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Angst vor der Immobilienblase steigt

Der Boom am Liechtensteiner Immobilienmarkt ist vorbei. Vermehrte Leerstände und sinkende Preise machen den Eigentümern zu schaffen. Experten erwarten aber nicht, dass ein dramatischer Preiszerfall droht.

VON PATRICK STAHL

Vaduz. – Der Liechtensteiner Immobilienmarkt galt bisher als Musterbeispiel für Wachstum und Stabilität. Investoren und Immobilienbesitzer profitierten davon, dass der knappe Boden heiss begehrt war und die Preise seit Jahrzehnten nur eine Richtung kannten: nach oben.

Inzwischen mehren sich allerdings die Anzeichen, dass der Boom am Immobilienmarkt in Liechtenstein vorläufig zu Ende ist. Die Krise der Exportunternehmen sowie der Umbruch am Finanzplatz Liechtenstein schlagen sich auch auf das Geschäft von
Makler und Bauherren nieder: Wohn- und Gewerbeflächen werden mittlerweile deutlich weniger stark nachgefragt als noch in früheren Jahren, sagen Vertreter der Immobilienbranche.

Bauboom dank Tiefstzinsen

Von einer Immobilienblase will derzeit noch niemand sprechen. Es sei schwierig abzuschätzen, ob der Markt überhitzt sei, erklärt Professor Carsten-Henning Schlag von der Hochschule Liechtenstein. Grund: Dem Immobilienmarkt Liechtenstein mangelt es grundsätzlich an Transparenz.

Trotz der stagnierenden Nachfrage hält der Bauboom in Liechtenstein allerdings weiter an. Investoren und Eigenheimbesitzer profitieren aktuell von den tiefen Leitzinsen, die Hypotheken zu Niedrigstpreisen ermöglichen. Zwischen Balzers und Schaanwald sind derzeit mehrere hundert neue Wohnungen in Planung oder bereits in Bau, die in den kommenden Jahren den Immobilienmarkt überschwemmen werden. Einzelne Bauherren sind mittlerweile dazu übergegangen, Projekte nur noch zu bauen, wenn ein Grossteil der Fläche bereits vermietet oder verkauft ist.

Preise drohen zu rutschen

«Das wachsende Angebot steht im Widerspruch zur stagnierenden Nachfrage», sagt Bruno Nipp, Inhaber der
Firma Immobilien-Center in Schaan. Experten warnen deshalb bereits davor, dass die Preise tendenziell nach unten zeigen werden, sollte der Bauboom weiter anhalten. Wenn das Angebot grösser als die Nachfrage ist, droht der Markt langfristig das Gleichgewicht zu verlieren.

Mehrere Immobilienmakler berichten davon, dass Vermieter in manchen Fällen ihre Objekte zu  Tiefstpreisen vergeben, um längerfristige Leerstände zu vermeiden. Opfer der Angebotsschwemme könnten insbesonders die Eigentümer von älteren Objekten werden, die ihre Immobilien jetzt sanieren müssen oder andernfalls einen Wertverlust erleiden könnten.

Banken heizen den Markt an

Auch Eigenheimbesitzer sollten sich  in Acht nehmen. Sollten die Hypothekarzinsen rasant steigen, drohe ihnen der finanzielle Schnauf auszugehen, sagt Adrian Wenger, Leiter der Hypothekarberatung beim Zürcher Vermögenszentrum VZ. Er rät Interessierten, Angebote kritisch zu prüfen und mehrere Meinungen einzuholen. Das Buhlen der Liechtensteiner und Schweizer Banken um Kreditkunden führe dazu, dass die Grundsätze des Hypothekargeschäfts zum Teil aufgeweicht würden, kritisiert Wenger. Die Banken in Liechtenstein und der Schweiz steigerten im vergangenen Jahr ihre Hypothekarausleihungen im Schnitt um über 5 Prozent.

 
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