LGT und BHF: Shoppingpläne mit Finanzplatzsegen
VON WOLFGANG FREY
Vaduz. – Eine offizielle Bestätigung gibt es nach wie vor nicht, aber die Spatzen pfeifen es von den Dächern der Finanzplätze Frankfurt und Vaduz: Ausgerechnet die LGT, die nach dem Datenklau bei ihrer früheren Treuhandtochter im Fokus der Steuerhinterziehungsaffäre um den ehemaligen deutschen Topmanager Klaus Zumwinkel stand, hat eine Milliardenübernahme in Deutschland im Visier. Dem Vernehmen nach prüft die LGT bereits die Bücher der BHF Bank und gilt als erste Wahl. Eine Entscheidung wird im Oktober erwartet. Bei dem Preis von rund 1 Milliarde Franken, den die Deutsche Bank für ihre Tochter angeblich verlangt, wäre es die grösste Akquisition in der Geschichte der LGT und einer liechtensteinischen Bank überhaupt.
«Zeichen der Vitalität»
Am durch die Steueraffäre und die Aufweichung des Bankgeheimnis schwer gebeutelten Bankenplatz Liechtenstein beobachtet man den Bieterprozess um die BHF Bank mit wachsendem Interesse und grosser Hoffnung. Bankenpräsident Adolf Real will seine Bemerkungen zwar nur ganz «generell» verstanden wissen, wertet die aktuellen Akquisitionsbestrebungen jedoch als «ein Zeichen für die Vitalität des Finanzplatzes Liechtenstein». Dass eine Liechtensteiner Bank ihre Präsenz im bankgeheimnisfreien Deutschland der gläsernen Bankkunden ausbauen wolle, sei zudem «ein klares Bekenntnis» zum Wandel des Liechtensteiner Finanzplatzes in Richtung Steuerkonformität, sagte der Chef des Liechtensteinischen Bankenverbands.
Ein Liechtensteiner Bankdirektor, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, wird deutlicher: «Wenn die LGT die BHF übernehmen würde, wäre das ein Segen für unseren Finanzplatz.» Das Signal nach aussen wäre klar: «Es geht Liechtensteiner Banken nicht nur ums Geldverstecken.» Eine Liechtensteiner Bank, die im europäischen Ausland durch Fachkompetenz Erfolge erziele, sei «das Beste, was dem Finanzplatz passieren könnte». Ein anderer Bankenvertreter formuliert es so: «Das würde sicher gerade in Deutschland zu einer Veränderung der Wahrnehmung Liechtensteins und seines Finanzplatzes führen.»
Der deutsche Wirtschaftsprofessor und Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums in München, Wolfgang Gerke, sagte zu «Wirtschaft regional», Datenklau- und Steueraffäre liessen sich durch eine Übernahme der BHF Bank sicher nicht rückgängig machen, gleichwohl wäre das Geschäft für die LGT ein «grosser und mutiger Schritt in den deutschen Markt.» Die LGT, die dort bereits mit sieben Filialen vertreten ist, könne dadurch «bei Kunden, die für sie attraktiv sind, noch stärker in Erscheinung treten.»
«Sehr gute Gelegenheit»
Dieter Hein, Partner des Analysehauses Fairesearch im hessischen Kronberg, sagte dieser Zeitung, die BHF Bank sei für die LGT sicher eine «sehr gute Gelegenheit», in Deutschland weiter Fuss zu fassen. Die Kundenbasis der BHF Bank sei gut, die zahlreichen Besitzerwechsel hätten den Geschäften in den vergangenen Jahren allerdings etwas geschadet: «Wenn eine Bank innerhalb von zehn Jahren vier neue Besitzer hat, geht das nicht spurlos an ihr vorüber.» Die Bank gelte derzeit als «wenig dynamisch» und ein neuer Besitzer müsse sicher wieder neuen Schwung in das Traditionshaus bringen. Entsprechend attraktiv sei dadurch allerdings auch der Preis von kolportierten 600 Millionen Euro, sagte Hein. Vor ein paar Jahren sei die Bank immerhin noch für mehr als 1 Milliarde Euro angeboten worden: «Insofern scheint der Zeitpunkt günstig zu sein.»
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