Geburtsort: Chur. Vielleicht.
Als Liechtenstein seinerzeit vom Bistum Chur auf eigenen liechtensteinischen Boden wechselte, gab es bei einigen Landsleuten zwar ein paar Tränen, andererseits sind die Bindungen an die schweizerischen Nachbarn inzwischen nur noch intensiver geworden, sei es sprachlich, wirtschaftlich oder politisch.
Alle, die sich dereinst um das Seelenheil der Katholiken im Land Sorgen machten, also manche Katholiken, Schweizer Medien, Evangelische und Atheisten, können sich damit trösten, dass die menschlichen und sonstigen Bindungen inzwischen nicht abbröckelten, im Gegenteil.
Da ist es ein unerwartetes Geschenk, dass wir unsere Kinder nun künftig in Chur das Licht der Welt erblicken lassen dürfen. Damit werden auch alte spirituelle Bindungen wiederhergestellt.
Rein äusserlich macht es nichts aus, ob der Neubürger oder die Neubürgerin statt «Grabs» nun «Chur» im Pass stehen haben wird, denn der Zollbeamte, der uns auf dem Heimweg von Antalya, Malle, Sylt oder Kärnten abfertigt, hat von beiden Orten sowieso noch nie was gehört.
Man kann ja bei der «Vaterland»-Umfrage ankreuzen, ob man lieber Chur, St. Gallen oder Feldkirch vorziehen würde.
Vaduz steht da schon gar nicht mehr zur Debatte, was insofern wurscht ist, als unsere Volksvertreter Vaduz als Alternative sowieso schon gecancelt haben. Die Friedhofsruhe nebenan soll ja auch nicht durch Neugeborenengeschrei gestört werden.
Feldkirch war auch nie eine ernsthafte Alternative. Zumal: Wer will als Liechtensteiner sein Kind schon nach EU-Vorschriften in die Welt setzen? Denken wir nur an die Gurken-Krümmungs-Vorschrift ?
St.Gallen? Sind ein paar Kilometer weiter als Chur! Und seit es Katholiken wieder erlaubt ist, auf Churer städtischem Territorium Bauten zu errichten, könnte man da auch ein neues Spital bauen, aber das brauchts derzeit ja nicht.
Also Chur. In Grabs war man früher in doch sehr kurzer Zeit, wenns pressierte. Bei Chur ist das allerdings anders. Aber nichts ist ewig, und so warte ich, ob ichs noch erlebe, bis man den Gedanken an Geburten in der Heimat wieder aufnimmt, wenn die Frau von einem hohen Tier aus unserer Politikerzunft ihr Baby auf der Höhe von Sargans in der Rush hour auf dem Rücksitz ihres Mercedes bekommt. Im Pass steht dann vermutlich unter «Geburtsort»: «Nähe Mels».
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Paul Zinnober