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Athen kann sich kein Geld mehr leihen

Griechenland gerät im Zuge des drohenden Staatsbankrotts erneut in die Bredouille: Die Ratingagentur Standard & Poor?s hat die Kreditwürdigkeit des Landes auf «Junk» herabgestuft. Auch das Rating von Portugal wurde zurückgenommen.

Wie die Ratingagentur in London mitteilte, setzte sie die Kreditwürdigkeit Griechenlands von BBB+ auf BB+ herab. Das bedeutet, dass Griechenland nach Einschätzung von Standard & Poor's seine Kreditwürdigkeit verloren hat.

Hochgefährdung für Griechenland

Neben dem vom Staatsbankrott bedrohten Griechenland gerät auch Portugal weiter unter Druck. Auch hier wurde die Kreditwürdigkeit herabgestuft und zwar auf A-. Portugal stehe «erweiterten Risiken» gegenüber, erklärte Standard & Poor's zur Begründung.

Portugal gilt mit einem Haushaltsdefizit von 9,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach Griechenland als eines der von der Wirtschaftskrise am meisten gefährdeten Mitglieder der Eurozone.

Zu den Wirkungen dieser Einschätzung an den internationalen Finanzmärkten äussert sich SF-Korrespondent Jens Korte aus New York.

Der Entscheid der Ratingagentur Standard & Poor's sorgte in Griechenland für helle Aufregung. Die Herabstufung wurde als «unerklärlich» bezeichnet. «Es ist nunmehr ein klar europäisches Thema», sagte ein griechischer Regierungssprecher im griechischen Radio kurz nach Bekanntwerden der schlechten Nachricht.

«Die Moral in der Regierung ist sehr gut. Wir tun was richtig ist», betonte der Sprecher. Im staatlichen Fernsehen hiess es: «Es ist eine Attacke gegen das Land.» Viele Sender unterbrachen ihr Programm und berichteten vom «neuen Schlag gegen die Wirtschaft» des Landes. Die Athener Börse war um sechs Prozent auf ein Jahrestief von 1696,68 Punkten gefallen.

Finanzminister Giorgos Papakonstantinou versuchte die Griechen zu beruhigen: «Die Geldeinlagen in griechischen Banken sind garantiert und absolut sicher», versicherte er. Die Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU seien kurz vor dem Abschluss.

Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte Stunden vor dem Rating-Entscheid seine Landsleute in einer im Fernsehen übertragenen Rede zum Zusammenhalt aufgerufen. Er sprach von einer «der schwierigsten Phasen» in der Geschichte des Landes.

Die Ratingskala erklärt
Standard & Poor’s ist eine Gesellschaft zur Bewertung und Analyse von Unternehmen und Gesellschaften und insbesondere deren Bonität. Es entscheidet auf Basis von Aktien und Anleihen. Standard & Poor’s unterscheidet zwischen dem Investmentgrade und dem Spectulative Grade.

Beim Investmentgrade AAA bietet ein Schuldner aussergewöhnliche finanzielle Sicherheit der Zins- und Tilgungszahlungen. A- wie bei Portugal heisst, dass die finanzielle Sicherheit zwar gut ist, aber die Fähigkeit zur Befriedigung der Ansprüche bereits empfindlich.

BBB- bedeutet, dass der Schuldner immerhin noch angemessene finanzielle Sicherheit bietet.

BB+ ist dann die höchste Stufe des Spectulative Grades. Hier bietet der Schuldner – also beispielsweise Griechenland – nur unzureichende finanzielle Sicherheit. Die Skala geht noch bis zu D im Spectulative Grade.

Das Rating bezieht sich auf die Firma Standard & Poor’s – andere Ratingagenturen arbeiten mit anderen Skalen.

 
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