Gegen die Gleichgültigkeit
Vaduz. - Zur Preisverleihung in der Hochschule Liechtenstein hatten sich rund 150 Personen eingefunden. Sie alle warteten gespannt auf die Bekanntgabe der Sieger. Als der Name von Ruhiye Eris genannt wurde, gab es tosenden Applaus. Ruhiye Eris ist Gründerin und Präsidentin des türkischen Frauenvereins und seit 2009 Mitglied der Integrationsfachgruppe der Regierung. Zur Begründung ihrer Wahl hiess es seitens der Jury, dass Ruhiye Eris das Miteinander vor das Trennende stellt, dass sie sich für ein besseres Leben für alle Menschen einsetzt und immer bemüht ist, Vorurteile abzubauen. «In ihrer Art und Vorgehensweise ist sie ein Vorbild für uns alle», meinte Bernhard Pleschko, Mitglied der Jury.
Die andere Hälfte des Preises ging an FLay, den Verein für Schwule und Lesben in Liechtenstein. «Als ehemaliger Präsident und jetziger Vizepräsident zeigte vor allem Patrick Risch enorm viel Zivilcourage», meinte Karin Jenny in ihrer Rede. Die Jury sah dies ebenso, wie Ingrid Hassler-Gerner bestätigte. «Es ist für viele nicht einfach, zu ihrer Neigung zu stehen», sagte sie und dass FLay in Liechtenstein ein Tabu gebrochen und damit grossen Mut bewiesen habe. Im Hinblick auf die Rechtslage für Homosexuelle meinte Hassler-Gerner: «Es ist immer noch ein langer Weg.»
Publikumspreis
Der Publikumspreis wurde Sr. Rebecca Frick zugesprochen, die seit 1992 in Peru lebt und arbeitet. In 58 Aussenstationen kümmert sie sich um Kranke und wurde in der Vergangenheit immer wieder erpresst und mit Drohungen gegen ihr Leben konfrontiert. «Welch eine Frau!», so Karin Jenny in ihrer Rede. Für die in Peru weilende Sr. Rebecca nahm ihre Schwester Emmi Frick den Preis in Empfang.
Alle drei Jahre wieder?
Insgesamt wurden dieses Jahr 31 Nominationen von der Bevölkerung und dem Frauennetz abgegeben. Davon blieben nach Prüfung der Kriterien acht übrig. Keine leichte Aufgabe für die Jury, die aus sieben unabhängigen Persönlichkeiten aus Liechtenstein, Österreich und der Schweiz besteht. Zudem mussten drei von ihnen aus Loyalitätskonflikten in den Ausstand treten. Trotzdem waren sie sich bereits nach der ersten Runde bei drei Nominierten einig. Der Preis ist hoch dotiert, die Preissumme von 10 000 Franken stellt die Organisatorinnen alle drei Jahre vor eine harte Aufgabe, denn dafür muss ein Sponsor gefunden werden. «Für dieses Jahr hatten wir Glück, dass die Firma ReviTrust den Preis gestiftet hat», meinte Nina Schwarzkopf-Hilti von der Stabsstelle für Chancengleichheit. Ob der Preis in drei Jahren wieder verliehen wird? Das Frauennetz arbeitet daran. Und falls einmal ein Ehren-DemoGrazia für das Lebenswerk verliehen werden sollte, dann gebührt dieser der Aktion Dornröschen. Denn damit begann alles, wie der gezeigte Film von Elsbeth Büchel klarmachte. (agr)
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