Berlin bestätigt Offerte mit LLB-Kundendaten
VON WOLFGANG FREY
Vaduz/Berlin. – «Wir haben keine diesbezüglichen Informationen und können deshalb keine Stellung dazu nehmen», sagte LLB-Sprecher Cyrill Sele zu «Vaterland online». Die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) hatte am Mittwochabend vorab aus ihrer Donnerstagsaugabe und ohne Angabe von Quellen gemeldet, das Finanzministerium des deutschen Bundeslands Schleswig-Holstein prüfe den Kauf einer CD mit bei der LLB entwendeten Kundendaten. Sele bezeichnete den Bericht als «Spekulation».
«Richtig ist, dass es diese Offerte gibt»
Während sich das Kieler Finanzministerium gegenüber «Vaterland online» nicht zu dem Bericht äussern wollte, bestätigte das Bundesfinanzministerium am Mittag der Deutschen Presse-Agentur dpa den Zeitungsbericht: «Richtig ist, dass es diese Offerte gibt». Die Finanzverwaltung Schleswig-Holstein prüfe «die Werthaltigkeit der angebotenen Daten». Er unterstrich, die deutschen Behörden kauften nur Daten, bei denen es sich lohne.
Angeblich stichhaltige Stichproben
Angeblich sollen sich «hunderte» von Kundendaten auf der CD befinden. Die bei der LLB vor dem deutschen Fiskus versteckten Vermögen beliefen sich insgesamt auf eine halbe Milliarde Euro, so die SZ. Der Zeitungsbericht legt nahe, die Kieler Finanzverwaltung habe sich nach Stichproben bereits für den Kauf entschieden. Das sei auch schon mit dem Bundesfinanzministerium abgesprochen. Eine endgültige Kaufzusage stehe aber noch aus.
Schwunghafter Datenhandel
Deutschland hatte in der Vergangenheit mehrfach Bankkundendaten von Datendieben erworben. Prominentester Fall ist eine Sammlung von Kundendaten der früheren Treuhandtochter der fürstlichen LGT Bank in Liechtenstein, für die der deutsche Auslandsnachrichtendienst BND dem früheren LGT-Teuhand-Mitarbeiter Heinrich Kieber rund 4,5 Millionen Euro bezahlte. Über diese Datensammlung stürzte im Februar 2008 der frühere deutsche Topmanager Klaus Zumwinkel. Die Affäre stürzte den Finanzplatz Liechtenstein in eine historische Krise.
Neuer Fall von Datenklau?
Auch die LLB – zweitgrösste Bank nach der LGT – war bereits Opfer eines Datenklaus durch einen früheren Mitarbeiter. Der Fall aus dem Jahr 2003 war ebenfalls 2008 bekannt geworden. Unklar ist, ob es sich bei den fraglichen Daten, die Schleswig-Holstein angeboten wurden, um einen Teil der damals entwendeten handeln könnte oder ob tatsächlich ein neuer Fall von Datendiebstahl vorliegt. Die SZ schrieb lediglich, es handele sich um Daten «aus jüngerer Zeit». Sie seien dem Bundesland im Norden Deutschlands bereits vor einigen Monaten angeboten worden.
Dossier: Datenklau
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