Liegt in der Blockchain die Zukunft der Versicherung?

Was das Internet für die Kommunikation ist, wird Blockchain für die Transaktion sein», prophezeit das Schweizer Gottlieb Duttweiler Institut. Namhafte Experten gehen davon aus, dass die dezentral organisierte Datenbank-Technik der Blockchain ein so grosses Potenzial hat, dass sie das globale Finanzsystem und mit ihm auch die Versicherungsbranche auf den Kopf stellen könnte.
Eine Blockchain («Block-Kette») ist eine dezentrale Datenbank, über die Transaktionen ohne eine zentrale Kontrollinstanz durchgeführt werden. Im Gegensatz zu gängigen Softwareprogrammen greifen bei Blockchain alle Parteien auf einen einheitlichen Datensatz zu. Alle Transaktionen werden genau erfasst, abgespeichert und dezentral verifiziert von einer «Crowd» aus Tausenden beteiligten Rechnern. Das macht das System so sicher, dass es für die Finanzwelt wie geschaffen scheint.
Versicherung ist das Versprechen, dass eine Versicherungsgesellschaft in einem definierten Fall Geld ausbezahlt. Die Kunden vertrauen darauf, dass die Versicherung zur Stelle ist, wenn etwas passiert. Versicherung basiert auf Vertrauen und ist von standardisierten Prozessen abhängig. Die Stärke von Blockchain liegt genau in diesen beiden Dingen, die für die Versicherungsbranche elementar sind: das Schaffen von Vertrauen und die Automatisierung von Prozessen.
Für Versicherungen besonders interessant ist die Abwicklung von Verträgen oder Smart Contracts, wie sie bei Blockchain heissen. Sobald eine oder mehrere vordefinierte Bedingungen erfüllt werden, führt das System bestimmte Aktionen automatisch aus. Es lässt sich nämlich als Grundlage für solche Verträge eine Wenn-Dann-Bedingung einprogrammieren. Ist das Wenn erfüllt, folgt automatisch das Dann, sobald es von der Crowd verifiziert wird. Ein Beispiel: Zwei Vertragspartner setzen sich zusammen und legen fest, wie viel Geld bei Eintreten einer bestimmten Situation gezahlt wird. Dieses «Wenn-Dann» wird im Smart Contract festgehalten und von der Risiko- und Schadensprüfung bis hin zur Auszahlung automatisiert.
Das alles klingt gut. Allerdings gibt es viele offene Fragen, weshalb der Smart Contract noch auf seinen Durchbruch wartet. Die Blockchain kann die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft weiter vorantreiben – und zwar in der gesamten Wertschöpfungskette. Zuvor müssen aber noch einige technische Hürden genommen und Sicherheits-, regulatorische und rechtliche Fragen geklärt werden. Bei der Blockchain ist vieles noch ungewiss, zum Beispiel inwiefern Regulatoren und Gerichte eines Tages die Abläufe von Smart Contracts anerkennen. Auch die Frage, wie die Nutzung der Blockchain-Technologie in profitable Geschäftsmodelle umgesetzt werden kann, ist nicht abschliessend beantwortet.
Neue Standards
Trotzdem gibt es schon einige Pioniere, die mit der Blockchain-Technologie an der Versicherung der Zukunft arbeiten. Ein Beispiel dafür ist die bereits entwickelte Flugausfall- und Flugverspätungsversicherung: Kommt es zu einem Ausfall oder einer Flugverspätung («Wenn»-Bedingung), wird der jeweils vereinbarte Betrag über einen Smart Contract automatisch an den Versicherten ausgeschüttet («Dann»-Aktion).
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Versicherer, Rückversicherer und Makler durch den Einsatz von Blockchain und automatisierten Verträgen (Smart Contracts) auch auf anderen Gebieten aktiv werden. Noch befindet sich die Branche im Stadium der Abklärungen, wie Blockchain-Anwendungen den Kundennutzen durch optimierte Transaktionen erhöhen können. Dabei geht es um neue Standards in der Digitalisierung von Branchenlösungen und um die Frage, ob Blockchain tatsächlich das vorhergesagte Potenzial hat. Das könnte bedeuten, dass sich in Zukunft mithilfe dieser Technologie der Aufwand für die Abwicklung von Versicherungsverträgen verringert, wovon die Versicherer wie auch die Versicherten profitieren würden.
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