Krimistunde
Dass die Schweiz und die USA ihren Steuerstreit beendet haben, stand in der Zeitung. Ein Streit weniger auf der Welt, immerhin. Obwohl Streitsüchtige deswegen nicht traurig sein müssen, denn jeder beigelegte Streit produziert ein paar neue.
Oder werden sich die Schweizer Banken das gefallen lassen, wenn da weiter steht: «Der Deal soll den Banken ermöglichen, einen Schlussstrich unter ihre kriminelle Vergangenheit zu ziehen»?
Ich war nur froh, dass unsere Banken nicht aufschienen. Nachher hätts auch bei denen geheissen: «kriminelle Vergangenheit». Undenkbar sowas, gell?
Und schon gar nicht sollte man solche Eigenschaftswörter in Zusammenhang mit Spesen und anderen Bankgebühren in einem Satz nennen, diese Dinge haben nichts damit zu tun. Die haben einen Grund. Irgendwie.
Überhaupt: Wo fängt etwas an, kriminell zu sein, und wo hört es auf? Ist das Staatsangestelltenpensionskassenmodell als solches schon kriminell? Oder sind es seine geistigen Väter? Solche Fragen wollen wir doch wohl gar nicht erst aufkommen lassen.
Manche sind der Ansicht, dass es bereits kriminell ist, das bisher gespendete bisschen Geld für Entwicklungszusammenarbeit zu kürzen, andere finden es schon kriminell, dass man denen überhaupt bislang Geld gegeben hat.
Andere finden es kriminell, nicht wählen zu gehen. Zwar haben sie damit insofern nicht ganz Unrecht, als wir Wahlpflicht haben und ein Nichtwähler also das Gesetz missachtet hat, aber wo kein Kläger, da bekanntlich kein Richter. Das fällt dann eben unter Bagatellen wie Mundraub und Radio-L-Hörverweigerung.
An sich wär ja streng genommen Mobbing am Arbeitsplatz auch kriminell genug, um Handlungsbedarf auszulösen, aber da bei der «Vaterland»-Online-Umfrage keine Mehrheit erreicht wurde und die Mobbingopfer, die ihre Stimme abgaben, nicht mal die Hälfte ausmachten, fällt das natürlich nur in die Rubrik «Gut, dass wir mal drüber geredet haben.»
Und manches wird nicht grade als kriminell, wohl aber als unsensibel angesehen. Und das wird dann abgelehnt, obwohl es viel Geld gebracht hätte. Donnerwetter! Respekt! Geld ist eben doch nicht alles, nicht mal beim Staatsrundfunk, für den momentan noch tapfer Radio L den Platzhalter macht, meint Euer Max.
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Max Motz