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Handeln statt jammern

Initiativen ergreifen anstelle von langen Gesichter: Vier Unternehmer diskutieren in einer Gesprächsrunde über die Fehler der Vergangenheit und ihre Visionen für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein.

VON PATRICK STAHL

Vier Unternehmer aus sehr unterschiedlichen Branchen hat die Redaktion von «Wirtschaft regional» für das Jahresmagazin 2010 an einen Tisch gebracht. Der Gastwirt Markus Foser, der Industrieunternehmer Markus Kaiser, der Finanzdienstleister Stefan Laternser und der Landwirt Anton Ospelt diskutierten gemeinsam über die Ursachen der Wirtschaftskrise, die Folgen für Firmen und Beschäftigte in Liechtenstein und die aus der Krise zu ziehenden Lehren. Ausserdem debattierten die Unternehmer in dem mehrstündigen Gespräch über ihre persönlichen Visionen für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein.

Liechtenstein hat neben der Finanz- und Wirtschaftskrise auch an den Folgen der Steueraffäre zu nagen. Den Banken und Treuhändern am Finanzplatz Liechtenstein sei schon länger bekannt gewesen, dass die ausländischen Steuerbehörden «immer genauer hinschauen» wenn es um im Ausland gehaltene Vermögen gehe, sagt der frühere Bankchef Laternser. «Wir hatten Anfang des Jahrtausends schon einmal einen Weckruf gehabt.»

Tiefpunkt noch nicht erreicht

Der Boom an den Finanzmärkten habe bis ins Jahr 2007 die internationale Debatte um Steuerflucht in den Hintergrund treten lassen, bis mit der Verhaftung des deutschen Postchefs Klaus Zumwinkel aus Liechtensteiner Sicht «der grösste anzunehmende Unfall» eingetreten sei, erklärt Laternser. In Kombination mit der Finanzkrise habe dies das Geschäftsmodell vieler klassischer Privatbanken ausgehebelt.

Auch der industrielle Sektor durchlebe im Moment radikale Umwälzungen, sagt Markus Kaiser, Haupteigentümer des Fahrzeugherstellers Kaiser in Schaanwald. Die Unternehmen stünden vor massiven Herausforderungen, um Umsatzeinbrüche von 70 bis 90 Prozent schadlos zu überstehen. «Das hat nichts mehr mit dem normalen Auf und Ab zu tun», sagt Kaiser. Er befürchtet, dass der Arbeitsmarkt noch stärker unter Druck geraten wird: «Bei den Entlassungen ist der Höhepunkt noch nicht erreicht.»

Konsumfreude lässt nach

Die Wirtschaftskrise hat sich schon längst auf die Konsumentenstimmung niedergeschlagen. «Jeder jammert, wie schlecht es ihm geht», sagt der Landwirt Anton Ospelt. Er beobachtet seit längerem, dass die Menschen immer weniger Geld für Lebensmittel ausgeben wollen. Auch Markus Foser, Geschäftsführer des Restaurants Lett in Vaduz, verzeichnet weniger Gäste, «und die Leute, die noch kommen, geben oft weniger aus als früher.»

Den Gürtel enger schnallen

Trotz der schlechten Wirtschaftslage blicken die vier Unternehmer optimistisch in die Zukunft. Liechtensteins Wirtschaft sei breit diversifiziert und verfüge über genügend Substanz, um die Krise zu überstehen. «Ohne Veränderungen wird es nicht gehen», sagt der Industrieunternehmer Kaiser, «und das wird nicht leicht fallen – in der Finanzbranche wie in der Industrie.» Es brauche mehr Unternehmergeist und eine neue Bescheidenheit, sagt Landwirt Ospelt und fügt hinzu: «Wir müssen den Gürtel enger schnallen.» Genauso wie die Firmen sich für die Zukunft fit machen, müsse auch der Staat seine Hausaufgaben machen.

Das Jahresmagazin von «Wirtschaft regional» erscheint am 4. Januar 2010

 

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