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Fall Grasser: Anwalt unter Verdacht

Ein Liechtensteiner Anwalt und Politiker ist im Zusammenhang mit der österreichischen Buwog-Affäre ins Visier der Justiz geraten. Der Mann wird verdächtigt, beim fürstlichen Landgericht in Vaduz Akten entwendet zu haben.

Vaduz.- Der Verdächtige soll Akten, die bei einer Razzia beschlagnahmt wurden, im Landgericht am 19. Oktober heimlich mitgenommen und erst sechs Wochen später zurückgebracht haben. Der Liechtensteiner Staatsanwalt Robert Wallner bestätigte am Mittwoch Berichte von Medien in Österreich und Deutschland, wonach ein Strafverfahren gegen den Anwalt eingeleitet wurde.

Verfahren im Stadium von Vorerhebungen

Dem Anwalt und stellvertretenden Parlamentarier (Landtagsabgeordneter) der in einer Koalition mitregierenden Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) wird Urkundenunterdrückung vorgeworfen, allenfalls Unterdrückung von Beweismitteln. Das Verfahren befindet sich laut der Staatsanwaltschaft im Stadium von Vorerhebungen.

Bei der Buwog-Affäre in Österreich, in die der frühere österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser verwickelt ist, geht es um mögliche illegale Absprachen und Provisionszahlungen bei der Privatisierung von 60'000 Bundeswohnungen. Die Behörden ins Österreich ermitteln seit rund zwei Jahren.

Gericht informierte Staatsanwaltschaft

Der Liechtensteiner Anwalt soll für einen Geschäftspartner von Ex- Finanzminister Karl-Heinz Grasser tätig sein. Als nicht zutreffend bezeichnete Staatsanwalt Robert Wallner Medienangaben, wonach das Gericht auf die Aktenentfernung nicht reagiert habe.

Der Landrichter, der die Akteneinsicht gewährte, habe nach dem Verschwinden der Unterlagen sofort die Staatsanwaltschaft verständigt, sagte Wallner der Nachrichtenagentur sda.

Freiwillig zurückgegeben

Zurückgegeben wurden die Akten dem Gericht am 28. November, laut der Staatsanwaltschaft freiwillig. Ob die Dokumente vollständig und unverfälscht waren, ist Gegenstand der Vorerhebungen.

Die Staatsanwaltschaft hat in Liechtenstein gestützt auf ein Rechtshilfegesuch aus Österreich schon vorher zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt, die allerdings erfolglos waren. Razzien im Rahmen der Buwog-Ermittlungen gab es auch in Wien und Zürich.

Keine Stellungnahme

Der verdächtigte Liechtensteiner Politiker und Anwalt arbeitet in einer renommierten Anwaltskanzlei in Vaduz, die eng mit einer Bank verflochten ist. Eine schriftliche Anfrage der Nachrichtenagentur sda liess der Mann am Mittwoch unbeantwortet.

Laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA hat die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, welche die Buwog- Ermittlungen leitet, erst durch Medienrecherchen vom Vorfall in Liechtenstein erfahren.

Ausserordentliche Regierungssitzung

Die Regierung wird am Donnerstag eine ausserordentliche Sitzung abhalten, wie Regierungschef Klaus Tschütscher auf Anfrage erklärte. Gestützt auf einen beim Landgericht in Auftrag gegebenen Bericht sollen Massnahmen beschlossen werden. 

Die Regierung verlangt, dass alles Notwendige zur raschen und vor allem lückenlosen Aufklärung des Falles unternommen wird. Der Landtagspräsident sowie die Rechtanwaltskammer würden über den Vorfall informiert. (sda)

 

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