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Der Mensch ist ständig im Konflikt

Konfliktsituationen kennt jeder. Man ist wütend auf das Gegenüber, wütend auf sich selbst und eine passende Lösung ist auf anhieb nicht in Sicht. Konflikten kompetent zu begegnen lernen Mitarbeiter der Landesverwaltung zurzeit im Aikido-Seminar.

Gamprin. – Die Mittagssonne bahnt sicht ihren Weg zwischen den Holzlatten hindurch und erfüllt den ehemaligen Stall des Bauernhauses an der Jedergasse 1 in Gamprin mit einem warmen Licht. Hier ist die Welt noch in Ordnung – hier fühlt man sich wohl.

Auf den ausgelegten Matten stehen acht Mitarbeiter der liechtensteinischen Landesverwaltung. In bequemer Kleidung folgen sie den Schritten ihres Trainers. Sie sollen in einem Seminar Konfliktkompetenz mittels den asiatischen Kampfkünsten, Aikido und Qi-Gong, erlernen. Hier wird Konfliktbewältigung anhand von Theorien, aber auch anhand von eigenen Erfahrungen trainiert. Denn laut den Organisatoren ist das eigene Erleben von Konflikten die Grundlage für das Entwickeln von individuellen und nachhaltigen Lösungen.
Überhaupt geht es bei diesem Seminar insbesondere um Persönlichkeitsentwicklung. Die Teilnehmer sollen einen neuen Zugang zu Dingen kennen lernen und herausfinden was sie weiter bringt.

Das Seminar wird von dem Sozialpädagogen und Leiter der Time-out Schule Daniel Hasler geleitet. Unterstützt wird er von dem Psychologen und Organisationsberater Matthias Brüstle. Gemeinsam ergänzen sie sich in ihrer Arbeit und versuchen den Teilnehmern den Umgang mit Konflikten beizubringen. Gestern fand der erste Seminartag von insgesamt vier in den Räumlichkeiten der Time-out Schule in Gamprin statt.

Die Kampfkunst «Aikido»
Aikido ist eine moderne japanische Kampfkunst, die als Synthese unterschiedlicher Kampfkünste entwickelt wurde, unter anderem aus der Kampfkunst der Samurai. Aus diesem Grund heisst auch der Titel des Seminars «Der moderne Samurai». Im Seminar werden Prinzipien von früher auf Themen von heute angewandt.
Beim Aikido gibt es weder Kampf noch Gewinner oder Verlierer. Es geht vielmehr darum, die Angriffsenergie des Gegners nutzbar zu machen und diese verstärkt auf ihn zurück zu führen.

Morihei Ueshiba, der Begründer des Aikido sagte: «Wahres Budo dient jedoch nicht einfach dazu, den Gegner zu zerstören; es ist viel besser, einen Angreifer geistig zu besiegen, so dass er seinen Angriff gerne aufgibt.» Budo ist der Oberbegriff für alle japanischen Kampfkünste.

«Jeder erlebt Konflikte anders»

Daniel Hasler ist Aikidolehrer und der Meinung, dass Aikido-Übungen eine hervorragende Möglichkeit zur individuellen Persönlichkeitsentfaltung bieten. Er glaubt, dass Aikido die Menschen im Entwickeln von Kompetenzen unterstützen kann. Durch das Training lerne man sich körperlich zu verteidigen, aber die meisten Angriffe seien mental. Aus diesem Grund ist für den Aikido-Lehrer die Synthese von Körper und Geist sehr bedeutend.

Im asiatischen Raum gebe es die Einheit von Kopf und Geist, in der westlichen Welt würde meist nur der Kopf benutzt. Ein Konflikt hat laut Daniel Hasler mit beidem zu tun – Körper und Geist müssen miteinbezogen werden. Er möchte den Teilnehmern eine gewisse Handlungsfähigkeit mit Hilfe der Kampfkunst vermitteln.

«Jeder erlebt Konflikte anders, deshalb sind auch die Konfliktlösungen individuell», sagt der Aikidoexperte. Auch Matthias Brüstle weiss, dass die Methoden der Konfliktlösung sehr unterschiedlich sind. Jeder hat sein eigenes Modell und sollte dieses optimieren. «Der Kompromis ist nicht das beste, besser ist der Konsens», sagt der Psychologe. Mit einem Mix aus Bewegungseinheiten und Theorieeinheiten sollen die Teilnehmer lernen sich selbst unter Kontrolle zu haben und mit sich im Einklang zu sein.

«Bei Konflikten geht es stark um Körperlichkeiten», antwortet Matthias Brüstle auf die Frage warum Aikido für Konfliktmanagment hilfreich sei. «Der Mensch sollte ein Körpergefühl für Energie entwickeln – bei Konflikten geht es nämlich um Energie.» Matthias Brüstle möchte den Teilnehmern einen Rucksack mit Werkzeugen mitgeben, damit sie bereit sind für Konflikte.

Auszeit vom Büroalltag

Mitarbeiter aus verschiedensten Bereichen nehmen an dem Seminar, welches Teil des Aus- und Weiterbildungsprogramms der Landesverwaltung ist, teil. Die Teilnehmer haben gestern am ersten Tag gemeinsam ihre Erwartungen an das Seminar notiert: Gelassenheit in belastenden Situationen, Handlungsfähigkeit erhalten oder Umgang mit Schlüsselreizen, sind Beispiele, die aufgeschrieben wurden.

Auf dem Dachboden findet der Bewegunsteil des Seminars statt, dortlehrt Daniel Hasler Schritte des Aikido. In Zweier-Teams trainieren die Teilnehmer die verschiedenen Übungen. «Ihr müsst euch eurer Kraft bewusst sein», ruft der Lehrer in den Raum. Die Drehungen und Schrittfolgen werden von den Teilnehmern mühelos nachgemacht, andere kommen ein wenig aus dem Takt und können sich ein Lachen nicht verkneifen. «Darf man lachen?», fragt ein Teilnehmer. «Natürlich, lachen ist wichtig», sagt Daniel Hasler.

«Bei Aikido geht es darum, Wege zu finden, die für beide Konfliktparteien  gangbar sind. Es gibt zwei Energien, zwei Seiten und das Ziel sollte sein zwischen diesen beiden Polaritäten zu pendeln», erklärt Daniel Hasler. (alf)

 

Weitere Informationen auf <%LINK auto="true" href="http://www.aikidan.ch" class="more" text="www.aikidan.ch"%>

 
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