Alles eine Frage des Vertrauens
Als mein Freund Karli letzthin über Bauchweh klagte, dachte er erst an Blinddarm, aber als ich ihn eilends ins Landesspital karren wollte, fiel ihm unterwegs plötzlich ein, dass er ja gar keinen mehr hat. Daheim hat ein Pfefferminztee das dann geregelt.
Wir kamen dabei ins Plaudern über unser Landeskrankenhaus, und er zeigte mir eine Zeitung vom 14. Mai mit dem Titel «Erfolg für Landesspital». Und weil unter dem Foto stand: «Das Vertrauen der Bevölkerung kehrt langsam zurück» drängte sich mir spontan die Frage auf: «Ich denk, das hat immer unser vollstes Vertrauen verdient? Jedenfalls hat es so immer in den Zeitungen geheissen. Wie also kann was langsam zurückkehren, was weder schnell noch langsam weg war?»
Karli meinte, ich solle das nicht so eng sehen: «Ma säht halt aso!», sagte er ungeduldig. «Na gut», erwiderte ich etwas ärgerlich, «aber dann sei wenigstens bitte die Frage erlaubt, worauf es zurückzuführen ist, dass dieser Erfolg darin besteht, dass über 90 Prozent der Betten belegt sind».
Sind nämlich diese Zugewinne auf jene Patienten zurückzuführen, die aus Kostengründen so lange mit dem Arztbesuch gewartet haben, bis die Sache aus dem Ruder lief? Oder sind die Mehreinlieferungen vor allem durch Magengeschwüre mancher Banker und Politiker entstanden? Dass man Patienten aus Einnahmengründen länger als nötig da behält, schliesse ich allerdings aus, denn wer schon mal einen magenkranken Choleriker erlebt hat, weiss, dass man zugunsten der eigenen Nerven auf noch so viel Geld gern verzichtet.
Also nun wollen wir mal allen vertrauen, den Ärztinnen und Ärzten, Bankern und ihren Chefsekretärinnen, unseren Bankeinlagen, Werkstätten und Weissagerinnen, den Wahlversprechen und Wahlversprechern, Gerichten und Gemeinderäten, Medizinmännern und -frauen, Reisebüroprospekten und Fleischkontrolleuren, Blutspendern und Politikerinnen und Politikern, den Frauen der Politiker auch noch, ok, aber das alles bitte nur ganz im Vertrauen, flüstert Euer Max.
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Max Motz