LGT: Heisser Flirt mit deutscher Braut
VON WOLFGANG FREY
Frankfurt am Main/Vaduz. – Nun wird es ernst. Wie immer, wenn es um den Verkauf eines Unternehmens geht, ist der Blick in die Bücher der interessanteste und spannendste. Gewährt wird er üblicherweise nach einer Vorauswahl der Übernahmeinteressenten. Im Falle der traditionsreichen deutschen Privatbank BHF, die die Deutsche Bank baldmöglichst abstossen will, ist es nach Informationen der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires inzwischen so weit. Unter den ausgewählten Interessenten sei «definitiv» die LGT, meldete die Agentur gestern und mehr noch, sie sei der «Favorit». Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Abend ebenfalls unter Berufung auf einen «Insider», die LGT sei «mit von der Partie».
Die LGT befände sich damit in der entscheidenden zweiten Runde jener Kaufinteressenten, die in der ersten Bieterrunde ein nachhaltiges Konzept für die BHF Bank und ein unverbindliches Angebot abgegeben haben. Dass bei der LGT Interesse besteht, ist auch in Vaduz unbestritten, selbst wenn sich die LGT dazu seit Wochen offiziell nicht äussern will. «Wirtschaft regional» meldete bereits Ende Juli aus gut informierten Kreisen im Umfeld der LGT, dass eine Beteiligung des Instituts an dem Bieterverfahren als wahrscheinlich eingeschätzt werde.
Klare Präferenz
Ebenfalls «definitiv» im Rennen um die BHF Bank sei der Finanzinvestor Permira, berichtete Dow Jones Newswires gestern weiter. Der BHF-Vorstandssprecher Björn Robens hatte allerdings am Mittwoch in der deutschen «Börsen-Zeitung» klargestellt, dass ein Finanzinvestor «eher begrenzt zur BHF-Bank» passen würde. «Wir sind an einem langfristig orientierten Investor interessiert», sagte Robens in dem Interview.
Deutschen Finanzkreisen zufolge darf auch die schweizerische Bank Vontobel die Bücher prüfen. Interesse wird in Finanzkreisen ferner der Grossbank UBS sowie dem Finanzinvestor RHJI nachgesagt.
Schweizer aus dem Rennen
Aus dem Rennen um die BHF Bank sind nach Informationen von Reuters inzwischen die als mögliche Käuferin gehandelte französische BNP Paribas, die mit einem Kauf offenbar ihr Deutschland-Geschäft ergänzen wollte, aber Zweifel an der Profitabilität der Bank gehabt haben soll. Ebensfalls draussen sei die Schweizer Privatbank Julius Bär, die es angeblich nur auf die Vermögensverwaltung der Bank abgesehen hatte, hiess es weiter.
Die in Finanzkreisen genannten möglichen Kaufinteressenten wollten gestern zu den Spekulationen um ihre Beteiligung am Bieterverfahren keine Stellung nehmen; ebensowenig wie die Deutsche Bank selbst.
Nach der Buchprüfung sollen im Oktober verbindliche Angebote vorgelegt werden. Bis zum Jahresende will die Deutsche Bank die BHF Bank verkauft haben, die sie Anfang Jahr zusammen mit der Privatbank Sal. Oppenheim übernommen hatte.
Stolzer Preis
Die BHF-Bank hat rund 2000 Mitarbeiter, verfügt über Standorte in Bank in Zürich, Genf, Luxemburg und Abu Dhabi und nennt sich selbst eine der «ersten Adressen unter den Privatbanken Deutschlands». Die BHF Bank fokussiert sich vor allem auf «Unternehmen und Unternehmer». Laut dem jüngsten aktuellem Geschäftsbericht verwaltete sie Ende 2009 Kundengelder in Höhe von 43 Milliarden Euro.
Beim Verkaufspreis peilt die Deutsche Bank nach Angaben informierter Kreise als Untergrenze den Buchwert der BHF Bank an. Mehrere Beobachter taxieren ihn auf rund 600 Millionen Euro.
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