«Massive, haltlose Kritik»
Herr Parteipräsident, Sie wurden am Parteitag mit einem überwältigenden Resultat zum Parteipräsidenten wiedergewählt, und mit einer Zustimmung von 94,7 Prozent hat Ihnen die Basis das Vertrauen ausgesprochen. Wie gehen Sie mit diesem Vertrauensvorschuss um?
Adolf Heeb: Besonders gefreut hat mich, dass die Parteibasis die massive, haltlose Kritik nicht teilte und mir das Vertrauen aussprach. Dieser Vertrauensbeweis gibt mir die nötige Kraft, mich weiterhin voll und ganz für die Partei einzusetzen.
Die VU-Abgeordneten Harry Quaderer und Jürgen Beck haben am Vortag des Parteitages an einen relativ grossen Adressatenkreis einen Brief versandt, in dem Sie und der Parteisekretär bezüglich des Führungsstils massiv kritisiert werden. Wundert es Sie, dass dieser Brief nun in den Medien publiziert wurde, und was sagen Sie zu der im Brief enthaltenen massiven Kritik an Ihrem Führungsstil?
Aufgrund des grossen Adressatenkreises ging ich davon aus, dass dieser Brief in den Medien in irgendeiner Form veröffentlicht wird. Die VU ist keine Kuschelpartei, in der alle blind der Führung folgen. Wir ringen intern um die besten Lösungen, was folglich voraussetzt, dass ein Parteipräsident auch mit Kritik umgehen können muss. Ich habe aber Mühe, wenn anstelle von konstruktiver Kritik haltlose Aussagen veröffentlicht werden. Für die Kritik an der Parteiführung ist der Parteivorstand das zuständige Parteiorgan. Festzuhalten ist, dass die beiden Kritiker diese Möglichkeit weder an der Parteivorstandssitzung im Juni noch im September genutzt haben, obwohl Harry Quaderer im Vorfeld der letzten Parteivorstandsitzung am vorletzten Montag die Wortmeldung schriftlich angekündigt hatte.
Die VU hat erst vor Kurzem eine Klausurtagung zur Optimierung der internen Kommunikation und Zusammenarbeit durchgeführt. Was war der Anlass dieser Veranstaltung?
Meinungsverschiedenheiten, mit denen man sich täglich auseinandersetzen muss, gibt es in jeder demokratischen Partei. Das Ziel dieser Tagung war die Optimierung der internen Kommunikation und unter anderem der Umgang mit Meinungsverschiedenheiten. Aus meiner Sicht war es eine sehr gute Veranstaltung, die von einem offenen und konstruktiven Klima geprägt war. Kritik wurde in einem respektvollen Ton angebracht, und es wurde nach Lösungen gesucht. Leider konnten die Verfasser des offenen Briefes nicht daran teilnehmen.
Sie haben am Parteitag angekündigt, dass nun eine Findungskommission einberufen werden soll, um bis 2011 einen neuen Präsidenten zu finden. Wann soll nun diese Kommission bestellt werden und wie wird sich diese zusammensetzen?
Diese Findungskommission habe ich bereits im Rahmen des Parteivorstandes und des Parteitages angekündigt. Sie wird in einer der nächsten Präsidiumssitzungen thematisiert werden. Aus meiner Sicht soll diese Kommission durch den Parteivorstand bestellt werden.
Was sind die nächsten Schritte, um die Partei intern wieder einigen zu können?
In der nächsten Präsidiumssitzung stelle ich den Antrag, gemäss Statuten eine Parteivorstandssitzung einzuberufen. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam die Meinungsverschiedenheiten bereinigen können.
Haben Sie sich in den letzten Wochen nicht öfters selbst gefragt, weshalb Sie sich das überhaupt antun? Hand aufs Herz: Kommt für Sie nach diesem klaren Vertrauensbeweis durch den Parteitag ein Rücktritt vor den ins Auge gefassten zwei Jahren überhaupt in Frage?
Nachdem ich mich entschieden habe, noch einmal zu kandidieren, stellt sich heute diese Frage nicht mehr. Der eindrückliche Vertrauensbeweis am Parteitag hat mich von der Richtigkeit dieser Entscheidung überzeugt. Wie bereits schon mehrfach angekündigt, habe ich die Absicht, in zwei Jahren zurückzutreten. (güf)
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