Nur Schland statt Deutschland
Jogi Pokerface Löw hat also nun seine Mannen zum Sieg geführt. Aber nachher lachte er. Wenigstens hier noch Entspannung. Deutschland schwamm in einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer, aus dem Land wurde eine Nation. Vergessen waren einstweilen Arbeitslosigkeit, Minimallohn, Ost-West-Gefälle und Neidgesellschaft, Hartz 4 und Ein-Euro-Jobs.
Im Jubel der Massen war nur noch «Schland» zu hören. Reicht ja auch, denn «deutsch» an sich reicht ja für nichts mehr. Soll sogar in den Duden kommen, dieses «Schland». Definieren könnte man es auch als Zustandsbeschreibung jenes Landes. Ein Gericht aus der Resteküche des Nationalbewusstseins. Vielleicht empfinden jene, die man unbeliebterweise oft als Ossis und Wessis bezeichnet, diesen Nationalbewusstseinsrausch als endlich geglückte wirkliche und versöhnliche Wiedervereinigung?
In Liechtenstein wird der Begriff «Nation» nie angewendet. Der Alemanne freut sich mehr im Stillen. Zwar jubelt man bei diesem oder jenem erst in der Masse als richtig geil empfundenen Freizeitevent wie Fussball, Konzert, Parteitag oder Schülersporttag auch schon mal heftig, aber nachher klopft man sich doch recht zügig das Konfetti aus den Klamotten, drosselt die Lautstärke und geht spätestens vor dem Arbeitsantritt wieder zu den alkoholarmen Getränken über.
Dem heutigen Liechtensteiner reicht es, sich eidgenössisch-nachbarlich anzukuscheln und sich im Bewusstsein der eigenen Unzulänglichkeit dessen Sitten, Gebräuche, Mundartausdrücke und anderes mehr anzueignen. Ist ja auch o. k., wer Vorbilder braucht, soll das dürfen.
Die Deutschen nicht, die sind da selbstbewusster. Neuerdings schmollen sie sogar dem Uncle Sam, obwohl das unartig ist, wo der sich doch beschützend um alles kümmert, weil sie sonst alles falsch machen. Unser-einem reicht die Schweiz. Die ist nur da.
Liechtenstein wird auch nie Weltmeister. Da entgeht uns zwar manche euphorische Szene, aber dafür muss sich Adrian Hasler nicht wie die Merkel nach dem Schlusspfiff von einem Putin per Handschlag gratulieren lassen.
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Paul Zinnober