Newspaper War Games
Interessant, was die Besucher von «Vaterland on tour» am «Vaterland» gut finden und was weniger. Die, die das nachher analysieren wollen, können einem jetzt schon leidtun. Denn: «Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann».
So individuell, wie die Menschen sind, sind nämlich auch ihre Ansichten.
Als Ausweg bietet sich vielleicht an, dass man via Internet eine News-Liste abonniert und sich dann seine eigene Zeitung am Bildschirm zusammenbastelt.
Ein Tourist, der einmal in Vaduz übernachtet hatte, schrieb zu diesem Thema: «Freiheit süss der Presse! Komm, lass uns alles drucken, und walten für und für. Nur sollte keiner mucken, der nicht so denkt wie wir.» Johann Wolfgang von Goethe hat sich der Mann genannt. Allerdings muss man zugeben, dass die Medien heute durchaus modernen Ansprüchen an Aktualität und Leserinteresse entsprechen.
Wobei Letzteres auch als suboptimal angesehen werden könnte. Denn was ist schon «das Leserinteresse», und ist das wirklich das, hinter dem eine Zeitung ausschliesslich herjagen soll? Wenn es überhaupt feststellbar sein sollte, was das genau ist. Da ginge nämlich der Streit wieder los, weil viele Mitmenschen gern bestimmen würden, was Leserinteresse zu sein hat.
Nehmen wir die vielgeliebten Leserbriefe. Bei manchen Themen nämlich liefern sich vorwiegend Leser A und Leser B heftige Feder-Fehden, dass die Schwarte kracht. Und die Zeitung muss das dann drucken. Denn Zensur findet nicht statt. Steht irgendwo.
Seiten um Seiten werden so gefüllt. «And the WINner is ?»!?
Ist das dann Leserinteresse, Meinungsmache, Vernebelung, Propaganda oder Platzverschwendung?
Erinnert sich jemand an «WOPR»? Den Computer des US-Verteidigungsministeriums im Film «War Games»? Am Ende des Films, als er merkt, dass er alle Varianten eines «Global Thermonuclear War» durchgespielt hat, kommt ihm die Erkenntnis: «Die einzige Möglichkeit, dieses Spiel zu gewinnen, ist, es nicht zu spielen».
Sicher hat er damit auch die Theorie gemeint, dass eine Zeitung so etwas wie einer Lesermeinung gerecht werden könnte. Wollen wir?s jedenfalls mal hoffen.
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Paul Zinnober