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Unsere Zeit ist nicht zu toppen

Wer eine der zum 100-Jahr-Jubiläum des «Liechtensteiner Vaterlands» angefertigten Tassen mit dem aufgedruckten Text der ersten Ausgabe gegen den Gutschein eingelöst hat, kann etwas lesen, was mit heutigen Augen zumindest kurios erscheint.

Der moderne Mensch ist sich nämlich dessen bewusst, dass unsere Generation die aufgeklärteste, klügste, wissendste und nicht zu übertreffende seit Beginn der Menschheitsgeschichte ist. Wir sind nicht zu toppen.

Das wusste schon jener Vorfahre, der das Rad erfunden hat.

Auch der römische Hauptmann, der das Schaaner Kastell befehligt hat, wusste das.

Ebenso der Richter, der diesen oder jenen auf den Scheiterhaufen schickte.

Und wir? Was wird man sagen, wenn es Liechtenstein und sein Völkchen 3014 noch geben sollte, wenn man nachlesen kann, was wir 2014 an Gedankengut und Wissen hinterlassen und was wir daraus gemacht haben?

Man wird darüber staunen, was uns wichtig war.

Und man wird nichts davon, aber auch gar nichts verstehen.

Bachkorrekturen? Welcher Bach denn?

WinWin? Ging?s da vielleicht um verschlüsselte Hunderennen­Wetten?

Trennung Kirche-Staat? Herrschte hier ein Gottesstaat vorher? Beteten die alten Liechtensteiner ihren Hohepriester Hasler oder so ähnlich an?

Verfassung? Was war das denn?

Fussballstadion-Ausbau?

Sicher ein Ort, wo man so eine Art Gladiatorenkämpfe um Leben und Tod durchzog.

Bankgeheimnis? Durfte niemand wissen, was in so kleinen Stahlschächtelchen verschlossen aufbewahrt wurde?

Steuerflüchtlinge? Womöglich arme Teufel, die auf seltsamen Gefährten, mit fossilem Brennstoff angetrieben, durch die Ortschaften gejagt wurden, weil sie dem lokalen Häuptling keinen Tribut zollen wollten!

Da erscheint manches vielleicht ein kleines bisschen relativ zu sein, was einem heute so wichtig ist, oder?

Vielleicht wird man spätestens dann gelernt haben, dass Politik, zieht man persönliche Ambitionen des Politikers ab, im Rest von 4 Prozent nur dem Tagesgeschäft gewidmet ist, dass sie alles Mögliche bewirkt hat, nur eines bestimmt nicht, nämlich, dass die Menschheit seit der Erfindung des Rades aus ihrer Geschichte gelernt hat.

 

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