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Oranger Riese schielt nach Triesen

Migros will den Standort Liechtenstein offenbar nicht nur mit Detaillisten bewirtschaften. Der orange Riese liebäugelt mit der Eröffnung einer eigenen Filiale in Triesen. Der heimische Detailhandelsmarkt droht allmählich zu überhitzen.

VON STEFAN LENHERR

Vaduz/Triesen. – Die Migros ist in Liechtenstein an fünf Standorten bereits präsent. Sie beliefert die Detaillisten in Balzers, Triesen, Schaan, Eschen und Ruggell. Neben einem weiteren Migros-Detaillisten in Grabs prangt in Grenznähe an den grossen Einkaufszentren in Buchs und Mels das berühmte orange «M». Dennoch macht man sich in der Firmenzentrale Gedanken über ein verstärktes Engagement im Fürstentum. Man sehe durchaus Potenzial, sagt Pressesprecherin Judith Bösch. «Die Frage ist, mit welchem Geschäftsmodell man dieses Potenzial am besten ausschöpfen kann.»

Migros unter Zugzwang

Sieht sich die Migros nun auch in Liechtenstein unter Zugzwang? Erzrivale Coop sägt am Thron des Branchenleaders im Schweizer Detailhandels, in Sachen Umsatzwachsum ist die Nummer 2 bereits eine Nasenlänge voraus. Der leichte Vorteil im Rennen der Riesen hat Coop auch seiner aggressiven Expansionspolitik zu verdanken. In Balzers wurde kürzlich die dritte Liechtensteiner Filiale eröffnet. Die vierte wird im Frühjahr beim Mühleholzmarkt in Vaduz die Tore öffnen. Nun denkt man bei der Migros laut darüber nach, eine eigene Präsenz in Liechtenstein aufzubauen.

Noch keine konkreten Pläne

Ein möglicher Standort befindet sich in der Triesner Maschlina. Hier soll in naher Zukunft eine Überbauung mit Büros, Geschäften und Wohnungen entstehen. «Es ist ein interessanter Standort und intern laufen diesbezüglich auch gewisse Abklärungen», sagt Bösch. Näheres will man seitens der Migros Ende April bekannt geben.

Das Ingenieurbüro ITW, das für das Bauprojekt in Triesen verantwortlich zeichnet, bestätigt, dass die Migros sich in Liechtenstein nach möglichen Standorten erkundigte. Konkrete Pläne für eine Integration in den Komplex in der Maschlina lägen aber noch keine vor, sagt ITW-Geschäftsführer Werner Vogt. Von Balzers bis Ruggell gäbe es viele weitere mögliche Standorte, die für die Migros interessant sein könnten.

Standort mit Entwicklungspotenzial

Für den Standort in Triesen spricht jedoch nicht nur die verkehrstechnisch exzellente Lage. Der Detailhandel in der Gemeinde hat Entwicklungspotenzial. Bei einem Migros-Engagement in Triesen würde wohl der Ländle-Markt im Dorfzentrum über die Klinge springen müssen. Für Stefan Ospelt, der als Migros-Partner den Roxy Markt in Balzers, das REC in Ruggell und den Rhymarkt in Grabs führt, ist klar, dass die Migros kaum mit zwei Geschäften in derselben Gemeinde präsent sein will. Die Geschäftsführerin des Triesner Ländle-Markts, Edith Heeb, wollte sich dazu nicht äussern.

Ein Migros-Engagement in Triesen würde jedoch nicht nur Heeb zu spüren bekommen. «Der Kuchen ist verteilt», sagt Ospelt, «in Liechtenstein herrscht ein reiner Verdrängungsmarkt.» Da auch die deutschen Discounter Aldi und Lidl in der Vergangenheit bereits mehrfach Interesse am Standort Liechtenstein bekundet haben, dürfte es auf dem heimischen Markt künftig noch enger werden. «Das Bedürfnis der heimischen Bevölkerung ist mehr als gedeckt und aus der Schweiz muss man, mit Ausnahme des Sonntags, keine Kunden erwarten», sagt Ospelt.

Hausaufgaben machen

Damit man nicht ins Hintertreffen gerate, müsse man «seine Hausaufgaben machen». Freundliches Personal, ein schönes Geschäft, den Bezug zur Region mit regionalen Produkten unterstreichen, dann blieben auch die Kunden treu, meint Ospelt. Im Vorfeld der Eröffnung habe er sich Gedanken darüber gemacht, wie stark sich die Coop-Filiale in Balzers auf seinen Roxy Markt auswirken würde. «Ich spüre aber praktisch keinen Unterschied. Wir haben eine sehr gute Stammkundschaft.» Er vermutet vielmehr, dass die neue Filiale in der südlichsten Liechtensteiner Gemeinde eher das Geschäft von Coop in Trübbach trüben könnte.
Sollte sich das Elefantenrennen zwischen Migros und Coop tatsächlich auch auf Liechtenstein ausdehnen, dürften sich zumindest die Konsumenten freuen: Über kürzere Wege, grössere Auswahl und nicht zuletzt auch tiefere Preise.

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