Wir haben sorgen ...
Letzthin haben wir uns in der Family aufgrund des bevorstehenden Staatsfeiertags drüber unterhalten, welchen Solidaritätsbeitrag wir leisten können, um das in Schieflage geratene Staatsschiff aus dem Rote-Zahlen-Meer zu bekommen.
Aber wir waren uns nicht ganz schlüssig, was Erfolg haben könnte. Karli, der grad zum Kaffee eintraf, meinte, eins sei mal klar, es müssten Steuererhöhungen her. Die Frage, ob es denn nicht genüge, dass wir und er aufgrund der Probleme der staatlichen, also unserer Landesbank schon die Millionen in Obamas Kassen zahlen, den Staatsangestellten-Pensionskassenkarren aus dem Dreck ziehen, das Radio finanzieren sollen, ob wirs hören oder nicht und fürs Postauto Taxipreise zahlen, wies er zurück.
Denn das Ganze sei eh nur aufgebauscht, wie klar würde, wenn man mal jenseits unserer Grenzen schauen würde. Als Beweis dafür fragte er uns, ob wir nicht glauben würden, dass Regierung und Landtag längst pausenlos Krisensitzungen abhalten, Gutachten zur Problemlösung in Auftrag geben und breit abgestützte Arbeitsgruppen beauftragt hätten, wenn wirklich Feuer unterm Dach sei.
Wir waren doch etwas betroffen und schauten belämmert drein. Die Mama wars, die den Bann brach und meinte: «Eigentlich ist da was dran, denn wenn man die Zeitungen liest, beherrschen ganz andere Themen die Inlandsseiten.»
Der Papa sagte, ja, das sei ja nicht von der Hand zu weisen, denn als letzte Woche ein Vorarlberger Arbeitskollege von ihm sagte, er lese das Wichtigste aus unserem Ländle immer in unseren Zeitungen online, da hatte der tatsächlich von diesen ganzen Fragen kaum was mitbekommen. Er hatte gedacht, bei uns sei alles in Butter und unsere grössten Sorgen seien, wer das Entenrennen gewinnt, wann ein neues Steakhaus aufmacht, was in der neu kreierten Fürstenwoche stattfindet und dass wir von Jahr zu Jahr anlehnungsbedürftiger an die Schweiz sind, sodass wir heuer sogar gemeinsam mit ihnen ihren Nationalfeiertag begangen hätten, wie in der Zeitung stand.
«Zum guten Glück zahlt der Fürst ja die Brötle und Colas am Fürstenfest selber», sinnierte die Nana, «obwohl er die Unkosten dafür zum Teil ja dem Schäuble berechnen müsste, weil er für dessen hungernde Sozialhilfeempfänger, die mit Plastiktaschen per Bus in Vaduz einfallen, um sich am 15. August vorm Schloss mal richtig satt zu essen, ja etwas weniger zahlen muss.»
«Ja, ja», meldete sich nun auch der Neni zu Wort, «vom Sparen verstehen sie ja etwas, die Schwaben!». Ich sagte, «ja schon, die Schwaben, aber die Schwaben in Berlin auch nicht grad.»
Ich äusserte noch abschliessend, wir wollten mal nicht auf no future machen jetzt, sondern den Blick nach vorn richten. Jetzt, wo erste Spar-Ansätze bekannt wurden, wie z. B. das Geld, was wir nun nicht mehr in der Wüste versickern lassen, muss man humorvollen Optimismus verbreiten, jawohl. Wir haben dann ein Brain-storming gemacht und den Beschluss gefasst, an die Regierung Sparvorschläge einzureichen. Per E-Mail, geht am schnellsten und wird von den Amis ja eh gegengelesen.
Unsere Tipps waren z. B., den Rückbau von Postautoinseln durch Asylbewerber ausführen zu lassen, und zwar am Staatsfeiertag, weil der eh nicht ihr grösstes Anliegen ist wie bei uns Eingeborenen der Fall, dann die Abgabe von Dünnbier in den Pausen an weiterführenden Schulen zur Erhöhung der Alkoholsteuereinnahmen, einen Solidaritätszuschlag für den Rückbau nicht genutzter Velostrom- und Postauto-Gas-Tankstellen, einen Drogenprophylaxe-Rappen für jedes Kilo Hanfsamen enthaltenden Vogelfutters, der Verzicht auf die Ersetzung ausgefallener Strassenbeleuchtungsbirnen, eine Methangassteuer für Rindviecher haltende Landwirte pro Kuh, der Wegfall der Gratisgipfele und -Getränke in den Landtagspausen, Wegfall der Gratisfreibad-Benützung für Polizisten, Bussenerhebung für Wahlverweigerer, Wegfall der Vaduzer Pyramidenplatzbeleuchtung und Vereinsförderungen.
Am nächsten Tag schon kam die Antwort: Ein Teil unserer Vorschläge sei bereits angedacht.
Und: Neu sei für die Erteilung einer Auskunft auf das untenstehend genannte Konto eine Gebühr von einem Franken zu entrichten.
Ich mach mir jetzt doch Sorgen, meint Euer Max.
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Max Motz