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Fremdwörter als Fremdkörper

Manchmal bewundere ich als Laie ja die Zeitungsschreiber. Was denen manchmal für Überschriften einfallen! Letzthin zum Beispiel im «Vaterland»: «Erneute Steueramnestie ? Balsam oder fatales Zeichen?» 

Fremdwörter müssen ja sein. Man könnte sogar eine neue Wortschöpfung finden: «Steueramnäsieamnestie». Weil es ja, um es medizinisch korrekt auszudrücken, um den seinerzeitigen temporären Gedächtnisverlust vermögender Landsleute bei der Steuererklärung geht.

Nun will die Regierung ja prüfen, ob man dieses Angebot wiederholen soll. Sie verspricht sich davon ein paar weitere Milliönchen für die Landeskasse.

Neue Ideen braucht das Land ? und diese Hasler-Equipe hat sie!
Peer Steinbrück lässt aus dem Schrebergarten grüssen.
Balsam für die Staatskasse jedenfalls. Oder doch ein «fatales Zeichen», ein falsches Signal? So nach dem Motto: Klauen lohnt sich ? es sei denn, dem Staat geht die Kohle aus?

So ähnliches Denken wie: Abtreibung nein ? es sei denn, heimlich im Ausland?

Ich will das mal so stehen lassen.

Bei den Franzosen ist das anders. Die gehen das Problem sozusagen chemisch-präservativ-präventiv an, da muss man sich moralische und juristische Überlegungen gar nicht erst antun: Sie haben ein Gesetz verabschiedet, nachdem die Krankenkassen Mädchen zwischen 15 und 18 Pille und Kondom bezahlen müssen.

Sowas kennen wir ja gar nicht. Wir sind ja eher kultur- als koitusorientiert. Sieht man ja auch an den sinkenden Geburtenzahlen.

Die, die dennoch das feinstaubgetrübte Licht der Welt erblicken, werden dann Künstler.

Und sie tauschen sich sogar international aus. Grad erst hatten wir ja eine schön gestaltete Einladungskarte im Briefkasten, auf der stand: «Kulturaustausch Moncao?Liechtenstein». Wikipedia sei Dank, ich habs gleich gefunden, wo das ist: Moncao ist eine Kleinstadt im Norden Portugals. Mit knapp 20 000 Einwohnern also ein ebenbürtiger Partner für uns. Ich hoffe nur, dass ihre Künstlergruppe, wenn sie uns in gut einer Woche besuchen will, nicht nach Lichtenstein reist.

Das ist nämlich in Sachsen.

Egal, was uns umtreibt, einen Trost haben wir immer: Woanders ist alles noch viel schlimmer als bei uns. Das sind dann Länder, in denen das kulturelle Niveau nicht mal mehr im Keller zu finden ist, sondern in Tropfsteinhöhlen.
Oder möchtet Ihr Eure Kinder noch bei den Schwaben studieren lassen, seitdem bei denen kürzlich «Cindy aus Marzahn» als Deutschlands beste Komikerin gekürt worden ist, und zwar zum 4. Mal nacheinander?, fragt einigermassen erschüttert Euer Max.

 

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