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Abt des Klosters Disentis schaltet Polizei ein

Das Kloster Disentis hat nach dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Schülers durch einen Mönch gehandelt; die Polizei soll sich des Falls annehmen.

Disentis. - Der Fall wurde von der «Südostschweiz am Sonntag» in ihrer jüngsten Ausgabe aufgedeckt. Demnach wird einem Mönch des Klosters Disentis vorgeworfen, einen ehemaligen Schüler der Klosterschule sexuell belästigt zu haben. Die Vorgesetzten des Klosters hätten von diesen Übergriffen bisher keine Kenntnis gehabt, schreibt Abt Daniel Schönbächler in einer am Montag auf der Internetseite der Klosterschule Disentis veröffentlichten Stellungnahme. Die Vorgesetzten des Klosters hätten unverzüglich polizeiliche Meldung erstattet.

Es liege der Klostergemeinschaft Disentis sehr daran, Fälle von Missbrauch aufzuklären und den Opfern Hilfe zu bieten, heisst es in der Stellungnahme weiter. Wenn Übergriffe geschehen seien, bedauere man dies zutiefst. Betroffene werden aufgefordert und ermutigt, einschlägige Fälle an eine Anlaufstelle zu melden.

Kloster hält sich an Richtlinien

Der Abt erinnerte weiter daran, dass sich das Kloster an die 2002 erlassenen Richtlinien der Schweizer Diözesen betreffend Übergriffe in der Seelsorge halte. Im Sinne der Prävention würden seit 2004 im Kloster Disentis und in der Kongregation mit externen Fachleuten Weiterbildungen gemacht. Eine von Kloster und Schulleitung unabhängige Psychologin steht Schülerinnen und Schülern in regelmässigen Sprechstunden zur Verfügung.

Das Gymnasium nimmt seit 1972 auch Mädchen auf. Seit 2005 hat mit Geneviève Appenzeller-Combe eine Frau die Gesamtleitung des Internats. Gegenwärtig werden an der Klosterschule in Disentis in zehn Klassen rund 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.

Nicht mehr Missbrauchsfälle in der Kirche

Derweil hat Adrian von Kaenel, Präsident des Fachgremiums «Sexuelle Übergriffe» der katholischen Kirche in der Schweiz, nicht den Eindruck, dass die Zahl der Missbrauchsfälle steige. Insgesamt neun Fälle seien seinem Gremium unterbreitet worden, sagte von Kaenel in einem Interview mit der Zeitung «Le Matin» vom Montag. Dieses besteht seit 2002 und wird seither vom kirchenunabhängigen Juristen von Kaenel präsidiert. Kaenel stellt jedoch fest, dass es umso mehr Anzeigen von Opfern gebe, je mehr in den Medien von pädophilen Priestern gesprochen werde.

«Unser Gremium hat keine Kompetenzen», sagte von Kaenel weiter. «Wenn wir aber Beweise haben, wird der betreffende Priester seinen Posten verlassen müssen.» Allerdings gebe es bei den Beweisen «grosse Probleme» - etwa wenn das Opfer anonym bleiben wolle und der angeschuldigte Priester alles abstreite.

Die Erfahrung zeige, dass viele Opfer anonym bleiben wollten und deshalb auch keine Anzeige erstatten würden, sagte von Kaenel. «Systematisches Anzeigen durch die Kirche wäre zwar besser für deren Ruf, aber schlechter für die Opfer.» Bei der Schweizer Bischofskonferenz seien in den vergangenen 15 Jahren insgesamt 60 Meldungen von Missbrauchsfällen eingegangen. (sda)

 

 
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