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Marc Portmann: «Möchte eine Passion vermitteln»

Er weiss, welche Zigarre Fürst Hans-Adam II. am liebsten raucht, ausplaudern würde er es aber nie: Diskretion ist für Marc Portmann Ehrensache. Der Geschäftsführer des Tabakhaus Vaduz spricht bei einer Havanna über seine Passion. «Eine Zigarre muss man in Ruhe geniessen», sagt Portmann.

Herr Portmann, es ist halb neun Uhr morgens und wir sitzen bei einer Zigarre zusammen. Was rauchen Sie um diese Uhrzeit?

Marc Portmann: H. Upmann No.?2. Ich habe schon vor Jahren meine Vorliebe für Zigarren entwickelt und rauche vorwiegend Havannas. Ich bin ein grosser Kuba-Fan, wenn es um Tabak geht. Kuba hat besondere Bodengegebenheiten und die besten Tabakpflanzen. Bei der Aufzucht der Tabakpflanzen müssen die Kubaner besonders sorgfältig arbeiten, denn aufgrund des Klimas sind Kubas Tabakpflanzen stark Schimmel gefährdet ? vor allem, wenn zu wenig oder kein sauberes Wasser zur Verfügung steht. Was zählt, ist das Ergebnis. Zigarren aus Kuba sind sehr ausgewogen und haben das intensivste Aroma ? vergleichbar mit einem schweren Rotwein.

Das intensive Aroma einer Havanna kommt um diese frühe Tageszeit sicher besonders zur Geltung.

Die Zigarre schmeckt um diese Uhrzeit sicher anders, als wenn ich sie abends nach dem Essen und zu einem Glas Wein rauchen würde. Am Morgen sind die Geschmacksknospen im Gaumen noch frisch und unbelastet, da schmeckt man intensiver. Sie müssen sich jetzt aber keine Sorgen machen, dass ich während des Tages noch weiter fünf, sechs Zigarren probiere, um Geschmacksvergleiche anzustellen. Ich rauche, wenn ich Musse und Zeit habe ? in der Regel nicht mehr als eine Zigarre pro Tag. Zudem rauche ich auch nicht bei der Arbeit. Dies aus einem einfachen Grund: Einer Zigarre muss man Zeit geben, man muss auf sie schauen, sie geniessen. Wenn ich Kunden bediene, muss ich die Zigarre ablegen, sie wird kalt, ich muss sie wieder anzünden, irgendwann wird sie bitter ? dann ist auch der Genuss weg. Das Wichtigste beim Zigarrenrauchen ist, dass man sich hinsetzen und ein gutes Gespräch führen kann.

In Ihrem Tabakhaus darf man rauchen?

Ja, hier darf man rauchen. Allerdings nicht in dem Sinne eines Lounge-Betriebs, aber der Kunde hat bei uns die Möglichkeit, Zigarren zu degustieren. Denn Spezialitäten kauft man nicht, ohne zu wissen, wie sie einem munden. Es ist auch nicht so, dass wir täglich Zigarren-Degustationen durchführen, aber wenn ich weiss, dass ein Kunde spezielle Zigarren raucht, soll er sie auch probieren können. Ein Afficionado, der eine spezielle Zigarre probiert und Gefallen an ihr findet, wird seinen Freunden von diesem Raucherlebnis berichten ? das ist die beste Werbung.

Sie feiern in diesem Jahr Ihr 10-Jahre-Jubiläum als Geschäftsführer des Tabakhauses Vaduz. Wie lautet Ihr Fazit nach zehn Jahren in Liechtenstein?

(lacht) Die letzten zehn Jahre waren eine sehr schöne Zeit. Obwohl der Start alles andere als einfach war, hat sich das Geschäft positiv entwickelt, und ich möchte bei dieser Gelegenheit meiner treuen Kundschaft ein herzliches Dankeschön aussprechen.

Sie waren sehr jung, als Sie sich selbstständig machten.

Ich war in der glücklichen Situation, mit 21 ein Geschäft übernehmen zu können. Das ist nicht selbstverständlich, dafür hat es auch die Familie gebraucht, die hinter mir steht ? und die Lebenspartnerin, die mir stets den Rücken stärkte. Die Kunden in Vaduz haben rasch gemerkt, dass ich nicht jemand bin, der einfach verkaufen will, sondern dass ich vielmehr die Passion des Zigarrenrauchens vermitteln möchte, dass eine Philosophie hinter meinem Tun steckt. Heute bin ich der glücklichste Mensch: 10 Jahre Vaduz! Wir haben das bereits gross gefeiert ? und begonnen, die neue Ära einzuläuten, die auf Ende Jahr kommen wird.

Was wird kommen? Man hat lesen können, Ihr Vater wolle sich zurückziehen.

Das gibt eine grosse Veränderung in unserem Unternehmen. Mein Vater ist seit 45 Jahren im Zigarren-Business tätig. Für ihn ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Per Anfang 2014 wird er das operative Geschäft an meinen Bruder Thomas und mich übertragen.

Werden Sie in Vaduz bleiben?

Ich habe mal gesagt, dass ich Kreuzlingen übernehmen werde und das auch immer so kommuniziert. Es ist eine Herzensangelegenheit. Ich muss jetzt aber ehrlich sagen, ich hätte nicht gedacht, dass es mir nach zehn Jahren so schwerfallen wird, zu entscheiden, ob ich in Vaduz bleibe oder nach Kreuzlingen zurückkehre. Wie ich mich entscheiden werde, weiss ich am heutigen Tag noch nicht mit Sicherheit. Klar ist im Moment, dass am Standort Kreuzlingen immer ein Familienmitglied vor Ort sein wird.

War für Sie immer schon klar, dass Sie ins Tabak-Business einsteigen werden?

Meinen Eltern war es sehr wichtig gewesen, dass wir Söhne uns verschiedene Berufe anschauen. Weil ich in diesem Geschäft aufgewachsen bin und über die Jahre auch Kundenkontakte geknüpft habe mit Menschen, die mich faszinierten ? nicht weil sie Zigarren kauften, sondern weil sie Persönlichkeiten sind ?, war für mich immer klar, dass mein Beruf mit Genuss zu tun haben muss. Ich war viermal als Koch schnuppern ? Essen fasziniert mich, die verschiedenen Küchen rund um den Globus begeistern mich. Den Ausschlag zugunsten des Tabakhandels gab die Passion, mit welcher mein Vater und meine Mutter in diesem Geschäft stehen. Mir hätte es wehgetan, wenn das Geschäft meiner Eltern in andere Hände übergegangen wäre. Ich möchte das, was unser Vater aufgebaut hat, in seinem Stil weiterführen und versuchen, es auf dem erfolgreichen Niveau zu halten.

Haben Sie nicht manchmal Angst, in die Fussstapfen Ihres Vaters zu treten?

Angst kann man nicht sagen, aber die Fussstapfen, die er in der Tabakbranche hinterlässt, sind sehr gross. Herausforderungen muss man annehmen ? wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich habe das Glück, meinen Vater immer an meiner Seite zu haben. So wie er auch in den letzten zehn Jahren, in denen ich das Geschäft in Vaduz aufgebaut habe, an meiner Seite gewesen ist. Er hat mir immer grosses Vertrauen geschenkt. Angst habe ich keine vor den grossen Fussstapfen, aber Respekt vor der Arbeit, die mein Vater in den letzten vier Jahrzehnten geleistet hat.

Wie schaffen Sie es, nicht als Sohn von Urs Portmann, sondern als eigenständiger Geschäftsmann gesehen zu werden?

Wir haben das Geschäft entsprechend aufgebaut ? Vaduz war nie eine Filiale von Kreuzlingen. Das Tabakhaus Vaduz ist finanziell komplett unabhängig von dem anderen Unternehmen in Kreuzlingen. Klar hiess es am Anfang, dass der Sohn von Urs Portmann von seinem Vater ein Geschäft bekommen hat. Über die Jahre habe ich aber bewiesen, dass ich meine Leistung bringe, und ich habe mich in der Zigarren-Branche so positioniert, dass ich voll akzeptiert bin. Die internationalen Geschäfte ? vor allem jene in Asien ? tätige ich von Vaduz aus.

Ihr Vater wurde kürzlich mit dem «Zino Davidoff Legacy Lifetime Award» für sein Lebenswerk geehrt. Sie sind sicher stolz.

Ja, klar. Es ist natürlich schön, jemanden in der Familie zu haben, der so eine Ehrung bekommt ? erst recht, da dieser Preis erstmals verliehen worden ist. Ich bin stolz auf meinen Vater ? und er darf stolz sein auf diese Auszeichnung. Wessen er selbst und wir Söhne uns aber sehr bewusst sind: auch unsere Mutter und das gesamte Team haben einen wichtigen Teil zu diesem Erfolg beigetragen.

Ein anderes Thema: Wie lange kann man eine Zigarre aufbewahren?

Wenn eine Zigarre richtig gelagert ist, bleibt sie lange gut ? dann kann man sie ohne Probleme 10 bis 15 Jahre lagern. Wichtig ist, dass man die Feuchtigkeit regelmässig kontrolliert, um sie konstant zu halten, und auch die Raumtemperatur ist sehr wichtig. So lassen sich Zigarren wie guter Wein problemlos lagern.

Dann gibt es wie bei den Weinen auch spezielle Jahrgangs-Zigarren?

Alle karibischen Länder produzieren Limitadas, sprich «Editiones Regionales», die für das jeweilige Land hergestellt werden. Limitadas sind bei Zigarren das Mass aller Dinge, der Jahrgang spielt dabei sicher eine Rolle ? sehr gesucht ist beispielsweise die «Edition Regionales 2002 Montecristo Robusto». Man findet sie leider fast nicht mehr ? entweder sind die Limitadas bereits verraucht, oder sie befinden sich im Besitz von Sammlern, die sie nicht hergeben wollen. Wenn man welche findet, stellt man eine weitere Parallele zu edlen Weinen fest: Die Preise klettern in horrende Höhen.

Haben Sie eine Lieblingszigarre?

Ja ? meine absolute Lieblingszigarre ist die «Partagas Seleccion Privada». Nur kann ich sie leider nicht so oft rauchen, weil sie nicht mehr produziert wird. Durch Beziehungen und Tausch habe ich noch ein paar Kisten bekommen, aber auch meine Bestände gehen mal zu Ende. Mittlerweile rauche ich diese Zigarre nur noch zu speziellen Anlässen. Was ich auch an normalen Tagen gerne rauche, sind H. Upmann No. 2 Pyramide-Format und Bolivar Royal Corona und Belicosos Finos ? also eher kräftige Zigarren. (Interview: Mirjam Fassold)

 

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