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Treuhänder lassen sich ihre Bedeutung bescheinigen

Die Liechtensteiner Treuhänder verlangen von der Regierung gesetzgeberische Initiativen, um ihr durch die Steueraffäre zerstörtes Geschäft wieder aufzupäppeln. Treuhänderpräsident Roger Frick sagte heute in Vaduz laut einer vorab veröffentlichten Mitteilung, die Treuhänder könnten die Zukunft des Sektors nicht alleine gestalten. Die Treuhändervereinigung (THV) stellte zugleich eine Studie vor, die die Bedeutung des Treuhandsektors für die Liechtensteiner Volkswirtschaft unterstreichen soll.

VON WOLFGANG FREY

Vaduz. – «Erst, wenn eine gemeinsame, übergeordnete Strategie für unseren künftigen Finanzplatz klar ersichtlich ist, können wir diese mit einer koordinierten Kommunikation von Staat und Wirtschaft, Industrie und Finanzplatz glaubwürdig vertreten», wird THV-Chef Frick in einer Aussendung zitiert. Zentrales Anliegen der Branche sei die «Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen» in Liechtenstein. Dazu zählen die Treuhänder die «Gesetzgebung und deren Handhabung». Details zu den Forderungen wurden nicht genannt.

Ein Dorn im Auge ist den Treuhändern bekanntermassen der Kurs von Landesregierung und Fürstenhaus. Beide stehen für eine Verbesserung des durch die Steuerhinterziehungsaffäre um den deutschen Ex-Manager und liechtensteinischen Stiftungskunden Klaus Zumwinkel lädierten Ruf des Finanzplatzes. Dafür wird auch die Lockerung des lange als sakrosankt geltenden Bankgeheimnisses im Fürstentum in Kauf genommen. Es wurde inzwischen in mehreren bilateralen Abkommen gelockert. Liechtenstein scheint dadurch heute auf keiner schwarzen Liste von Steueroasen oder anderweitig zwielichtigen Finanzzentren mehr auf.

Traditionsgeschäft am Ende

Die Lockerung des Bankgeheimnisses hat den klassischen Geschäftsmodellen des Treuhandsektors allerdings grossflächig die Grundlage entzogen. Insbesondere das Stiftungsgeschäft liegt am Boden. Die Treuhänder, die sich von Politik und Fürstenhaus verlassen fühlen und diese Unzufriedenheit in der Vergangenheit verschiedentlich deponiert haben, präsentierten laut Aussendung nun heute in Vaduz eine Studie, deren Ergebnisse ihnen wieder mehr Gehör verschaffen soll. Titel: «Die Bedeutung des Treuhand- und Finanzdienstleistungssektors für die Wirtschaft des Fürstentums Liechtenstein.»

Die Studie, zu deren Präsentation am Freitagnachmittag «eine grössere Gruppe von Entscheidungsträgern» in den Saal des Kunstmuseums eingeladen wurde, war von der THV bei Prof. Dr. Martin Kolmar vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität St. Gallen in Auftrag gegeben worden. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Beitrag des Treuhandsektors zur Bruttowertschöpfung des Landes 23 Prozent, also knapp ein Viertel beträgt. Weiters seien rund 3200 oder 11 Prozent der Liechtensteiner Arbeitsplätze vom Treuhandsektor abhängig.

Kaum Kompensation möglich

Kolmar weist in seinem Resümee, das «Vaterland online» vorliegt, darauf hin, dass aufgrund der so genannten Agglomerationseffekte schon eine temporäre Schrumpfung des Treuhandsektors den Finanzplatz Liechtenstein nachhaltig und langfristig beeinträchtigen könnte. Die anderen Branchen seien nicht in der Lage, eine Schrumpfung des Finanzsektors einfach zu kompensieren.

THV-Chef Frick liess es in der Mitteilung offen, welche Gesetzesinitiativen er von der Regierung erwartet. Politische Lobbyversuche der THV bei den regierenden Parteien in der jüngsten Vergangenheit lassen jedoch darauf schliessen, dass die von Treuhänderseite gewünschten Rahmenbedingungen in eine Richtung verlaufen, die mit der offiziell kommunizierten Finanzplatzstrategie, die auf einen international anerkannten und «sauberen» Standort zielt, zumindest nicht unbedingt immer ganz deckungsgleich sind.

Regierungschef Klaus Tschütscher (VU) hatte in der Vergangenheit mehrfach unterstrichen, dass es nicht die Aufgabe des Staates sei, der Wirtschaft Geschäftsmodelle zu verordnen. Der Staat sei lediglich für die Rahmenbedingungen zuständig.

Teufel an der Wand

Während die Bankiers im Fürstentum den Verlust des staatlich verordneten «Monopols» Bankgeheimnis mehrheitlich schlucken, den Regierungskurs stützen und sich selbst um neue Geschäftsmodelle kümmern – von Onshore-Filialen im Ausland bis zum Engagement in Nachhaltigkeitsfonds – malte das Präsidium der Treuhändervereinigung heute nicht zum ersten Mal den Teufel an die Wand: «Je nachdem, wie drastisch die Entwicklung verläuft», monierte die THV-Spitze mit Blick auf die Regierungslinie erst vor einigen Wochen in einem ganzseitigen Interview in der Tageszeitung «Liechtensteiner Volksblatt», «könnte das die Existenz Liechtensteins bedrohen.»

DOSSIER:

Bankgeheimnis

Datenklau

 

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