Nichts zum Aufregen, wie fad ?
«Ach, was soll ich mich aufregen!» ruft man manchmal resigniert aus und geht abwinkend aus dem Zimmer. Tatsächlich zwingt einen ja niemand dazu. Aber man regt sich halt doch auf!
Nichtfussballfans-Steuerzahler über das teure Polizeiaufgebot bei der Challenge League, Nichtraucher über ihre Mitzahlverpflichtung für Raucherkrankheiten bei der Krankenkasse, Vogelfutterhersteller über den ausgebliebenen Winter, die Regierung über alle diese Win4711-Initiativen und Zeitungsleser über den einen oder anderen Leserbrief.
Manchmal werden auf jener Tribüne ganze Glaubenskämpfe ausgefochten. Wie im wirklichen Leben. Dabei sieht die Politik derzeit ihre Hauptaufgabe darin, die Staatskasse wieder aufzufüllen. Sie glaubt fest daran, dass dies der richtige Weg ist. Nein, sie weiss es sogar. Aber ob es die Wählerschaft und Steuerpflichtigen auch wissen? Da scheiden sich die Geister aber.
Kein Wunder, bei dem heutigen Glaubens-Überangebot. In Zeiten, in denen eine DU-Fraktion im Landtag sitzt, deren Anhängerschaft aus ebenso vielen Meinungen wie Mitgliedern besteht, muss einen das aber nicht mehr wundern. Selbst die Christen: evangelisch-lutherisch, evangelisch-reformiert, evangelisch- freikirchlich und evangelisch-gemischt, römisch- katholisch, altkatholisch, orthodox-uniert, orthodox-nichtuniert, griechisch-katholisch, fastenopferkirchlich-katholisch, fastenopferdagegen-katholisch usw. Die beiden Letzteren sammeln ja für einen guten Zweck: Die einen für missionarisch-
entwicklungsfördernde Projekte, die anderen für Entwicklungshilfeprojekte, die nicht von der katholischen Kirche stammen. Die Gläubigen können sich dann aussuchen, ob sie mit oder ohne Kirche spenden.
Die einen also für das «Fastenopfer der katholischen Kirche in Liechtenstein», die anderen für «Wir teilen ? Fastenopfer Liechtenstein». Aber Achtung!: Dieses schreibt klar: «Das Fastenopfer ist das Hilfswerk der Katholiken». Bei allen genannten Verunsicherungen in Wissen und Glauben: Danke für diese Darstellung. Nun weiss der verunsicherte Laie endlich, dass der schon lange vermutete unheilige römische Geist vom Vatikan bis runter ins Schellenberger Erzbischofskloster den Titel «katholisch» zu Unrecht trägt.
Eine solche Win-win-Initiative wird wohl nun endlich ein Ende haben, nach dem Motto: «Es kann nur eine geben!» Und das «Wir teilen» ist nun klarer erkennbar eine speziell zu verstehende Parole: Erzbischof, Pfarrer und unwissende Kirchgänger ? alles eine Sekte! Peace!
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Paul Zinnober