Separat-Automatismus
Das Separatismus-Gespenst geht um. Dunkelmänner ziehen die Fäden im Hintergrund, von Klugheit verschont gebliebene oder korrupte Zeitgenossen sind ihre Werkzeuge. Das mag man ja nun von grössenwahnsinnigen Machthabern in den diversen Bananenrepubliken gewohnt sein.
Aber könnte das Virus nicht womöglich auch einmal auf Länder übergreifen, in denen es statt Bananen höchstens Äpfel gibt? Bekanntlich hat das ganze Elend seinerzeit bekanntlich mit einem Apfel angefangen!
Und hierzulande? Zum Beispiel sind immerhin 10,8 Prozent der liechtensteinischen Einwohner Schweizer. Was, wenn die sich eines Tages zusammenrotten und eine Eingliederung des Oberlands in die Eidgenossenschaft verlangen?
Verschwörungstheoretiker weisen schon lange darauf hin, dass im Zuge einer sorgfältig geplanten schleichenden kulturellen Unterwanderung das liechtensteinische «Grüss Gott» dem schweizerischen «Grüezi» gewichen ist und auch sonst zahllose Begriffe und Sitten des Nachbarlandes im Volk, an den Stammtischen und in den Behörden und Betrieben Fuss gefasst haben.
Andererseits funktioniert sowas ja nur, wenn die Bevölkerung mitmacht. Was man ihr insofern nicht verdenken kann, als der Begriff «Nation» wohlweislich vermieden wird. Liechtenstein hat drum auch keine National-, sondern eine Landeshymne. Beim Wort «Nationalmannschaft» allerdings macht man als Anpassung an die internationale Sport-Terminologie einen Kompromiss.
Der Liechtensteiner als solcher ist kein Separatist. Eher schon ein Individualist. Seine im Feuer der leidenschaftlichen Empörung verfassten Leserbriefe lösen manchmal die Bildung von im Geheimen vor sich hin schwelenden Glutnestern schmollender Frustbürger aus. Die einen träumen von bezahlbaren Krankenkassenbeiträgen, die anderen von einer liechtensteinisch-katholischen statt römischen Kirche oder von einer Regierung, die die Steuergelder nicht dem Feuer ausländischer Scheiterhaufen übergibt.
Aber so einfach ist das nicht. Denn hiesige Politiker scheuen Separatlösungen eher, dafür gibt?s keine Vorbilder. Weil: Wenn was schiefgeht, könnten sie nicht mal sagen:
«D Schwizer machend?s o so!». Also, wie es ähnlich in einer Operette heisst: «Machen wir?s den Schweizern nach ?»
«Dann sind wir, wenn?s schief geht, nicht so allein (schuld).»
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Paul Zinnober