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«Liewo»-Weihnachtsgeschichte

Lisa und Max: Der Christkindbesuch

Lisa und Max sind Geschwister. Keine gewöhnlichen Geschwister, sondern Zwillinge! Denn sie sind am selben Tag geboren. Zusammen mit ihrem Hund Mischa und ihren Eltern leben sie in einem kleinen Land,
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Winterwonderland
(Bild: KI)
Lisa und Max: Der Christkindbesuch
Lisa und Max: Der Christkindbesuch

Als Lisa erwacht, ist es draußen noch dunkel. «Max, bist du schon wach?», flüstert sie. «Nein, ich schlafe noch», brummt Max. Er dreht sich auf die Seite und zieht sich die Decke über den Kopf.

«Stimmt ja gar nicht. Eben hast du was gesagt.» «Hab ich nicht. Das war Mischa.» Mischa liegt in seinem Korb und döst. Als er seinen Namen hört, hebt er den Kopf. «Wuff», bellt er laut.
«Hörst du? Jetzt sagt er schon wieder was», sagt Max. Lisa klettert aus dem Bett und zieht Max die Decke weg. «Wie kannst du bloß so lange schlafen! Hast du vergessen, was für ein Tag heute ist?»

Max schnellt in die Höhe. «Heiligabend!», ruft er, und seine Augen leuchten. «Genau! Heute feiern wir Weihnachten! Ob ich die Eisenbahn bekomme, die ich mir gewünscht habe?» «Sicher nicht!» Max knufft seine Schwester in die Rippen. «Eisenbahnen sind nur was für Jungen!»

«So ein Schwachsinn.» Lisa zieht eine Schnute. Gleich aber strahlt sie wieder übers ganze Gesicht. «Vielleicht kriege ich auch Rollschuhe. Oder ein Märchenbuch. Oder ein Pony. Oder alles zusammen. Oder ...»
«Ja klar. Mama und Papa bauen ein größeres Haus, extra für deine Geschenke.» Während Lisa in Jeans und Pullover schlüpft, schaut sie aus dem Fenster. «Es hat geschneit!

Es hat geschneit!», jubelt sie. «Max, mach endlich! Peter und Moni sind schon draußen.»

Wuschschschsch! «Wer war das?» Peter, der Nachbarsjunge, lässt die Schneeschippe fahren. Doch da ist niemand. Nur Moni, seine kleine Schwester. Und Mischa. Wuschschschsch!

«Volltreffer!», brüllt Max und flitzt davon. «Na warte!» Mit großen Sätzen jagt Peter Max hinterher. Er kommt näher. Und immer näher. Er streckt die Hand aus.

«Hab ich di ...»

«Ein Schneegeist!» Moni reißt die Augen weit auf und starrt auf die weiß- bepuderte Gestalt, die sich aus dem Schnee aufrappelt.
«Dummer Hund!», schimpft Peter. «Musst du mir immer zwischen den Beinen herumrennen?»

Mischa zieht den Schwanz ein. Er guckt so schuldbewusst, dass Peter ihm nicht länger böse sein kann.
Jetzt hockt auch Moni nicht mehr wie ein Trauerkloß im Schnee, sondern kichert leise. Gleich aber sieht sie wieder ganz traurig aus.

«Moni, was ist denn mit dir los? Weinst du etwa? Heute ist doch Heiligabend!», schreit Lisa so laut zu ihr hinüber, dass davon sogar ein Bär aus dem Winter- schlaf aufgewacht wäre. «Die Heulsuse ist traurig, weil es erst morgen Geschenke gibt, dann kommt Papa nämlich von seiner Geschäftsreise nach Hause», sagt Peter.

«Sie will auch unbedingt das Christkind sehen. Mama hat ihr schon hundertmal gesagt, dass das nicht geht, aber Moni will es einfach nicht glauben.» «Hmmmm», macht Lisa und reibt sich die Nase. Das macht sie immer, wenn sie nachdenkt. «Das Christkind. Ich glaube, das ist ein Fall für Lisa, Max und Mischa, die drei Superhirne von Triesen.»

«Muahahaha», grölt Peter. «Ihr und die drei Superhirne von Triesen! Ich lach mich tot.» «Dir wird das Lachen schon noch vergehen. Warts nur ab!»

«Soll ich dir helfen, eine neue Kugel zu rollen?», fragt Max. «Oder weißt du was: Wir bauen einen Schneemann!» Kaum hat Max das gesagt, buddeln und klopfen die Zwillinge schon wie wild im Schnee herum.
Mit einem Mal lässt sich Max nach hinten fallen und rudert mit den Armen und Beinen hin und her.
«Ein Engel!», jauchzt Lisa und wirft sich neben Max in den Schnee. Bald wimmelt es in Triesen nur so von Schneeengeln.

«Es tut mir so leid, dass Moni am Heiligabend traurig ist», seufzt Lisa. «Können wir denn nichts tun?»
«Ich wüsste nicht was», sagt Max und schüttelt den Kopf.

«Wir müssen uns halt was einfallen lassen.» «Wuff, wuff, wuff», bellt Mischa und stupst Lisa mit der Schnauze an. Offenbar ist er der gleichen Meinung wie sie.

Max zuckt mit den Schultern. «Hhmmmmmmmmmm», macht Lisa und reibt sich wie verrückt die Nase. «Hat eigentlich irgendwer das Christkind je gesehen?» «Ich glaube nicht.» «Dann weiß auch niemand, wie es aussieht. Auch Moni nicht. Richtig?»

«Wuff», bellt Mischa. «Was also, wenn wir ...» Lisa flüstert Max etwas ins Ohr. «Darauf fällt Moni nie und nimmer herein», sagt Max. «Tut sie doch!» «Nein!» «Doch!» «Nein!» «Doch! Und damit basta. Ich bin schließlich 10 Minuten älter als du, darum weiß ich es auch 10 Minuten besser.»

«Mir doch egal», brummt Max. «Der Klügere gibt nach.»
«Wobei gibt Mischa mal wieder nach?», fragt jemand hinter ihnen und lacht. «Onkel Daniel!», rufen die Zwillinge wie aus einem Mund und wirbeln herum. «Dich schickt der Himmel», fügt Lisa hinzu, wie es sonst Mama immer sagt. Onkel Daniel lacht. «Von ganz so weit her komme ich zwar nicht, aber ich freue mich auch, euch zu treffen. Was habt ihr denn diesmal wieder angestellt?» «Nichts», sagt Lisa empört. Sie erzählt ihm von Monis Problem. «Ich würde ja gern helfen», sagt Onkel Daniel und krault Mischa hinter den Ohren. «Aber ich bin kein Christkindspezialist.»

«Dafür haben WIR eine Idee», sagt Max und zwinkert Lisa zu. «Wuff», bellt Mischa. «Wenn ihr meint», sagt Onkel Daniel. «Was muss ich denn tun?» Lisa erklärt es ihm. Onkel Daniels Augen werden größer und größer. «Tja», sagt er dann, «ich denke, dafür brauchen wir ein weißes Bettlaken, Karton, Leim und Federn.»

Das weiße Bettlaken bekommen sie von Mama. Es ist schon alt und hat ein Loch; darum braucht es Mama nicht mehr. Mama gibt ihnen auch eine alte Bettdecke gefüllt mit Entenfedern; davon dürfen sie nehmen, so viel sie wollen. Dann suchen sie im Bastelraum nach Karton, einer Tube Leim und einem Pinsel. Als sie alles beisammenhaben, gehts ans Zuschneiden und Kleben. Bald sieht es im Bastelraum aus, als hätte ein Orkan gewütet.

«Wow», sagt Onkel Daniel. «Ich würde sagen, die sehen aus wie echt.» Lisa klatscht begeistert in die Hände. «Moni wird Augen machen wie Kürbisse. Ich gehe gleich zu ihr. Ich muss sie für heute Abend ja noch einladen, sonst war die ganze Mühe umsonst.» Damit saust sie zur Tür hinaus. Als sie zurück- kommt, haben Max und Onkel Daniel das ganze Basteldurcheinander aufgeräumt. Jetzt ist alles bereit: Das Christkind kann kommen!

«Und ihr glaubt wirklich, ich werde das Christkind sehen?» Moni sitzt bei Lisa, Max und Mischa in der Küche. «Versprechen kann ich es nicht», sagt Lisa. «Aber ich habe fürs Christkind einen Brief aufs Fensterbrett gelegt. Ich bin mir fast sicher, dass es für dich eine Ausnahme macht und etwas langsamer an unserem Fenster vorbeifliegt, wenn es liest, wie sehr du dir das wün ...» «Da!», ruft Max aufgeregt und springt von seinem Stuhl auf. «Wo?» – «Hast du was gesehen?» – «Ich sehe nichts.» – «Sag schon, war es das Christkind?», rufen Moni und Lisa durcheinander. «Da! Schon wieder!» Max zeigt auf das Küchenfenster.

«Das Christkind!», haucht Moni. Eine Freudenträne kullert ihr über die Backe. Lisa und Max wird es ganz warm im Bauch. Ein schöneres Weihnachtsgeschenk als Monis strahlende Augen können sie sich kaum vorstellen.

Geschichte von:
Ursula Kahi

 
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