mancherorts im Bündnerland gegeben.
Die letzten Vorbereitungen laufen
Eine Prognose, wie der Jahrgang 2010 wird, wollen derzeit weder Geri Büchel noch Hubert Gstöhl abgeben. «Dazu ist es einfach noch zu früh», sagt Büchel. «Wenn das Wetter gut und die Trauben gesund bleiben, werden wir aber sicher unseren Spass am 2010er-Wein haben.» Gstöhl verweist ebenfalls auf die Zeit nach dem Vergären und Verarbeiten der Trauben. Erst dann lasse sich ein realistischer Tipp abgeben. «In den vergangenen 13 Jahren hatten wir stets überdurchschnittlich gute Jahrgänge. Nicht zuletzt deshalb ist es schwierig, zu sagen, wie sich die Feuchtigkeit dieses Sommers auswirken wird.»
Derzeit sind die Liechtensteins Winzer vor allem damit beschäftigt, ihre Keller und Maschinen für die in wenigen Wochen beginnende Weinlese vorzubereiten. «Im Berg selbst steht im Moment nicht viel Arbeit an. Wir nehmen nur noch leichte Ernteregulierungen vor. Sprich: Dort, wo wir das Gefühl haben, dass es sich noch positiv auswirken wird, schneiden wir ein wenig nach», sagt Hubert Gstöhl. (hb)
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