Das Sankt-Florians-Prinzip
Als ich jetzt las, dass die hiesigen Krankenkassen auch künftig den erweiterten Test zur Erkennung von Cystischer Fibrose bei Neugeborenen bezahlen, dachte ich: O. K., davon hab ich schon gehört, das zu bekämpfen, ist eine gute Sache.
Bleibt es auch. Nur: Statt der Begründung, dass Liechtenstein aus Gründen einer Erleichterung für die Betroffenen solche Kosten übernimmt, egal, wie es die Schweiz, Litauen oder Österreich handhaben und vermögen, las ich: Die Schweiz mache es auch, und es sei «nicht nur unerwünscht», hier keine Gleichbehandlung zu praktizieren, sondern auch «administrativ unverhältnismässig».
An sich aber realistisch: Der Begriff «Finanzplatz Liechtenstein» ist bekanntlich viel geläufiger als «Sozialstaat Liechtenstein».
Wie bequem ist es doch für den Kleinen, alles dem Grossen abzuschauen und sich einzureden: «Der ist gross, der wird schon wissen, was das Beste für mich ist, und was der nicht will, will ich und brauch ich auch nicht.»
Zum Beispiel: Deutschland ist drauf und dran, an den Grundschulen die Unterrichtung der Kinder in Schreibschrift abzuschaffen. Sie lernen dann Druckbuchstaben mit einem Häkchen am Ende. Wer will, kann dann daraus seine eigene Schreibschrift entwickeln. Oder halt auch nicht.
Da ist meine Hinterfragung solcher Denkweise doch berechtigt irgendwie, ob man wirklich jeden Zinnober mitmachen muss, den andere sich ausdenken, oder? Denn das ist nicht mal konsequent. Es sind nämlich keineswegs alle Krankenkassenleistungen in der Schweiz und Liechtenstein vollkommen identisch. Daher hat der Staat schweizerische Krankenkassen, die sich seinerzeit um eine Niederlassung in und eine Lizenz für Liechtenstein beworben und diese auch bekommen haben, ausdrücklich liechtensteinischem Gesetz unterstellt.
Oder gibt?s was auf die Mütze von den Nachbarn, wenn Liechtenstein aufmuckt? Kaum, denen kann doch wurscht sein, was Liechtenstein seinen Einwohnerinnen und Einwohnern zumutet und was nicht. Die Quellensteuer für Schweizer, ja, da mögen sie sich aufregen, gopfridstutz.
Wir regen uns ja auch auf über die Vorarlberger, wenn die nach dem Motto handeln: «Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd? andere an!»
Schlagwörter
-
Paul Zinnober