«FL im Aufbau»: Rheinbrücke Vaduz-Sevelen
Die Vorgängerin der jetzigen Holzbrücke Sevelen–Vaduz wurde 1870 erbaut und ein Jahr später dem Verkehr übergeben. 1875 musste sie infolge des Übergangs zum Hochwuhrsystem um 1,50 Meter angehoben werden. Im Jahr 1900 aber war diese Brücke in derart schlechtem Zustand, dass sie bei Hochwasser einzustürzen drohte. Im Sommer 1901 wurde sie abgebrochen, und sofort begannen die Arbeiten zum Bau der neuen, heutigen Holzbrücke. Die alten Jochständer fanden dabei Wiederverwendung, sie mussten jedoch um 1,50 Meter erhöht werden.
Wie schon die Vorgängerin besitzt diese (und heutige) Brücke ein Fachwerk nach Howe. Die Bezeichnung geht auf den amerikanischen Konstrukteur William Howe zurück. Er ordnete die Schrägen (Holzbalken) so an, dass sie bei Belastung Druck erhalten. Dazu baute er auch vertikale Rundstangen aus Stahl ein, welche den Zug aushalten. Die Stahlstangen besitzen beidseitig Muttern, welche beim Schwinden des Holzes zur Stabilisierung der Brücke nachgezogen werden können. Anstelle der Stahlstangen verwendete er auch Stahlseile zur statischen Verstärkung. Bei der Seveler Brücke wurden Stahlstangen eingebaut.
Die überdachten Brücken nach dem Howe-Patent wurden in der Zeit des Eisenbahnbaus in den USA an vielen Orten errichtet. Die Bauweise nach Howe übernahmen die Brückenbauer dann auch in Europa, inklusive der Schweiz. Die Prüfung der neu erstellten Holzbrücke Sevelen–Vaduz sowie die Freigabe für den Verkehr erfolgten am 4. Juni 1901. Zur Belastungsprobe wurde die Brücke mit einem Lastwagen von rund fünf Tonnen Gewicht befahren. Das Bauwerk kostete 35 545 Franken. Erstellt wurde es von der Firma Krättli, Schmidt und Beck aus Azmoos. Sevelen hatte einen Drittel der Kosten, Vaduz zwei Drittel zu übernehmen. Vaduz erhielt dazu eine Landessubvention in der Höhe von zwei Dritteln des auf die Gemeinde fallenden Anteils.
Die Rheinbrücke steht seit 1981 unter Denkmalschutz. Sie überlebte manchen Sturm von oben und von unten. Von «unten» seien vor allem die Hochwasser von 1927 und 1954 genannt. Beide Male wurde es kritisch, vor allem, wenn sich das Holz an den Pfeilern staute. Doch als Konsequenz aus der Rheinkatastrophe von 1927 (mit dem Dammbruch bei Buchs auf der Schaaner Seite) wurden die Rheindämme in den Jahren 1928 und 1929 sowie von 1946 bis 1950 auf der kritischen Strecke Trübbach bis Haag verstärkt. Das zahlte sich auch 1954 aus. Dazumal sah es fast so aus wie 1927. Wasserwehrleute kontrollierten die Situation auf dem Rheindamm, während die Wassermassen wiederum unheimlich, gewaltig und schmutzig daherkamen. Die Dämme hielten dem Druck des Wassers stand, doch die Holzbrücke in Sevelen musste für den Verkehr gesperrt werden, ebenfalls die hölzernen Rheinbrücken in Trübbach, Salez und Büchel. Einzig in Buchs schien die nach dem Hochwasser von 1927 neu erstellte, moderne Strassenbrücke aus Eisen und auf drei gemauerten Pfeilern stehend sicher im wilden Rheinwasser zu sein.
Im Oktober 1990 rettete man den Zeugen der Holzbrückenbaukunst, indem man die Tragjoche erneuerte. Für den Autoverkehr ist die Seveler-Vaduzer «Hüslibrücke» indes schon länger gesperrt. Durch eine erneute Sanierung, vor allem der Pfeiler, soll diese letzte Holzbrücke vom Zerfall bewahrt werden. Derzeit finden noch letzte Installationsarbeiten an den neuen Wartekabinen statt. Auftraggeber ist die Liechtenstein Bus Anstalt. Die zentrale Aufgabe der LBA ist die umfassende und effiziente Organisation des öffentlichen Verkehrs (öV) in Liechtenstein und im grenzüberschreitenden Verkehr mit Ö
Mit der Serie «Liechtenstein im Aufbau» informiert «Vaterland»-Online in loser Folge über aktuelle Bauprojekte im Land. Die Beiträge sollen die wichtigsten Eckpfeiler in Liechtensteins Bauwesen darstellen und auch Bezug zur «Vaterland»-Online-Serie «Liechtenstein im Abbruch»nehmen.
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