Verunstaltungskalender
Manche Veranstalter beklagen die geringe Besucherzahl. Sie vergessen, dass wir an Einwohnermangel leiden: Es gibt einfach mehr und mehr immer weniger Liechtensteiner für die vielen Vereine und ihre Veranstaltungen.
Schuld daran sind die Veranstaltungskalender unserer Zeitungen und Gratisanzeiger. Denn die verlocken ja geradezu dazu, sich hinters Steuer zu setzen oder in den Sattel zu schwingen, anstatt auf dem Bänkle vorm Huus zu sitzen!
Und wir unbedarften Konsumenten und -innen folgen ihnen wie eine Hammelherde. «Fast-food-Kulturkonsumenten» ist da noch eine milde Bezeichnung. Dabei könnte man uns in unserer ob der verwirrenden Vielfalt eingetretenen Verwirrtheit doch wenigstens etwas entgegenkommen, wenn man die Termine in einen Veranstaltungs- und einen Verunstaltungskalender aufteilen würde.
Was unter Letzteres fiele, müssten die Medien natürlich mutig selber entscheiden. In der Anfangsphase könnte man ja eine gewisse Toleranzgrenze hinnehmen, wenn sich den Zuständigen mangels Erfahrung Fragen stellen würden wie: Unter welche Kategorie gehören manche Termine in Sachen Dorfgestaltung, Architektur, Strassen-, Kreisel- und Hochbau, Kosmetik, Schönheits-OP, Kunst am Bau oder Zeitungsinserate?
Was Veranstaltungen sind, ist einfacher zu beantworten. Dazu gehören alle angenehmen, schönen, ästhetischen, wohlklingenden, gemütlichen und seelisch bereichernden Sachen wie Guggamosigkonzerte, Operetten, Parteitage, Ausstellungen, Theater jeglicher Art, Vorträge über Blattläuse, Dorfgeschichte, amerikanische Künstler im schwarzen Sushiwürfel, die Frage, warum Kürbisse auf dem Boden wachsen oder zum Thema «Die wunderbare Welt unserer Darmflora».
Natürlich bewegen uns alle auch andere Fragen, die sich nicht immer sofort in Veranstaltungen niederschlagen. Zum Beispiel die, wer wann wie oft seinen gepiercten, tätowierten oder unschön naturbelassenen Superbody im edlen Nass des Hallenbads Eschen bewegen darf. Oder wie es kommt, dass es immer weniger Gäste und Übernachtungen bei uns gibt, obwohl unser Hauptdorf energiemässig ausgezeichnet ist. Von der heimeligen Zentrumsarchitektur ganz zu schweigen, in der die Restbestände an japanischen Touristen verzückt an ihre Gärten denken, meint Euer termingeplagter Max.
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Max Motz