«Der Leistungsauftrag ist das A und O»
Vaduz. – Rainer Wolfinger, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, ist seit 20 Jahren Belegarzt am Liechtensteinischen Landesspital. Er ist einer von insgesamt 50 Belegärzten, wovon jedoch nur 15 bis 20 regelmässig am Spital tätig sind. Diese haben sich am Dienstag zu einer Sitzung getroffen. Dabei hätten die anwesenden 18 bis 20 Belegärzte einstimmig beschlossen, ihre Verträge mit dem Landesspital zu kündigen. Dies sei nicht als strategischer Schachzug oder als Schuss vor den Bug gemeint, sondern den Belegärzten sei es angesichts der derzeitigen Perspektivlosigkeit sehr ernst mit diesen Kündigungen.
Ungewisse Perspektiven
«Wir schauen uns alle nach neuen Möglichkeiten um, einige von uns haben bereits Angebote», erklärte Rainer Wolfinger gestern im Gespräch mit dem «Vaterland». Die Unsicherheit, wie es mit dem Landesspital nun wirklich weitergeht, habe aber nicht nur die ärztliche Seite ergriffen, sondern auch das Personal im Pflegebereich. Alle, die eine neue Möglichkeit sehen, würden das Spital verlassen. Wie Karin Zech-Hoop, Verwaltungsdirektorin des Landesspitals, auf Anfrage des «Vaterlands» bestätigte, seien solche Tendenzen tatsächlich spürbar und einige Kündigungen würden bereits vorliegen. Die Anzahl von Kündigungen halte sich im Moment aber noch in Grenzen. Es sei aber ziemlich schwierig, dem Personal angesichts der ungewissen Perspektiven Hoffnung zu geben, sagte Karin Zech-Hoop. Von Beruhigen könne eigentlich keine Rede sein.
Türen nicht ganz zugeschlagen
Thomas Büchel, Stiftungsratspräsident des Landesspitals, erklärte gestern gegenüber Radio L, dass dem Landesspital wegen des Personalexodus nun die Schliessung drohe. Sollten die Belegärzte die Verträge tatsächlich kündigen, so könne der Betrieb noch gut ein Jahr aufrecht erhalten werden, da die meisten Belegärzte langfristige Verträge hätten. Wie Rainer Wolfinger gegenüber dem «Vaterland» ausführte, sei es den Belegärzten mit den Kündigungen zwar bitter ernst, doch würden sie die Türen nicht ganz zuschlagen. Wenn es vonseiten der Politik heisse, dass das Landesspital unbedingt erhalten werden sollte, dann müssten die Belegärzte aber wissen, in welcher Form. «Um entscheiden zu können, ob wir am Landesspital noch eine Zukunft haben, müssen wir wissen, in welche Richtung der Leistungsauftrag allenfalls abgeändert werden wird. Der Leistungsauftrag ist für uns das A und O», betonte Rainer Wolfinger. Wenn es zum Beispiel seitens der Politik heisse, es sollen keine Operationen mehr in Vaduz möglich sein, dann sei das eine klare Botschaft für viele Belegärzte, sich anderswo umzusehen. «Wir lassen uns deshalb sämtliche Optionen offen», erklärte Wolfinger. (güf)
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