Marco Büchel ein Botschafter des Sports
Von Ernst Hasler
Ski alpin. – Er ist ein leidenschaftlicher Sportler: Trotz seines «fortgeschrittenen» Alters – er geht mit 38 Jahren, vier Monaten und acht Tagen am Donnerstag in die sportliche Rente – hat Marco Büchel nichts an Ehrgeiz eingebüsst und ist nach wie vor «hungrig». Diesen Hunger wird er zukünftig nicht mehr auf den Skipisten dieser Welt, sondern auf anderen Baustellen stillen müssen. Zum einen wird der Balzner beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) als Co-Kommentator bei Skirennen in Erscheinung treten. Da darf der eine oder andere knackige Spruch oder aber auch eine sachliche Analyse erwartet werden. Sowohl der WM-Ausrichter Garmisch-Partenkirchen 2011 als auch der Deutsche Skiverband (DSF) gaben dem Deutschen TV-Sender ihr Einverständnis, als in den Redaktionsstuben des ZDF die Idee wuchs, einen Ausländer als Co-Kommentator unter Vertrag zu nehmen. «Ich fühle mich unter den Journalisten wohler als in einer Trainerfunktion», bekannte der Liechtensteiner. Ihm gehe die Geduld ab, die ein Trainerjob erfordere, äusserte sich Büchel ehrlich.
Bei Bankinstitut als FL-Botschafter
Marco Büchel ist zudem der Liechtensteiner Botschafter des Sports. Überall, wo er hinkommt, ist er beliebt, wird umworben. Diese Erkenntnis will sich ein Liechtensteiner Bankinstitut zunutze machen und Büchel als Botschafter in Öffentlichkeitsfragen einstellen; ein wahrer Magnet in Marketingfragen. Bestimmt werden sich da Türen öffnen.
Büchels Meinung zählt
Es ist hinlänglich bekannt, dass sich Marco Büchel grösster Beliebtheit erfreut. Wo man hinkommt, ist er ein Anziehungspunkt. Sein Abgang im Skizirkus wird bedauert. «Er ist ein sehr umgänglicher Typ. Ein Menschenschlag, von dem es nur wenige gibt», erklärte Österreichs Speedspezialist Klaus Kröll am Rande der Olympischen Spiele in Whistler.
Nebst seiner kernigen Sprüche und offenen Art wird auch sein Fachwissen geschätzt. Neben dem Schweizer Didier Cuche und dem Norweger Aksel Lund Svindal ist der Liechtensteiner einer von drei FIS-Athletenvertretern, denn schliesslich zählt seine Meinung.
«Die harte Realität im Swiss Team»
Acht Tage vor seinem 25. Geburtstag sammelte er am 27. Oktober 1996 in Sölden (Ö) als 21. des Riesenslaloms seine ersten Weltcuppunkte. Zuvor hatte ihn der jetzige LSV-Präsident Andy Wenzel angehalten, doch seine Karriere zu überdenken oder sogar zu beenden, weil die Resultate im Weltcup ausblieben. Wenzel kann sich nicht mehr an die Details erinnern. «Marco erzählt ab und zu davon. Es war wohl ein spontaner, kerniger Spruch. Bei ihm hat es etwas ausgelöst», ist Andy Wenzel überzeugt. Doch ein wesentlicher Punkt war die Tatsache, dass Hanni Wenzel als LSV-Präsidentin damals entschied, ihn aus dem behüteten Umfeld herauszunehmen. «Sie hat ihn mit der harten Realität im Schweizer Team konfrontiert. Es braucht oft wenig, dass der Groschen fällt», so Andy Wenzel.
Büchel musste sich leistungsmässig behaupten. Um mit dem Schweizer A-Kader trainieren zu dürfen, waren starke Leistungen erforderlich. Der Liechtensteinische Skiverband teilte seine Kader nach ähnlichen Gesichtspunkten ein; in den Anfängen kam es gelegentlich zu harten Bandagen, weil Schweizer Skirennläufer mit stärkeren Leistungen ins Schweizer B-Kader zurückgestuft wurden. Als der Schweizer Skisport in der Krise steckte, lieferte Marco Büchel längst starke Resultate und rettete dem einen oder anderen Schweizer Trainer den Kopf.
Wenzel: «Wir sind froh»
Vom Alter her könnte sich Büchel längst ruhigere Tage gönnen. Vom Ehrgeiz angetrieben, ging er immer wieder neue Ziele an. «Wir sind froh, dass er sich für Olympia entschieden hat», gesteht Andy Wenzel. «Es ist nicht selbstverständlich, Leute zu finden, die die sportliche Voraussetzung mitbringen, um mit den Weltbesten mithalten zu können. Es braucht Glück, Einsatz und viele Kleinigkeiten, dass ein Athlet diese Leistungen erbringen kann. Er hat eine erstaunliche Karriere gemacht», würdigt Wenzel den «Einzelkämpfer» Büchel und verfällt in Anerkennung: «An der Olympiaabfahrt bis auf fünf Zehntel an die Besten heranzukommen, verdient Respekt. Er ist voll auf die letzten Rennen fokussiert. Es ist bewundernswert und gewaltig, mit welchen Leistungen er bis zuletzt aufwartet.»
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