Hartes Brot
Ich reise zwar gerne durch die Zeit, doch wenn es ums Essen geht, kehre ich immer gerne ins 21. Jahrhundert zurück. In keinem Zeitalter war die Auswahl an Speisen grösser und nie war es für die Menschen einfacher, sie zu besorgen.
Man muss sich das einmal vorstellen, dass Nahrungsmittel wie Salate, Karotten, Tomaten, Kartoffeln, Saucen, Joghurt oder Bier, die heute als selbstverständlich gelten, für die Menschen in Liechtenstein vor 300 Jahre unbekannt oder ungebräuchlich waren. Die meisten Familien in Liechtenstein waren Selbstversorger. Die Menschen assen vor allem Brot, das aus Dinkel, Gerste, Hafer, Weizen oder Roggen hergestellt wurde. Fleisch oder Speck konnten sich die meisten nur am Sonntag leisten. Es gab vor allem Breie auf Wasserbasis. Jeden Tag Hafermus? Das kann einem wirklich auf den Geist gehen. Aber die Menschen damals kannten es nicht anders. Auf den kleinen Bauernhöfen sorgte der Suppenkessel für einigermassen satte Mägen. Darin wurde aufgekocht, was gerade zur Verfügung stand, je nachdem kochten die Hausfrauen auch Knödel oder Hafalääb darin.
Einzig an Festtagen kam auch bei der einfachen Bevölkerung etwas Besonderes auf den Tisch. Gerda Leipold schreibt in ihrem Artikel «Essen und Trinken in Liechtenstein um 1700», der im Sonderband zur Ausstellung «1712 – Das Werden eines Landes» erschien, über «Sultz, Kiechlein, Milch, Obst und Kääs».
Kaum vorstellbar, aber um 1712 gab es in Liechtenstein noch keine Kartoffeln. Das Gemüse wurde erstmals 1751 angebaut. Auch Mais stand nicht schon immer auf dem liechtensteinischen Speiseplan. Erstmals wird er 1712/13 erwähnt. Die Menschen nannten ihn «Türken», weil sie glaubten, dass alle besonderen Speisen und Gewürze aus der Türkei stammten. Der Mais kommt ursprünglich aus Mexico, der Name «Türken» ist trotzdem bis heute geblieben.
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