Wir sind Fürst
Der Staatsfeiertag hat verbindenden Charakter, las ich. Aber wie haltens eigentlich die, die keinen Fürsten wollen? Gehen die ausdrücklich nur zum Volksfest, statt zum Fürstenfest?
Aber wer ist das Volk? Wir? Oder die Volksblattvolksleser? Oder sind wir zumindest der Staat? Wenn ja, ist der Staat aber nicht Fürst und Volk?
Konflikte mit der Verfassung sind da ja geradezu vorprogrammiert, weil ja gar nicht so sicher ist, in welcher Verfassung wir uns befinden! Oder, um es im Stil der Freien Liste auszudrücken: Manche denken ja, dass eine Revolution fällig ist und wir eine Republik werden müssen.
Revolutionär denken können wir Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner schon. Hat mir grad gestern nächtig der Neni auf dem Balkon beim Fürstenvolksfestgrillieren erzählt: Unsere Vorväter (Vormütter waren noch nicht erfunden) hätten damals dem Fürsten in Wien auch erweiterte Volksrechte abgerungen, jawohl!
Na ja, gehalten hats dann doch nicht, zumindest eine Weile lang. Bei uns heute hat eine Mehrheit zwar die jetzige Verfassung wollen, aber das sind dann für manche wiederum die Schwächen der Demokratie, dass das Volk einfach dümmer ist, als ihm guttut.
In solchen Fällen müsste man einen Volksentscheid am liebsten einfach kippen können. Aber wenn?s keinen Monarchen mehr hat, wer darf das dann? Bei Revolutionen ist es üblicherweise ein Revolutionsrat. Der verurteilt dann die Dummen, Uneinsichtigen und Fürstenhausfans. Der Haken: Wir haben keine Guillotine, und angesichts der Sparmassnahmen sehe ich auch schwarz, dass wir eine anschaffen.
Alles nicht so einfach in einem Land, in dem es nicht mal gelingt, ein paar Frauen zwangsweise in den Landtag zu transportieren, damit eine gewisse Frauenquote endlich ? Himmelgesässundnähgarn! ? erreicht werden kann.
Ich jedenfalls hab mich trotzdem amüsiert am Donnerstag. Ich stand mit Karli etwas abseits von der Marktplatzgarage, weil ich die Essensdunstmischung nicht mehr ertrug, nachdem ich mich an einer Crêpe für 9 Stutz überfressen hatte. Ich genoss umso mehr das Feuerwerk und sagte grade zu Karli: «Da hat jemand sein Autoradio angelassen», als er mich aufklärte, das sei die versprochene musikalische Begleitung zum Feuerwerk.
Find ich nett, dass man an die steigenden Krankenkassenprämien denkt und die Ohren des Volks schonen möchte.
Auch optisch blieben keine Wünsche offen, der Nana gefiel die Anstrahlung des Schlosses im Lebkuchenhausdesign besonders. Ich hab den Hintergedanken dabei schon erkannt: Da denkt man doch sofort unwillkürlich an «Knusper, knusper, Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?». Also? Natürlich eine versteckte Symbolik, die den Revolutionsgedanken unterschwellig ins nicht mal richtig wählen könnende Volk transportiert. Vermutlich steckt am Ende gar ein Geheimbund aus aussteigewilligen FL- und DU-Abgeordneten dahinter, argwöhnt Euer Max.
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Max Motz