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Hirtenbriefe

Für einmal ist der 28. Februar ein historisches Datum: Im Vatikan nimmt der Papst seine Kaffeetasse und räumt seinen Spind aus, am selben Tag eröffnet in Ruggell der Supermarkt im danebenliegenden Neubau.

Ich gehe davon aus, dass die Inhaber sich der historischen Dimension dieser Zeitgleichheit bewusst sind und dem Heiligen Vater einen Früchtekorb schicken!

Wie es im Vatikan weitergeht, weiss man natürlich trotzdem nicht. Der Papst musste ja nun auch die Liechtenstein-Akte unerledigt an seinen Nachfolger weitergeben. Bei 1,196 Milliarden echten und gefühlten Katholiken weltweit ist das zugegebenermassen nicht die grösste Sorge des Oberhirten.

So ähnlich ist es ja auch im Fall Ruggell: Da wollten sie auch das Dienstleistungsangebot im Land revolutionieren und die ins neue Gebäude übersiedelnde Post auch sonntags geöffnet halten, aber das wurde nicht genehmigt. Immerhin wollen sie samstags, so lange der Laden offen hat, die Stellung halten. Im Vatikan waren sie diesbezüglich schon lange viel moderner: Da haben sie die Sonntagspflicht zum Gottesdienstbesuch zwar beibehalten, aber man kann ja auch samstagabends schon gehen.

Damit sind die Kirchen sonntags ein wenig weniger dicht besiedelt, aber nicht die Optik macht bekanntlich den Christen aus, sondern sein Tun. Dass also Politiker hierzulande nur noch vereinzelt das Weihwassereintauchfeeling der Finger kennen, muss nicht heissen, dass ihnen deswegen die göttlichen Eingebungen fehlen.

Das heisst: Das könnte natürlich eventuell vielleicht womöglich schon im einen oder anderen Fall eintreten. Aber sicherlich nicht bei uns. Bei uns ist doch immer alles schön. Man soll ja auch nicht immer das Trennende suchen, sondern das Verbindende, die Parallelen. Und die haben wir durchaus mit der Kirche:
Im Vatikan diskutieren sie bald im Konklave, in Vaduz bei den Koalitionsberatungen.

Nur erkennt man ein Ergebnis im Vatikan am weissen Rauch. Im Grossen Haus in Vaduz geht das wegen der Ölheizung nicht, da kann man, sollte nach der Scheidungsvereinbarung Kirche–Staat Letzterem das Gotteshaus zufallen, allenfalls die Glocken der benachbarten Kathedrale läuten lassen und im Landeskanal verkünden: «Habemus Hasler!».

Und der kann dann bekannt geben, dass es nach der närrischen Zeit nun wieder aufwärts geht im Ländle. Vielleicht lesen wir dann zeitgleich, wie jetzt am 28., einen Hirtenbrief aus Rom und einen aus Vaduz. In diesem steht dann sicher, dass man den Zettel mit den Wahlversprechen bald wiederfinden und sich spätestens dann der Tatsache bewusst sein wird, dass nach der Wahl vor der Wahl ist, meint euer Max.

 

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