Studientag zur Zukunft des Landesspitals
VON GÜNTHER FRITZ
Als Public Private Partnership (PPP), auch öffentlich-private Partnerschaft genannt, wird die Mobilisierung privaten Kapitals und Fachwissens zur Erfüllung staatlicher Aufgaben bezeichnet. Österreich hat eine gewisse Vorreiterrolle, was PPP-Modelle betrifft. Gerade im Krankenhausbereich wurden in den letzten Jahren zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt.
Erfolgreiche Umsetzung in Oberndorf
Als ein herausragendes Beispiel, wie gut die Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und privaten Investoren bzw. Betreibern funktionieren kann, ist das Krankenhaus Oberndorf bei Salzburg. Das dortige Krankenhaus stand vor der Schliessung, weil sich die Gemeinde Oberndorf die Sanierung und den Betrieb nicht mehr leisten konnte.
Zu Beginn des Jahres 2008 haben die Stadtgemeinde Oberndorf und die Vamed-Gruppe ihre Zusammenarbeit im Krankenhaus Oberndorf auf Basis eines PPP-Modells beschlossen. Die Vamed ist ein österreichisches Unternehmen, das im Bereich der Planung, Errichtung und dem Betrieb von Gesundheitsprojekten tätig ist. Für die Betriebsführung und zur Umsetzung von erforderlichen Investitionen des Gemeinnützigen Krankenhauses Oberndorf wurde eine gemeinsame PPP-Gesellschaft gegründet. 51 Prozent der Geschäftsanteile werden von der Stadtgemeinde und 49 Prozent von der Vamed als privater Partner gehalten. Die Stadtgemeinde Oberndorf bleibt alleinige Rechtsträgerin. Verantwortung für die Führung des Krankenhausbetriebes sowie die Finanzierung und Umsetzung der erforderlichen Investitionen trägt Vamed.
Integriertes Gesundheitszentrum
Darüber hinaus wird der Krankenhaus-Standort Oberndorf durch die Errichtung eines Ärzte- und Rehabilitationszentrums zu einem integrierten Gesundheitszentrum weiterentwickelt. Die Vamed wird diese Zentren auf dem Areal neben dem Krankenhaus errichten und auch betreiben. Die Gesamtinvestitionen durch den privaten Investor in den Umbau des allgemeinen öffentlichen Krankenhauses sowie den Bau eines Rehabilitationszentrums und eines Ärztezentrums belaufen sich auf rund 60 Mio. Franken. Im Rahmen des Rehabilitationszentrums werden 60 neue qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und die bestehenden Arbeitsplätze bleiben gesichert.
Option für das Landesspital
Gesundheitsministerin Renate Müssner hat sich im vergangenen Herbst zusammen mit einer liechtensteinischen Delegation die Umsetzung des PPP-Modells in Oberndorf vor Ort angesehen. Am Montag wird nun an der Hochschule Liechtenstein ein von Regierungsrätin Renate Müssner von langer Hand geplanter Studientag zur «Zukunft des Landesspitals» durchgeführt, um den politischen Entscheidungsträgern und den Akteuren im Gesundheitswesen PPP-Modelle als Option zur Neugestaltung des Liechtensteinischen Landesspitals näherzubringen.
Weichenstellung dringend notwendig
Das Liechtensteinische Landesspital in Vaduz ist in die Jahre gekommen. Wie aus dem Gesundheitsbericht, der vergangene Woche im Landtag behandelt wurde, hervorgeht, weist die bestehende Infrastruktur des Landesspitals erhebliche Defizite aus: Zu geringe Geschosshöhen und Gebäudetiefen für die Behandlungszonen eines modernen Akutspitals, unzureichende Räumlichkeiten in den Bereichen Operationssäle, Zentralsterilisation, Notfallversorgung und Geburtssäle, eine teilweise unflexible und nicht aufstockbare statische Grundstruktur, fehlende nachrüstbare Installationszonen sowie Defizite in allen Bereichen der Haustechnik, welche eine umfassende Instandsetzung der bestehenden Infrastruktur grundsätzlich in Frage stellen.
Neubau für 94 Millionen empfohlen
Die Arbeitsgruppe, welche die Grundlagen für die Restrukturierung bzw. den Neubau des Landesspitals erarbeitet hat, kommt deshalb zum Schluss, dass eine umfassende Instandsetzung bei Kosten von 25 bis 30 Mio. Franken die strukturellen Defizite nicht umfassend beheben kann. In den bestehenden Grundstrukturen sei kein optimierter zukunftstauglicher Akutspitalbetrieb möglich. Deshalb empfiehlt die Arbeitsgruppe einen Neubau.
Als Ergebnis der Standortevaluation wird der Verbleib am bestehenden Standort vorgeschlagen. Eine Testplanung auf der Grundlage des Leistungsauftrages sowie der Strategie der Stiftung zur Steigerung des Leistungsanteils bei der stationären Grundversorgung bei einer annähernd gleichen Bettenzahl wie bisher hat ergeben, dass sich die Investitionskosten einschliesslich einer Reserve von 7 Mio. Franken auf 94 Mio. belaufen.
Finanzierbare hohe Qualität
Nach Ansicht von Gesundheitsministerin Renate Müssner kann nur eine gute langfristige Strategie die gewünschte Versorgungssicherheit bei gleichzeitiger finanzieller Leistbarkeit gewährleisten. Um die Basis für eine gute Entscheidung zu finden, hat Regierungsrätin Renate Müssner wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Politik und des Gesundheitswesens zum am Montag an der Hochschule Liechtenstein stattfindenden Studientag eingeladen, um sich intensiv mit den Optionen zur Neugestaltung des Landesspitals auseinander zu setzen.
Laut Experten kann ein Neubau die Gesamtkosten des Landesspitals deutlich senken, weil die laufenden Kosten drastisch reduziert werden können. Dazu Gesundheitsministerin Renate Müssner: «Wenn wir uns in Zukunft ein eigenes Spital leisten wollen, dann muss es aber auch eine optimale medizinische Qualität sicher stellen. Das Beispiel Oberndorf hat mir gezeigt, dass wir auch in Liechtenstein herausragende Qualität mit bescheidenen Mitteln gewährleisten könnten.»
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