Grenzenlose Solidar-gemein-schaft
Kann man Rassisten und Chauvinisten im fernen Ausland und im lieblichen Liechtenstein nicht in einen Topf werfen und unter dem Sammelbegriff Habgierfetischisten vereinen? Sie haben doch im Grunde nur wie ihre Gesinnungsgenossen im lieblichen Neandertal Angst um ihren täglichen Happen Ribel und einen Platz in ihrer Höhle.
Aber ich fürchte, meine Idee hat Nachteile. Ich hab nämlich gelesen, dass man die Grenze zwischen gesundem Patriotismus und Heimatliebe einerseits und Neofaschismus, Fremdenangst und Ausländerhass andererseits manchmal schwer ziehen kann. Und in einer Grauzone wollen wir uns ja nicht gern sehen, zumal wir neuerdings zumindest teilweise von schwarzen Listen gestrichen wurden.
Aber der Versuchung, so ein bisschen Gemunkel und Getuschel zu praktizieren, wenn es um Fremde und Fremdes geht, erliegen auch bei uns einzelne Mitinhaber des FL-Passes. Da wird dann nach dem Motto «Man sagt ja nichts, man meint ja nur» über die gemosert, die jenseits der Grenze den guten liechtensteinischen Schweizerfranken ausgeben, oder die einen Druck- oder Bauauftrag ins Ausland vergeben, oder sogar Fremde über unser Image nachdenken lassen.
Manchmal fällt das sogar auf, zum Beispiel wenn ein Rampenverkaufsflyer das «e» in unserem Landesnamen weglässt. Das kann eine Druckerei jenseits unserer Grenzen ja nun wirklich nicht wissen. Das wäre denn doch, wie fast alles heutzutage, zu viel verlangt.
Man muss stattdessen mehr Verständnis aufbringen. Zum Beispiel dafür, dass wir Steuerzahler den kleinen Rechenfehler für die staatlichen Pensionskassen solidarisch mittragen. Und dafür, dass gewisse politisch Tätige in diesem Land bei den Postautos für das bisherige Bus-Geld nun ein Buss-Geld einführen wollen. Zumal sie aus Solidarität mit Wenigverdienern (bekanntlich alles Sozialschmarotzer und faule Säcke) und Rentnern mit dem eigenen Auto fahren, um den Genannten nicht die Sitzplätze wegzunehmen. Zugleich dient diese Zumutungsübung für die Zukunft auch der Volksgesundheit, denn sollen die Jungen und die Alten sich nicht sowieso mehr bewegen als bisher, also laufen statt Busfahren?
Nur haben Mercedes-Chauffeure im Ausland viel höhere Gehälter als unsere. Aber da greift der Minderheitenschutz nicht, wenn der Staat sparen will, jetzt.
Nun, das sind ja nicht die 45 Millionen Einzelschicksale, von denen ich in der Zeitung las, also politisch langfristig kein Thema für die Politik. Die 45 Millionen sind ja eh nur Flüchtlinge, von denen es laut Zeitung nur die wenigsten bis nach Liechtenstein schaffen.
Eine Sorge der Höhlenverteidiger ist das ausserdem eh nicht. Da sind sie sich einig mit vielen ausserhalb der Höhle Lebenden. Ist ja auch einsehbar: Was würden die denn hier auch wollen, wenn sie es denn geschafft hätten? Etwa wohnen? Oder gar Geld verdienen? Also ehrlich, nein, alles hat seine Grenzen, heisst es schliesslich.
Und wir eben auch, glaubt Euer Max.
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Max Motz