Die Drachenbezwingerin
Wenn der Wind ihr die Haare zaust, in allen möglichen Tonlagen in den Ohren pfeift, der Körper das Gleichgewicht zwischen Schwerkraft und Auftrieb sucht, ist alles auf ein Ziel fokussiert: Abheben. Alltägliches bleibt bei jedem Flug am Startplatz zurück. Daniela Schönauer konzentriert sich dann jedes Mal ganz aufs Fluggeschehen, auf die Unmittelbarkeit der Erlebnisse, die sie stets beeindruckend findet, selbst heute noch nach hunderten von Starts. Beim Fliegen fühlt sich die erfahrene Gleitschirmpilotin eins mit der Natur, die ihre ganze Aufmerksamkeit fordert, sie im Gegenzug aber so reich beschenkt.
Seit bald 30 Jahren hebt Daniela Schönauer ab – regelmässig. Angefangen hat sie, noch nicht ganz 20 Jahre alt, als Deltapilotin, weil sie ihrem Bruder nicht nachstehen wollte. Als ziemlich abenteuerlich schildert Daniela Schönauer die Anfänge des Deltasegelns in der Region. Der Fluglehrer, der damals in Liechtenstein Wochenkurse gab, verwendete ähnliche Fluggeräte wie jene, die vom amerikanischen Luftfahrtingenieur Francis Rogallo für die Nasa entwickelt wurden. Der Deltasegler, ein gelernter Mechaniker, baute in seiner Freizeit seinen ersten eigenen Delta und brachte sich das Fliegen selber bei. «Können sie sich denken, worauf die Piloten die erste Zeit gesessen sind?», fragt Daniela Schönauer und lächelt verschmitzt. «Auf einem Kinderschaukelsitz», verrät sie lachend. Auch Schwingerhosen seien gebräuchlich gewesen.
Mit solch schwerem Gerät auf den Schultern und an einfachsten Gurten hängend, hat Daniela Schönauer die ersten Flugversuche am Übungshang unternommen. Unter der Anleitung und den wachsamen Augen von Walter Schönauer. Aufmerksamen Lesern wird die Namensgleichheit aufgefallen sein – ja, es dauerte nicht lange und der Fluglehrer und seine mutige Schülerin waren ein Paar.
Eine Partnerschaft, die sich mehr als bewährt hat. Daniela und Walter Schönauer ergänzen sich nicht nur im sportlichen Bereich aufs Beste; beide sind auch für Spirituelles sehr offen. Das führte bei ihrem Mann dazu, sich sehr in Menschen und ihre Ängste einfühlen zu können; nie jemanden zu etwas zu zwingen, sondern langsam und im Tempo des Flugschülers an Aufgaben heranzuführen, Entwicklungen möglich machen, aber nicht zu forcieren. Daniela Schönauer hingegen nahm ihr Interesse für Spirituelles zum Anlass, eine neue Ausbildung zu machen: Fussreflexzonenmassage und Aura Soma Therapie hat sie in den vergangenen sechs Jahren gelernt. «Ich bin eine geborene Zweiflerin», gibt sie zwar zu bedenken, aber sie habe in den vergangenen paar Jahren so viele positive Einflüsse erlebt, die sie durch Fussreflexzonenmassage ausgelöst hat, Blockaden, die sich gelöst haben. Das freut sie mehr, als eine gewonnene Medaille bei einem Sportbewerb. «Ich bin keine risikofreudige Fliegerin», stellt Daniela Schönauer klar, «und ausserdem war ich immer gerne die Frau im Hintergrund – nicht nur der Kinder wegen; denn auch heute – wo ich Gelegenheit hätte – dränge ich mich nicht gerne nach vorne.» Ihr sind andere Werte wichtig, sagt sie, «und ich brauche viel Zeit für mich.» Fliegen soll für sie nicht Wettkampf sein, sondern einer der effektivsten Wege, ihre Mitte zu finden.
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