Einander die Hände reichen
Von Bettina Frick
Als «phänomenale Hilfe» bezeichnet Fürstin Marie den gemeinsamen Aktionstag der Liechtensteiner Medien. «Ich bin überzeugt, dass über die beiden Zeitungen, das Radio und das Fernsehen sehr viele Menschen erreicht werden können», sagt sie. Die Fürstin spricht von einem bedeutenden Zeichen der Solidarität im Angesicht des grossen Ausmasses der Katastrophe. Denn noch immer fehlt es den Überlebenden an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten.
Aufkeimende Hoffnung wird schnell wieder erstickt: Gestern Mittag erreichte die Welt die traurige Nachricht, dass der Karibikstaat erneut von einem schweren Nachbeben der Stärke 6,2 erschüttert wurde. Angaben über Schäden und Opfer gibt es noch keine. Die Bevölkerung und Helfer stehen aber unter Schock, heisst es in Nachrichtenmeldungen.
Spender können Vertrauen haben
«Ich hoffe, dass sich die Liechtensteiner heute grosszügig und solidarisch zeigen», ruft Fürstin Marie zum Spenden auf. Es ist ihr wichtig zu erwähnen, dass die Spender auch Vertrauen haben können, dass das Liechtensteinische Rote Kreuz das gesammelte Geld vernünftig einsetzen wird. Persönliche Verbindungen des Fürstenhauses würden dies ausserdem garantieren. Die finanzielle Hilfe von Liechtenstein sei umso wichtiger, weil eine effiziente Soforthilfe durch Hilfskräfte kaum möglich ist. Dazu fehlt die nötige Infrastruktur, ein Militär, Flugzeuge sowie ein fixes Ärztehelferteam.
Auch Christine Lingg, diplomatische Mitarbeiterin des Amtes für Auswärtige Angelegenheiten, beurteilt die finanzielle Hilfe als geeigneter. «Der notwendige Pool mit Ärzten, psychologischen Fachkräften, Wasser- und Kanalisationsspezialisten, Suchhunden und weiteren Helfern wäre für Liechtenstein sehr schwierig zu unterhalten.» Weitaus sinnvoller und vor allem effizienter sei es, Uno-Hilfsagenturen sowie Uno-Programme finanziell zu unterstützen, wofür auch die Regierung die Spende von 200 000 Franken geplant hat.
Soforthilfe kann auch der Liechtensteinische Entwicklungsdienst (LED) nicht bieten und sie fällt auch nicht in seine Zuständigkeit. Die Institution denkt aber nach, sich in der Aufbauphase nützlich zu machen. Wie der Geschäftsführer Rudolf Batliner, Leiter des Entwicklungsdienstes, sagt, würde der LED höchstwahrscheinlich auf bestehende Kontakte zurückgreifen: «Im Rahmen eines Ernährungsprogrammes für unterernährte Kinder hat das LED bis vor vier Jahren ein Krankenhaus in Haiti unterstützt, welches derzeit für Notoperationen genutzt wird.» Nun ziehe der LED in Erwägung, die Hilfe wieder aufzunehmen, allerdings in medizinischer Hinsicht.
Etwas einfacher mit der Soforthilfe hat es der Nachbarstaat, die Schweiz. Ein Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe (SKH) umfasst einen Pool von mindestens 700 einsatzbereiten Personen, die entsprechend ihren Kenntnissen und Fähigkeiten in Fachgruppen eingeteilt sind und kurzfristig in das Katastrophengebiet entsendet werden können. Darin involviert sind auch einige wenige Liechtensteiner, wie Christine Lingg sagt.
Jeder Franken zählt
Nun heisst es in Liechtenstein aber erst einmal, Soforthilfe im Rahmen von finanziellen Spenden zu leisten. Bereits vor fünf Jahren haben die Liechtensteiner Grosszügigkeit bewiesen: Bereits eineinhalb Wochen nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe in Südostasien konnten in Liechtenstein 3,2 Millionen Franken gesammelt werden – pro Kopf macht dies 94 Franken aus.
Dennoch: Jeder gespendete Franken zählt! Denn nicht zuletzt ist es der Solidaritätsgedanke, der eine «phänomenale Hilfe» ausmacht, wie Fürstin Marie die Aktion begeistert nennt. Auch soll sich der Gedanke nicht nur auf den heutigen Aktionstag beschränken – die Spendenkonten sind selbstverständlich auch für längerfristige finanzielle Unterstützung geöffnet.
Spenderinnen und Spender können sich heute von 8 bis 18 Uhr unter der Website www.spendentag.li oder unter der Telefonnummer 399 13 33 melden.
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