Nothing is perfect
Ja, ja, es heisst richtig: «Nobody is perfect». Ein Lieblingsspruch all jener, die dabei im Stillen denken: «Ausser mir natürlich». Aber was als perfekt bezeichnet werden kann, ist oft eine Frage des Betrachters.
Auch die deutsche Sprache ist nicht perfekt, manchmal können dadurch sogar Missverständnisse entstehen, die fatale Folgen haben würden. In der «Liewo» war z. B. vorige Woche zu lesen: «Kaffee in Massen scheint keineswegs gefährlich zu sein.» Das ist einerseits zwar tröstlich, andererseits lauert in diesem Satz eine durchaus tödliche Gefahr!
Schuld daran haben die, die seinerzeit in der Schweiz das «ß» abschafften. Haben wir natürlich übernommen. Würde nämlich der hier zitierte Kaffee-Satz (um Missverständnisse zu vermeiden, extra als Bindewort geschrieben ?) in einer deutschen oder österreichischen Publikation zu lesen sein, stünde da: «Kaffee in Maßen scheint keineswegs gefährlich zu sein.»
Anders ausgedrückt: Während die schweizliechtensteinische Version meinen könnte, dass man massenweise Kaffee trinken sollte, um gesund zu bleiben (was angesichts der Tatsache, dass ein Herzkasper uncool ist, auf gefährliche Körperverletzung hinausliefe), ist das deutschösterreichische «Maßhalten» nicht so gefährlich, weil das schweizliechtensteinische Wort «Masshalten» mit nichts anderem verwechselt werden kann. Ausser in Bayern natürlich.
Es soll hier nicht noch untersucht werden, in welchen Ländern mit einem deutschsprachigen Anteil man «ss» oder «ß» anwendet ? denn deutsch wird ausser in Deutschland, Österreich, der Deutschschweiz und Liechtenstein auch in Luxemburg, Ostbelgien, Südtirol, im Elsass und Lothringen sowie von Minderheiten in weiteren mittel- und aussereuropäischen Ländern gesprochen und ist sogar eine Nationalsprache in Namibia.
Verkompliziert wird alles dadurch, dass es zwei Geschlechter gibt. Denn Mann und Frau verstehen sich nicht immer, wie man hört, weil das akustische Verstehen nicht zwingend zu Verständnis führt:
Sitzt ein alt gewordenes Liebespaar auf einer Bank. Sagt sie: «Ach, es wäre doch schön, wenn wir doch noch heiraten würden.» «Ja», sagt er, «da hast du recht. Aber wer nimmt uns noch?»
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Paul Zinnober