Das lohnt sich nicht mehr?
Vor ein paar Wochen las man vom sogenannten Repair-Café in Schaan. Eine sicher gute Sache. Den Einzelhandel wird?s vielleicht weniger ergötzen, aber andererseits sind wohl keine existenzgefährdenden Gewinneinbrüche zu erwarten. Zumal es heute völlig aus der Mode gekommen ist, dass Geschäfte etwas zur Reparatur entgegennehmen.
Da kommt nämlich meistens die «Das lohnt nicht mehr!»-Formel zum Tragen.
Aber so gesehen: Was «lohnt» sich denn schon? Beim Repair-Café geht es ja auch um die Kommunikation und sogar um eine verantwortbare Verköstigung.
Vielleicht könnte man das Konzept dieser Einrichtung mal auf seine Umsetzbarkeit auf die ganze liechtensteinische Gesellschaft hin anschauen? Wenn man ein schadhaftes Gerät abgibt, kann es ein Fachmann möglicherweise wieder reparieren, und so könnte z. B. in der Politik ein entstandener Schaden wiedergutgemacht werden. Und sei es, dass durch Casino-Steuern irgendwelche Pensionen gerettet werden. Man könnte auch so manche umweltzerstörerische Massnahme durch Renaturierung reparieren. Aber vermutlich ist manches irreparabel: Ein bildungsdefizitärer Abgangsschüler wird wohl nur einen Beruf aus der Sparte «Das macht doch keiner freiwillig» ausüben können.
Gestern hatten wir den 4. Juli. Da feierten die Amerikaner ihren Unabhängigkeitstag. Ob sie heute auch noch einen Unabhängigkeitstag feiern könnten? Vielleicht vom Öl oder der NSA? Gönnen möchte man?s ihnen ja, aber ob da noch was zu reparieren ist?
Bei Licht betrachtet, macht sich die Gesellschaft als solche aber kaum grosse Sorgen. Solange es den Meisten gut geht, kommt erst mal die Wegwerfmentalität zum Tragen, die uns irgendwer irgendwann mal anerzogen hat.
Ein guter Indikator dafür, was hierzulande entsorgt (= eine Sorge weniger) wird, sind die Einrichtungen, die gebrauchte Gegenstände entgegennehmen, sei es zur kostenlosen oder -günstigen Weitergabe an Bedürftige oder zum fachgerechten Recykeln: Man hat den Eindruck, als sei die Zahl derer, die sich keine andere Einkaufsquelle leisten können, de facto höher, als die Statistiken sagen. Merkwürdig eigentlich. Umso merk-würdiger das Repair-Café. Entsorgen war gestern, erhalten ist heute.
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Paul Zinnober