Visionen für die Region
VON PATRICK STAHL
Das Jahresmagazin 2010 von «Wirtschaft regional» bietet kreativen und tatkräftigen Menschen eine Plattform für ihre Ideen zu einer zukunftsgerichteten Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Liechtenstein, Werdenberg, Sarganserland und Rheintal. In dem 74-seitigen Magazin kommen junge und ältere Menschen, Ausgewanderte und Zugewanderte, Professoren und Unternehmer zu Wort: Sie haben sich Gedanken über die Zukunft der Region gemacht und ihren Wunsch auf eine Schiefertafel notiert, wie man sie aus frühen Kindheitstagen kennt.
Noch allzu oft werden Visionäre und Träumer als «Spinner» belächelt. Doch ohne die Ideen von unkonventionellen Köpfen wäre die Welt nicht das, was sie ist. Es gäbe keine Erfindungen, keine Innovationen, keine Firmengründungen, keine neuen Produkte und Dienstleistungen. Und gerade in der derzeitigen wirtschaftlichen Misere, in der die Region genauso wie die ganze Welt steckt, haben Träume mehr Bedeutung denn je. Ein träumender Unternehmer oder Firmenchef hat bessere Chancen, aus der Krise das Beste zu machen und sein Unternehmen mit neuen Ideen für den nächsten Aufschwung zu rüsten.
Wandel aktiv gestalten
Im Mittelpunkt des Magazins steht eine Gesprächsrunde mit vier liechtensteinischen Unternehmern aus unterschiedlichen Branchen. Gastwirt Markus Foser, Landwirt Anton Ospelt, Finanzdienstleister Stefan Laternser und Industrieunternehmer Markus Kaiser analysieren die Situation in ihren Branchen und erklären, wie Liechtenstein nach Steueraffäre und Wirtschaftskrise den Weg aus der Talsohle finden kann. Sie kommen zum Schluss, dass sich die Rahmenbedingungen in vielerlei Hinsicht verändert haben. Dieser Wandel ist unumkehrbar und sollte aktiv gestaltet werden, damit die Region nicht plötzlich gegenüber anderen Standorten ins Hintertreffen gerät.
Der Kater nach dem Fest
Der liechtensteinische Autor Stefan Sprenger wirft einen kritischen Blick in die Vergangenheit: «Hinter uns raucht ein grosser Traum aus, unser rauschhaftes Finanzfest, auf dem uns so ganz wohl nicht immer war, so unwohl allerdings nie, dass wir nicht mitgeschunkelt hätten. War halt doch toll mit den niedrigen Steuern und den breiten Autos und den Treuhändern, denen man immer alles in die Schuhe schieben konnte, oder?», schreibt Sprenger und plädiert für eine Zeit der inneren Regeneration, bevor neue Staatsträume und Wirtschaftsvisionen gesponnen werden.
Historiker Paul Vogt erklärt im Jahresmagazin von «Wirtschaft regional» die Wurzeln des Fürstentums und macht so begreiflich, wie Liechtenstein aus der Not der Kleinheit eine Tugend, nämlich wirtschaftlichen Erfolg, gemacht hat. Und Landesplaner Hubert Ospelt zeigt auf, wie die Siedlungsstruktur des Kleinstaats zwischen dörflichem Ursprung und städtischem Charakter verharrt.
Skepsis gegenüber neuen Ideen
Junge Menschen, die ihre Berufskarriere erst in Angriff nehmen, zeigen sich erstaunlich optimistisch und ehrgeizig, wenn sie über ihre persönlichen Wünsche und Hoffnungen sprechen. Eine ausländische Fachkraft, die jeden Morgen nach Balzers zur Arbeit fährt, aber jeden Abend wieder raus muss, berichtet zudem über die schwierige Integration in einem Land, das Ausländer nicht immer mit offenen Armen empfängt.
Den Abschluss des Magazins macht der Erfinder Xaver Jehle, der mit seinen selbst gebauten Sportautos in Fachkreisen eine Legende ist und trotzdem immer wieder auf Skepsis stösst – unkonventionelle Ideen sind eben noch immer viel zu selten gefragt.
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