Sternenkinder in Liechtenstein
Wertvolle Stütze in einer schweren Zeit
Es gibt wohl keinen schlimmeren Moment im Leben einer schwangeren Frau, als wenn sie plötzlich starke Krämpfe und Blutungen bekommt. Oder sie vom Arzt diesen einen Satz hört, den kein schwangeres Paar je hören möchte: «Es tut mir sehr leid, ich finde keinen Herzschlag.» Die Wucht dieser Momente ist kaum in Worte zu fassen. Von einer Sekunde auf die andere zerbricht der grosse Traum vom Familienglück und was bleibt ist eine unbeschreibliche Leere. Eine Leere im Bauch, im Herz, im Leben.
Traurige Erinnerungen verarbeiten
«Die meisten Betroffenen erleben in dieser schwierigen Situation ein Chaos an unterschiedlichen Gefühlen», weiss Anouk Joliat, Präsidentin des Vereins Sternenkinder in Liechtenstein. Sie befinden sich in einer Schocksituation, müssen gleichzeitig herausfinden, wie es weitergeht und brauchen deshalb viel Zeit, um dies alles verarbeiten zu können. Neben nützlichen Informationen, welcher der Verein auf seiner Internetseite zur Verfügung stellt, bietet dieser seit 2016 auch die Möglichkeit an, Sternenkindern beim Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof in Vaduz zu bestatten. «Dieser Ort kann Eltern helfen, einen Umgang mit dieser schmerzhaften Erfahrung zu finden», sagt Anouk Joliat. Zudem findet sie es bedeutungsvoll, dass Frauen und Männer, die ein oder mehrere Kinder während der Schwangerschaft oder bei der Geburt verloren haben, wüssten, dass es den Verein für Sternenkinder hierzulande gibt. «Wir unterstützen sie und sind für sie da, hören bei Bedarf zu – egal, um welche Belange oder Fragen es geht», so die Vereinspräsidentin.
Wir wünschen uns, dass das Gemeinschaftsgrab weiterhin ein Ort des Trostes für Eltern nach einem Kindsverlust bleibt.
Bronzestern als Erinnerung ans Sternenkind
Zwei grosse Steine, Findlinge, erinnern auf dem Friedhof Vaduz, wo sich die Gedenkstätte und das Gemeinschaftsgrab befinden, mit ihren Inschriften an alle Kinder, die in der Schwangerschaft verstorben sind. Der begehbare Sternenweg verbindet die beiden Steine miteinander. Im Boden des Weges sind Bronzesterne in verschiedenen Formen und Grössen im Gedenken an die zu früh verstorbenen Kinder eingelassen. Jedes Jahr werden neue Sterne hinzugefügt. «Unsere Arbeit ist vor allem für Eltern wichtig, die den Wunsch nach einer Bestattung ihres Sternenkindes haben, ohne dass sie selbst individuell in ihrer Gemeinde nach einem Platz anfragen müssen», erklärt Anouk Joliat.
Bestattungen finden im Frühling und Herbst statt
Was sie häufig hört: Eltern finden die Idee tröstlich, dass ihr Sternenkind nicht alleine dort ist, sondern mit den anderen begraben wird. Auch von Hebammen erfährt die Vereinspräsidentin des Öfteren, wie froh sie sind, dass die Fehlgeburten nicht mehr – wie oft früher passiert – mit dem Organabfall entsorgt, sondern würdevoll beigesetzt werden. 39 Sternenkinder fanden in den vergangenen sechs Jahren in Vaduz ihre Ruhestätte. Neun weitere werden im Oktober hinzukommen, da die Bestattungen seit 2016 jeweils zwei Mal im Jahr – im Frühling und Herbst – stattfinden. «Wir stehen in gutem Kontakt mit der Kintra, die sich um die Überführung kümmert, und zusammen mit mir die Sternenkinder in das Särglein bettet.» Zudem übernimmt die Gemeinde Vaduz die Grabpflege und die Künstlerin Katharina Bierreth fertigt jeweils die Bronzesterne für die Eltern an. Ebenfalls bespricht sich der Verein mit Dagmar Isltzer-Frick, welche die Bestattungen und Gedenkfeiern gestaltet und diese Aufgabe von Christel Kaufmann übernommen hat.»
Ehrenamtliche Arbeit des Vereins wird geschätzt
«Obwohl der Verlust eines Kindes äusserst schmerzhaft ist, empfinden die Eltern die Hilfe des Vereins als sehr wertvoll», erzählt Anouk Joliat. Zudem könne ein solcher Abschied zwar nochmals sehr aufwühlend sein, aber gleichzeitig auch hilfreich, um bewusst Abschied zu nehmen. Auch der niederschwellige Austausch werde geschätzt, unterscheide sich aber zur fachlichen Betreuung: «Wir übernehmen keine therapeutischen oder medizinischen Funktionen, verweisen bei Bedarf auf bekannte Fachstellen und Angebote», erklärt die Präsidentin. Primar lägen die Aufgaben des Vereins bei der Organisation der Bestattungen und der jährlich stattfindenden Gedenkfeier. «Und natürlich wollen wir Eltern in ihrer Trauer jederzeit beistehen.» Ausserdem sei der Verein stets offen für Anliegen und individuelle Wünsche, die sie in ihrer Trauer unterstützen.
Für die Zukunft wünscht sich der Verein Sternenkinder in Liechtenstein, dass das Gemeinschaftsgrab weiterhin einen Ort des Trostes für Eltern nach Kindsverlust bleiben kann. Dabei erzählt die Präsidentin, dass ein betroffener Vater einmal gesagt hat, dass die Bestattungsfeier so würdig und respektvoll gewesen sei, dass seine immense Trauer danach nur noch halb so gross war. «Genau dieses Mittragen für andere Eltern bestärkt uns in unserer ehrenamtlichen Arbeit, und darin sehen wir den Sinn unseres Engagements», so Anouk Joliat.
Gedenkfeier
Die Gedenkfeier für alle zu früh verstorbenen Kinder findet am Samstag, 22. Oktober, um 10.30 Uhr in der Kapelle des LAK-Hauses St. Florin, St. Florinsgasse 16, in Vaduz statt. Alle sind herzlich zur Teilnahme eingeladen, unabhängig davon wie lange der Verlust her ist und welchem Glauben man angehört. Auch Geschwisterkinder und Freundinnen sowie Freunde sind willkommen. Im Anschluss lädt der Verein alle Interessierten zum Austausch ein – oder einfach zum Verweilen bei Kaffee und Kuchen.
Unabhängig von der Gedenkfeier kann auf dem Gemeinschaftsgrab eine Kerze angezündet werden. Ab 12 Uhr stellt der Verein Kerzen beim Sternenweg für alle zur Verfügung, die den Sternenkinder gedenken wollen. (pd)
Weitere Informationen unter www.sternenkinder.li.
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Gemeinde Vaduz
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