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Auf der Sonnenseite

Pavel Dürrs Fröhlichkeit, Optimismus und Lebenslust wirken ansteckend. Er steht auf der Sonnenseite des Lebens und hat dazu noch Wagemut. Kurz entschlossen verliess der junge Mann sichere Pfade, um Weinexperte und -händler zu werden ? der Erfolg liess nicht lange auf sich warten.

Von Shusha Maier

Pavel Dürr ist begeisterungsfähig – ein Genussmensch und er hat nichts dagegen, dass man das auch sieht. Er steht nicht nur zu seinen Leidenschaften, er hat sie sogar zu seinem Beruf gemacht.
Lange her ist das allerdings noch nicht. «Wie es sich gehört» hat der junge Mann zuerst etwas «Rechtes gelernt». Hat als CNC-Mechaniker gearbeitet und eben einen Gutteil der Freizeit seinen Leidenschaften gewidmet – dem Wein und britischen Autos. Mit einem britischen Auto fing sie auch an, die zweite Karriere des Pavel Dürr. Ein Cabrio von MG war es, das er sich geleistet hatte. Zusammen mit seiner Frau suchte er daraufhin eine Destination, an der sie sich in einer schönen Weingegend, versteht sich, den Fahrtwind um die Ohren brausen lassen können. Die Wahl fiel auf Portugal, ein Land, das Pavel Dürr seither nicht mehr loslässt. Seit er auf einer vierwöchigen Reise die Weinbaugebiete im Süden des Landes an der Atlantikküste erkundet hat, zieht es ihn immer wieder dorthin zurück. Heute aber nur mehr selten als Tourist: Seit auf jener Reise die Idee geboren wurde, mit portugiesischem Wein zu handeln, ist er als Geschäftsmann dort unterwegs, hat sich über die vergangnen fünf Jahre exzellente Beziehungen zu Weinbauern, Kellereien und Gastronomiebetrieben aufgebaut, von denen er heute immer öfter Weinfreunde aus der näheren und ferneren Umgebung teilhaben lässt.

Am Anfang allerdings stand die Idee, professionell mit Wein – «einem magischen, wunderschönen Medium», wie Pavel Dürr findet, zu handeln. Um sich darauf vorzubereiten, hat er, damals noch in seinem technischen Beruf tätig, zuerst eine kaufmännische Lehre nachgeholt. Mittlerweile darf er sich «technischer Kaufmann» nennen und besitzt damit das Rüstzeug, seine prosperierende Firma mit dem nötigen wirtschaftlichen Fachwissen zu leiten. Das Weinwissen hatte er sowieso, hat aber auch dieses in einer speziellen Ausbildung vertieft und verfeinert und besitzt mittlerweile das «Wset Level 2 Intermediate Certificate in Wine and Spirits» des «Wine&Spirit Education Trusts», ein Ausbidungszentrum, das seit 40 Jahren um die Heranbildung von Fachleuten bemüht ist.

Ein wenig überraschend ist es schon, einen so jungen Mann so begeistert über Wein erzählen zu hören, ist es doch eher das Thema arrivierter, älterer Herren. «Aber nein, gar nicht», wehrt Pavel Dürr ab, auf die von ihm geführten Weinreisen würden regelmässig auch junge, manchmal sogar ganz junge Menschen mitkommen. Er sei auch schon in ganz jungen Jahren durch seine drei älteren Geschwister auf den Geschmack gekommen, zuerst – wie wohl die meisten jungen Menschen – über eher lieblichere Gewächse. Erst im Lauf der Jahre gewinnt man Gefallen an herberen Noten, weiss Pavel Dürr, dessen Hauptinteresse aber trotzdem dem Portwein gilt. Mit Rotwein allerdings macht er am meisten Umsatz, verrät er. 

Lebhaft erzählt der Weinkenner von der Enstehungsgeschichte des Ports –  über die Engländer, die sich nach einer Fehde mit den Franzosen um andere Weinlieferanten bemühen mussten und dabei auf die Winzer stiessen, die den Vinho de Lamego, den Vorgänger des Portweins, kelterten. Mehr als 600 Jahre ist es her, dass die Portugiesen 1373 ein Handelsabkommen mit den Engländern unterzeichneten, das sie berechtigte, für die Lieferungen von Vinho de Lamego Kabeljau vor der britischen Küste zu fischen. Ein befriedigender Deal für beide Seiten, allein, der Wein hielt sich nicht gut genug, um die weite Seereise zu überstehen. Da griffen die findigen Winzer zu einem Trick: Mit einer Extraportion Alkohol wurde der Wein lager- und transportfähiger. Das «Aufspriten» mit achtzigprozentigem Weindestillat ist das Wesentliche, das aus Wein Portwein macht, erklärt Pavel Dürr. Aber selbstverständlich sei es bis zu diesem Schritt schon ein sehr langer Weg. Bei Weitem nicht jede Rebsorte eigne sich zur Portweinproduktion, die Trauben werden vor dem Pressen in der Regel handverlesen, der Traubenmost anschliessend sorgfältig vergoren. Der Zeitpunkt, an dem die Gärung schliesslich mit Brandy gestoppt wird, ist entscheidend für den verbleibenden Restzucker, also die Süsse und den Geschmack des Portweins. Je weiter der Wein vergoren ist, desto weniger Weinbrand wird zugefügt. Portwein darf als Endprodukt einen Alkoholgehalt zwischen 19 und 22 Volumenprozent aufweisen. «Das macht ihn lange lagerfähig.»

Zweimal plant Pavel Dürr im kommenden Herbst das Hobby, das er zum Beruf gemacht hat, mit anderen Weinfreunden zu teilen. Die Termine für die Portugalreisen stehen schon fest; alleine wird er allerdings noch weit öfter unterwegs sein – in Portugal, in Slowenien, einem Weinbaugebiet mit grossem Potenzial, ist der Weinhändler sicher, und vor allem an Weinausstellungen und -messen. «Ich habe zum Glück keine Scheu, auf Menschen zuzugehen», sagt er und sieht darin das Geheimnis seines Erfolgs unter den momentan schwierigen wirtschaftlichen Umständen. «Ich bin es nicht gewohnt, dass das Geschäft von selbst läuft und habe keine Mühe damit, es anzuschieben», sagt er lachend. Dass Weinhandel ein lohnendes Geschäft bleiben wird, dafür sprechen die vielen Tausend Jahre, in denen vergorener Rebensaft genossen wird. 
 

 

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